Ökologisches Kleinod in Engetsweiler
Günter Jahn hat ein Stück Landschaft umgestaltet
NEURAVENSBURG - Zu Kaffee und Apfelstrudel hat Naturschützer Günter Jahn am Freitagnachmittag nach Engetsweiler Nachbarn, Interessierte und Naturschützer eingeladen, denn es gab etwas zu feiern. Gemeinsam mit dem Landschaftsarchitekten Armin Woll, in Kooperation mit Kreisökologe Bertrand Schmidt von der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Ravensburg und mit Unterstützung des Bund für Umwelt und Naturschutz Oberschwaben (BNO) hat Jahn ein ökologisches Kleinod erschaffen.
„Man kann doch ohnehin nichts verändern“, diese Politikverdrossenheit lässt Jahn nicht durchgehen: „Fangen wir doch lieber im Kleinen an“, so begrüßte er die rund 25 Gäste, darunter viele Nachbarn, die die Initiative des engagierten Naturschützers zu schätzen wissen. „Umweltschutz ist mein Hobby und meine Überzeugung“, fügte er hinzu.
Im Jahr 1975 hat sich die Familie Jahn, die aus der Gegend um Esslingen stammt, in Engetsweiler ein kleines Häuschen gekauft und seither die Wochenenden und Sommer dort verbracht. Hinter dem Haus lag eine Wiese, die für Landwirte wenig attraktiv war, da sie recht feucht ist und Hanglage hat. Jahn kaufte Anfang der 1990er-Jahre die 7000 Quadratmeter und legte mit Unterstützung des BNO einen kleinen Teich mit entsprechender Vegetation an. So schaffte er ein Biotop für viele Pflanzen und Tiere und trug zum Artenschutz bei. „Ein Nachbar sagte zu mir, er wolle so gern einmal wieder eine richtige Wildblumenwiese sehen“, so Jahn.
Jetzt hat er die Sache mit dem Biotop rundgemacht. Um das Gelände weiter sinnvoll ökologisch aufzuwerten hat er sich den Kreisökologen Schmidt ins Boot geholt und die Unterstützung von Doktor Sepp Bauer vom BNO in Anspruch genommen. „Herr Woll hat dann die Planung erstellt“, erklärte Jahn. Er führte die Gäste rund um das ökologische Kleinod und erklärte die vorgenommenen Maßnahmen. „Zunächst wurde der verdolte Bach auf 45 Metern geöffnet und die Ufer artgerecht gestaltet und bepflanzt. Auf der Wiese wurden Streuobstbäume gepflanzt“. Und es sei Kräutersaatgut nachgesät worden, erste Erfolge waren bereits zu sehen. „Im Haus haben wir eine Quelle, auch für diesen Wasserlauf haben wir ein Bett geschaffen, so dass er nun einen Zulauf zum Bach bietet“. Oberflächengewässer seien Lebensadern für viele Arten, pflichtete Schmidt bei und lobte Jahns Initiative. Um das Projekt zu finanzieren habe Jahn selbst in die Tasche gegriffen. „Seit 2011 gibt es das Prinzip der Ökopunkte“, sagte Schmidt.
Wenn jemand eine ökologisch wertvolle Landschaft schaffe, bekäme er Ökopunkte, die könne er an Bauträger verkaufen, die nicht selbst in der Lage seien, Ausgleichsflächen zu schaffen. „Herr Jahn hat 50 000 Ökopunkte bekommen“, damit verpflichte er sich, das Kleinod in den nächsten 25 Jahren zu pflegen, dazu gehöre auch das Ausbaggern des Teiches und der Baumbeschnitt. „Wenn wir hier die Feldgrille zirpen hören und die Schwalben fliegen sehen, dann haben wir alles richtig gemacht“, fügte Schmidt hinzu.