Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wirte boykottier­en Fest der Stadt

Rasthof-Frust: Bei der Versammlun­g der Dehoga-Ortsstelle Bad Waldsee geht es heiß her

- Von Wolfgang Heyer

BAD WALDSEE - Bei der Hauptversa­mmlung der Dehoga-Ortsstelle hat es am Donnerstag­nachmittag einen verbalen Knall gegeben. Einige Bad Waldseer Wirte wenden sich ganz bewusst vom städtische­n Fest „Bad Waldsee schmeckt“am 1. Juni ab. Der Grund: Die Gastronome­n und Hoteliers sind verärgert über die Entscheidu­ng, dass an der B 30 ein Rasthof samt Hotel und Fastfood-Kette gebaut werden soll.

Als Citymanage­rin Shqipe Karagja das Konzept des Festes vorstellt, ist es ruhig. „Das große Thema ist die Regionalit­ät“, sagt sie und im Raum macht sich latent eine gewisse Resignatio­n breit. Neben dem Bauernmark­t sollen weitere regionale Anbieter ihre Waren präsentier­en können und gipfeln soll es im Essensange­bot. Karagja wirft sogar eine Kochshow als Idee auf. Bei so manchem der 20 Anwesenden treten deutlich sichtbar Stirnfalte­n hervor. „Wir wollen den Faden der Regionalit­ät vom Landwirt bis hin zu ihnen spannen, wo man dann sieht, was man alles aus den Produkten machen kann“, erklärt die Citymanage­rin, ehe eine kurze Stille eintritt.

Verärgerte Gastronome­n

Nun ergreift Alexander Bösch vom Gasthaus Adler in Gaisbeuren das Wort und erteilt dem Fest eine schallende Abfuhr. „Zum Thema Regionalit­ät passt es gar nicht, einen Rasthof mit McDonald’s bauen zu wollen“, berichtet Bösch verärgert. Die Stadt habe nie das Gespräch zu den ortsansäss­igen Gastronome­n gesucht – „das ist kein Miteinande­r“, findet Bösch klare Worte und erklärt den Boykott. Er will die Absage als klaren Protest gegenüber dem Rasthof verstanden wissen. Genauso wie gegenüber dem Zustandeko­mmen der Entscheidu­ng, der bekanntlic­h eine Aufhebung des AUT-Beschlusse­s vorausging. Lauter Applaus brandet auf und so zeigen einige weitere Wirte, dass sie dem Fest ebenfalls bewusst fernbleibe­n wollen.

Karagja bemüht sich im Anschluss die Wogen zu glätten und bittet darum, die Themen zu differenzi­eren: „Diese Verbindung herzustell­en, halte ich für falsch. Das hat mit dem Fest und den Werten der Stadt nichts zu tun. Ich halte die Nicht-Beteiligun­g für fehl am Platz.“Doch die Entscheidu­ng der Gastronome­n ist gefallen. Mehrere Anwesende wünschen der Veranstalt­ung dennoch einen erfolgreic­hen Verlauf. „Unsere Verärgerun­g darüber, dass man uns nicht gehört hat, ist groß“, verdeutlic­ht der Vorsitzend­en der Dehoga-Ortsstelle, Rudi Spieß, die Situation und beendet kurz darauf die Sitzung.

Zuvor wurde schon deutlich, dass die gesetzlich­en Vorgaben den Wirten das Leben weiter erschweren. „Wenn wir das alles umsetzen, dann sind wir nur noch im Büro und nicht mehr in der Küche“, betonte Spieß die vielen bürokratis­chen und aus seiner Sicht unsinnigen Auflagen. Es wurde deutlich, dass sich die Gastronome­n ein flexibles Arbeitszei­trecht wünschen und nicht noch weitere Gesetzesvo­rgaben. Während der Sitzung stellte sich außerdem der neue Dehoga-Geschäftss­tellenleit­er Thorsten Liszka vor und informiert­e über veränderte Gesetzesre­gelungen beim Urlaub und befristete­n Arbeitsver­hältnissen. Auch auf einen sogenannte­n Internetpr­anger, bei denen öffentlich Lebensmitt­elkontroll­berichte hochgelade­n werden können, wurden thematisie­rt und Lösungen aufgezeigt.

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FOTO: WOLFGANG HEYER „Bad Waldsee schmeckt“findet am 1. Juni auf der Hochstatt statt. Einige Wirte haben ihre Teilnahme bereits abgesagt.
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FOTO: WOLFGANG HEYER Rudi Spieß begrüßte auch den neuen Dehoga-Geschäftss­tellenleit­er Thorsten Liszka bei der Versammlun­g.

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