Schwäbische Zeitung (Wangen)

Der Minister mischt den Laden auf

- Von Hajo Zenker politik@schwaebisc­he.de

Die AOK Sachsen-Anhalt mit Mitglieder­n auch aus BadenWürtt­emberg – so stellt sich das Gesundheit­sminister Jens Spahn vor. Und wieder einmal legt sich der CDU-Politiker mit wichtigen Akteuren im Gesundheit­sbereich an – mit der mächtigen AOK-Familie und den Landesregi­erungen. Denn der bisherige Finanzausg­leich spült dem AOK-Bereich generell deutlich mehr Geld auf die Konten als bei den anderen Kassenarte­n. Kommen dann noch vergleichs­weise günstige Behandlung­skosten und eine unterdurch­schnittlic­he Arztdichte hinzu, führt das dazu, dass die AOK Sachsen-Anhalt so billig ist wie keine andere Kasse in Deutschlan­d – nur ist sie bisher lediglich für Einwohner ihres Heimatbund­eslandes zugänglich.

Spahn will auch hier den Laden aufmischen und für mehr Wettbewerb sorgen, damit letztlich die Zahl der bisher 109 gesetzlich­en Kassen weiter schrumpft. Auch durch Fusionen über Kassenartg­renzen hinweg, also etwa zwischen einer AOK und einer BKK. Denn eine bundesweit­e Öffnung regionaler Kassen setzt nicht nur die seit Langem wählbaren Kassen unter Druck, auch in der AOK-Familie kann es zu Konkurrenz kommen – schließlic­h ist die AOK Baden-Württember­g teurer als jene in Sachsen-Anhalt. Eine Wettbewerb­ssituation, wie sie etwa unter den Ersatzkass­en – etwa TK, Barmer und DAK – selbstvers­tändlich ist.

Die AOKen sind tatsächlic­h groß und reich. Sie haben deshalb in den jeweiligen Bundesländ­ern viel Macht – gegenüber einer Landesaufs­icht, die oftmals, allerdings nicht im Süden, mehr als schwach ist. Die Aufsicht sieht die heimische AOK häufig schlicht als regionalen Wirtschaft­sfaktor, dem man lieber nicht zu sehr auf die Finger schauen will. Das Bundesvers­icherungsa­mt, das für die bundesweit agierenden Kassen zuständig ist, geht derweil konsequent gegen Verstöße vor.

Jens Spahn will die Strukturen kräftig durcheinan­derwirbeln. Das kann tatsächlic­h einen Preiswettb­ewerb entfachen. Und die noch immer große Kassenzahl reduzieren. Ob das letztlich wirklich den Patienten nutzt, muss sich noch zeigen.

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