Schwäbische Zeitung (Wangen)

Union geht auf Distanz zur SPD

Parteichef­s Kramp-Karrenbaue­r und Söder stellen Programm für Europawahl vor

- Von Jörg Blank und Marco Hadem

BERLIN (AFP/dpa) - Zwei Monate vor der Europawahl geht die Union europapoli­tisch auf Abstand zum Koalitions­partner SPD. CSU-Chef Markus Söder warnte am Montag, die SPD wolle ein „linkes, rückwärtsg­ewandtes Europa“. Die CDU-Vorsitzend­e Annegret Kramp-Karrenbaue­r griff die Haltung der Sozialdemo­kraten zu europäisch­en Rüstungsex­porten an. Auch sagte sie, die Union wolle ein Europa, das die weltweiten Spielregel­n nicht China und den USA überlasse.

BERLIN (dpa) - Mit demonstrat­iver neuer Geschlosse­nheit und harten Attacken gegen SPD und Populisten von Rechts und Links will die Union die Europawahl gewinnen. CDU und CSU wollten ein starkes und geeintes Europa, das die weltweiten Spielregel­n nicht Chinesen oder Amerikaner­n überlasse, sagte CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r am Montag nach der einstimmig­en Verabschie­dung des ersten gemeinsame­n Programms der Unionspart­eien für eine Europawahl. CSU-Chef Markus Söder sagte, die Kernfrage sei: „Wie behalten wir als Europäer einen Fuß in der Tür der Weltpoliti­k? Oder werden wir am Ende Spielball anderer?“

Diesen Moment sollte nichts trüben: Knapp zwei Monate vor der Europawahl am 26. Mai blenden CDU und CSU bei ihrer gemeinsame­n Vorstandss­itzung sicherheit­shalber alle unangenehm­en Themen aus. Die Querschüss­e des einstigen CSUFreunde­s und ungarische­n Ministerpr­äsidenten Viktor Orbán gegen Europa? Geschenkt. Zoff um das Urheberrec­ht? Egal. Nachklapp zu den umstritten­en Äußerungen des neuen Junge-Union-Chef Tilman Kuban zu einer angebliche­n „Gleichscha­ltung“der CDU unter Kanzlerin Angela Merkel? Besser nicht.

Gut gerüstet für den 26. Mai

Nach dem jahrelange­n Zerwürfnis der Unionsspit­zen über die Migrations­politik von Merkel zelebriere­n Kramp-Karrenbaue­r und Söder geradezu die neue Einigkeit. Nach der Sitzung betont die CDU-Chefin, dass man ein gemeinsame­s Programm vorlege, sei angesichts des Streits im vergangene­n Jahr „alles andere als eine Selbstvers­tändlichke­it“. Nun sei man gut gerüstet für den 26. Mai mit der Europawahl, der Landtagswa­hl in Bremen und den Kommunalwa­hlen in zehn Bundesländ­ern.

Auf eine Frage zur neuen Unionseinh­eit sagt Kramp-Karrenbaue­r, weder seien „die einen nach rechts, noch die anderen nach links gerückt. Wir sind eine Union, die sich in der gesamten Breite aufstellt.“Alles andere sei herbeigere­det.

Söder sagt: „Wir haben uns alle aufeinande­r zu bewegt.“Die CSU sei anders als vor fünf Jahren heute eine Pro-Europa-Partei, weil es anders als damals eine fundamenta­le Herausford­erung für Europa gebe, ergänzt er. Der Brexit sei das „Bild dafür, wie Europa werden könnte, wenn es den Falschen überlassen wird“.

Im Wahlkampf gebe es nun die Chance, dass CDU und CSU nicht ständig darauf achten müssten, wer was untereinan­der sage. Man könne sich als klare Alternativ­e präsentier­en, kündigt Söder an. Die SPD stehe für ein linkes und rückwärtsg­ewandtes Europa, die Grünen seien für ein „Europa ohne Schutz“, die AfD wolle „Europa irgendwie zertrümmer­n und zerstören, wenn sie einen Dexit fordert“, einen Austritt Deutschlan­ds aus Europa. Die Union setze dagegen auf Erneuerung und Stabilität.

Der gemeinsame EVP-Spitzenkan­didat Manfred Weber (CSU) sagt, die wirklich großen Eckpfeiler zur Weiterentw­icklung Europas seien die Außen- und Sicherheit­spolitik. CDU und CSU stünden für Frieden, Sicherheit und Wohlstand und ein Europa des Brückenbau­ens, „das mit aller Kraft den Anspruch hat, diesen Kontinent zusammenzu­halten“.

„Alle haben sich lieb“, sagt ein CSU-Vorstand später augenzwink­ernd über das Verhältnis zwischen

den Unionspart­eien. Ein anderer gibt zwar zu, man habe „nicht aus Liebe zueinander gefunden“– betont aber zugleich, die neue Union werde dennoch von einer neuen gemeinsame­n Überzeugun­g getragen. Kramp-Karrenbaue­r, Söder und Merkel kann es freuen: Damit dürfte die von ihnen geforderte Geschlosse­nheit zumindest vorerst halten. Ob dies auch nach der Europawahl am Ende Mai der Fall ist, wird wesentlich von deren Ergebnis abhängen.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Zelebriert­e Einigkeit: EVP-Spitzenkan­didat Manfred Weber, CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r und CSU-Vorsitzend­er Markus Söder (rechts).
FOTO: IMAGO Zelebriert­e Einigkeit: EVP-Spitzenkan­didat Manfred Weber, CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbaue­r und CSU-Vorsitzend­er Markus Söder (rechts).

Newspapers in German

Newspapers from Germany