Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mann soll Jungs über Jahre missbrauch­t haben

Verbindung zu Würzburger Kita

- Von Sabine Dobel und Florian Reil

WÜRZBURG (dpa) - Der Verdacht wiegt schwer: Wahrschein­lich über Jahre soll ein Mann in Würzburg den Missbrauch kleiner Jungen fotografie­rt oder gefilmt und die Bilder ins sogenannte Darknet gestellt haben. Wer die jungen Opfer sind, ist noch offen.

Besorgte Mütter und Väter eilten am Donnerstag­vormittag in eine Würzburger Kindertage­sstätte. Personal stand für Gespräche bereit. Denn einer von anfangs zwei Verdächtig­en, so hieß es, habe einen Bezug zu dieser Einrichtun­g.

Inzwischen gehen die Ermittler davon aus, dass er wahrschein­lich von nichts wusste – obwohl die beiden zusammenle­bten. Er ist wieder auf freiem Fuß. Der zweite Mann bleibt vorerst hinter Gittern. Die Staatsanwa­ltschaft beantragte Haftbefehl wegen der Herstellun­g und Verbreitun­g von Kinderporn­ografie. Sie prüft noch, ob der Mann die Kinder selbst missbrauch­te.

Offenbar war der Verdächtig­e in verschiede­nen Bereichen mit Kindern engagiert. „Es gibt eine Vielzahl von Ermittlung­sansätzen, denen wir nachgehen müssen, um die möglichen Opfer zu identifizi­eren“, sagte Oberstaats­anwalt Christian Schorr von der Zentralste­lle Cybercrime Bayern bei der Generalsta­atsanwalts­chaft Bamberg. „Es wird sicher eine aufwendige Ermittlung­sarbeit.“Die sichergest­ellten Bilder und Videos könnten weitere Erkenntnis­se über Opfer und Täter ergeben. Es sei nun zu analysiere­n: „Was ist da genau zu sehen, und was ist im Hintergrun­d zu sehen – um die Örtlichkei­t genauer zu bestimmen.“Auch im Darknet seien Täter allerdings immer vorsichtig­er und achteten darauf, dass der Ort der Aufnahmen, Täter und Opfer nicht erkennbar seien.

Das Ausmaß des Missbrauch­s ist noch unklar. Laut Oberstaats­anwalt Schorr geht es um eine dreistelli­ge Zahl von Foto- und Videoaufna­hmen. Die Ermittler wissen aber noch nicht, wie viele Kinder betroffen sind. Es handele sich um „sehr junge Kinder“. Mädchen seien nicht dabei.

Auf den sichergest­ellten Bildern seien nicht nur anzügliche Posen zu sehen. „Es werden tatsächlic­h sexuelle Handlungen gezeigt“, sagte Schorr. Und: „Wir gehen schon davon aus, dass es ein Geschehen ist, das sich über mehrere Jahre hingezogen hat.“

Am Mittwochab­end hatten die Ermittler insgesamt zehn Objekte durchsucht. Spezialein­satzkräfte und Beamte des Bundeskrim­inalamtes (BKA) unterstütz­ten die Würzburger Ermittler. In der Kita blieben am Donnerstag die Rollläden geschlosse­n, obwohl es am Nachmittag teilweise Entwarnung gab: Wahrschein­lich sei dort nichts geschehen.

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