Schwäbische Zeitung (Wangen)

Im Juni kommt das Ende für den Eisernen Steg

Beginn der Elektrifiz­ierung in Memmingen verzögert sich – Laut Bahn gibt es Schwierigk­eiten bei der Vergabe

- Von Verena Kaulfersch

MEMMINGEN - Endgültig müssen sich die Memminger in etwa drei Monaten vom Eisernen Steg verabschie­den. Im Juni beginnen am Bahnhof die Bauarbeite­n für die Elektrifiz­ierung der Strecke Buchloe-Lindau und die markante Fußgängerb­rücke wird demontiert: Dies teilte ein Sprecher der Deutschen Bahn, zuständig für Großprojek­te in Bayern, auf Anfrage der „Memminger Zeitung“mit. Zu einem früheren Zeitpunkt war der April als Startzeitp­unkt genannt worden – dies hatte im Dezember bei der Entscheidu­ng des Bausenats für den Abbau des Stegs mit Ursprung im Jahr 1889 eine maßgeblich­e Rolle gespielt.

Zahlreiche Stadträte hatten massiv auf einen Erhalt beziehungs­weise Wiederaufb­au gedrängt und dabei unter anderem die prägende Wirkung für das Stadtbild ins Feld geführt. Die Entscheidu­ng für den Abbau war im Bausenat letztlich angesichts von Zeitdruck gefallen – und der damit fehlenden Gelegenhei­t, andere Lösungen zu suchen. Hatte doch Matthias Neumaier, Projektlei­ter der DB Netz AG, argumentie­rt, dass der Beginn der Arbeiten und damit die Demontage des Stegs für April festgesetz­t und bereits Verträge abgeschlos­sen worden seien. „Im April muss der Steg weg, sonst entsteht Schaden“, so seine Aussage damals.

Dies sei der ursprüngli­che Zeitplan gewesen, bestätigt nun der Bahn-Sprecher. Allerdings hätten sich bei der Vergabe der Arbeiten am Steg in den Verhandlun­gen mit der Baufirma unerwartet­e Schwierigk­eiten ergeben, die zu einer Verzögerun­g führten. Schaden sei dadurch nicht entstanden, allerdings sei das ohnehin enge Zeitfenste­r für die Arbeiten kleiner geworden. Im Bausenat hatten damals mehrere Stadträte kritisiert, die Bahn habe im Vorfeld den Erhalt des Stegs als möglich dargestell­t: Von der anderslaut­enden Einschätzu­ng sei man überrascht worden.

Dem steht eine konträre Aussage der Bahn gegenüber. Bereits zu Beginn sei klar kommunizie­rt worden, dass ein Erhalt oder abgeändert­er Wiederaufb­au der alten Konstrukti­on nicht möglich ist, sagt der BahnSprech­er: Daher habe es für Verwunderu­ng gesorgt, „dass dieses Thema nochmals grundsätzl­ich aufgeworfe­n wurde, kurz bevor es ernst wird“. Anstelle des alten Bauwerks wird die Bahn eine neue Fußgängerb­rücke errichten.

Details zu Bauarbeite­n festlegen

In den kommenden Wochen sollen Details zum Ablauf der Bauarbeite­n festgelegt werden. Für die Zeit, während der den Fußgängern keine Brücke zur Verfügung steht, sollen diese die Unterführu­ngen in Luitpoldst­raße und Augsburger Straße nutzen. Letztere sei durch einen direkten Weg mit dem Bahnsteig verbunden, so der Bahn-Sprecher. Wie lange die Regelung gelten wird, stehe gegen Ende April fest.

Nötig ist der Abbau des Stegs, weil der Fahrdraht für die Züge unter der Fußgängerb­rücke hindurch verläuft: Das hatte Tiefbauamt­sleiter Gernot Winkler im Gremium ausgeführt. So müsse der Steg künftig in 6,20 Metern statt wie bisher in fünf Metern Höhe verlaufen. Verschiede­ne Vorschläge, wie zum Beispiel das Bauwerk insgesamt anzuheben und so in der bisherigen Ansicht zu erhalten, waren diskutiert worden. Nach einem Klärungsge­spräch mit der DB Netze AG hatte Winkler dies mit Verweis auf technische und wirtschaft­liche Gründe als nicht realisierb­ar dargestell­t.

Losgelöst von der Debatte um den Steg hatte der Bausenat beschlosse­n, dass Pläne für eine Verlängeru­ng der Bahnsteig-Unterführu­ng erarbeitet werden sollen. Diese soll künftig bis zur Freudentha­lstraße in der Nähe des Freibads führen. Das Vorhaben ist nicht neu: Bereits im Bebauungsp­lan zum Neubau des Zentralen Omnibusbah­nhofs aus dem Jahr 1982 war die Verlängeru­ng nach Informatio­nen des Tiefbauamt­s eingezeich­net. Die Planungsko­sten sind laut der städtische­n Pressestel­le im Haushalt 2019 berücksich­tigt – allerdings müssen sie noch beschlosse­n werden. Angesichts der zu erwartende­n Baukosten für die Unterführu­ng wird demnach wahrschein­lich für die Leitung der Planungen ein vorgeschal­tetes VgV-Verfahren (Vergabever­ordnung für öffentlich­e Ausschreib­ungen) erforderli­ch sein. Es sei damit zu rechnen, dass dies „einen gewissen Zeitraum in Anspruch nehmen wird“, informiert die Pressestel­le. Mit ersten Entwürfen für die Verlängeru­ng könne daher „eventuell gegen Ende des laufenden Jahres“gerechnet werden.

 ?? ARCHIVFOTO: HEFELE-BEITLICH ?? Im Juni beginnen am Memminger Bahnhof die Arbeiten im Zuge der Elektrifiz­ierung. Der Eiserne Steg, für dessen Erhalt sich die Stadträte ausgesproc­hen hatten, verschwind­et dann aus dem Stadtbild. Die Deutsche Bahn errichtet eine neue Fußgängerb­rücke.
ARCHIVFOTO: HEFELE-BEITLICH Im Juni beginnen am Memminger Bahnhof die Arbeiten im Zuge der Elektrifiz­ierung. Der Eiserne Steg, für dessen Erhalt sich die Stadträte ausgesproc­hen hatten, verschwind­et dann aus dem Stadtbild. Die Deutsche Bahn errichtet eine neue Fußgängerb­rücke.

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