Erinnerungscafé zum Stephanuswerk in Isny
Austausch über ein 70-jähriges Stadtkapitel im Sitzungssaal des Rathauses
ISNY (sz/sts) - Die Städtischen Museen Isny laden am Mittwoch, 22. Mai, die Bevölkerung in den großen Sitzungssaal des Rathauses zum nächsten „Erinnerungscafé“ein. Es geht ums „Versehrtenheim/Stephanuswerk“, dessen älteste Gebäudeteile in Kürze abgerissen werden, um Platz zu machen für ein neues Stadtquartier mit bis zu 300 Wohnungen. Ein Investor aus Kaufbeuren hat das Areal unlängst von der Evangelischen Heimstiftung erworben.
Museumsleiterin Ute Seibold will von 14.30 bis 17 Uhr in gemütlicher Atmosphäre die Historie der Einrichtung ebenso in Erinnerung rufen wie die Menschen, die mit dem Stephanuswerk verbunden waren und bis heute sind. Das umgangssprachlich genannte „Stephiwerk“bietet inzwischen körper- und mehrfachbehinderten sowie psychisch und seelisch erkrankten Menschen individuelle Bildungs-, Arbeits- und Wohnmöglichkeiten mit dem Ziel der Teilhabe am Leben in der Gesellschaft.
Die Strukturen dafür sind seit mehr als 70 Jahren gewachsenen – doch wie fing alles an, gibt es noch Zeitzeugen? Darum soll sich das Erinnerungscafé drehen. Im Frühjahr 1946 wurde der Diakon Friedrich Deyle damit beauftragt, im provisorisch hergerichteten, ehemaligen SAKasernengebäude und in 15 Baracken des Reichsarbeitsdienstes ein Kriegsversehrtenheim einzurichten. Die Grundstücke gehörten zum größten Teil der Evangelischen Hospitalpflege Isny.
Schon kurz nach der Eröffnung des Heimes fanden rund 100 Männer hier Aufnahme, die Zahl erhöhte sich bald auf etwa 250 Schwerkriegsbeschädigte und Heimkehrer, unter ihnen viele „Amputierte“. 1949 eröffneten die „staatlichen Umschulungswerkstätten“, von 1949 bis 1952 wurden 100 Schreiner, 54 Schneider, 45 Schuhmacher, 32 Korbmacher, 22 Maler und 25 Katasterzeichner ausgebildet. 1955 übernahm die Evangelische Heimstiftung das „Versehrtenheim“und weihte 1956 die erste Behindertenwerkstatt Deutschlands ein. Die Namensänderung in „Stephanuswerk Isny“erfolgte 1971, das „Sportsanatorium“wurde im Juli 1977 übernommen, 1998 folgte die Erweiterung mit der neuen Werkstatt für behinderte Menschen.