Dethleffs vermeldet „erfolgreiches Jahr“
Internationale Fachpresse in Isny wird in Saloon-Atmosphäre über Neuheiten informiert
ISNY - „Wilder Westen“in Isny: Das riesige Zelt, das der Reisemobil- und Caravanhersteller Dethleffs alljährlich auf dem Werksgelände errichtet, hatte 2019 Saloon-Atmosphäre. Dunkle Wände im Holz-Design, Tierfelle als Sitzüberzüge, Kakteen im Foyer, die Espresso-Bar dort untergebracht in einem „Airstream“-Wohnwagen, einer Legende aus zahlreichen Hollywood-Streifen dank Vollaluminium-Karosserie in Zigarrenform.
All das bildsprachliche Hinweise auf das „Dach“, unter das Dethleffs als eigenständiger Hersteller innerhalb der Erwin-Hymer-Group (EHG) geschlupft ist mit der Übernahme durch den US-amerikanischen Gesellschafter „Thor Industries“. Motto: „Open roads for close friends“. Forsch übersetzt: „Bahn frei für gute Freunde.“
600 Teilnehmer aus 26 Ländern
Vier Tage lang wurde das Zelt inklusive schalldichter Übersetzerkabinen genutzt für die internationale Händlertagung mit rund 600 Teilnehmern, zu der diesmal Vertriebspartner aus 26 Ländern angereist seien, die weiteste Anreise hätten Partner aus Neuseeland, Japan und Südkorea auf sich genommen, verkündete Dethleffs-Geschäftsführer Alexander Leopold am Mittwoch, dem fünften Tag im Zelt.
An diesem beherbergte die „EventLocation“Vertreter der internationalen Camping- und Caravaning-Fachpresse, die über Neuheiten zum Modelljahr 2020 aus dem Hause Dethleffs und von der vor 15 Jahren in Isny gegründeten, mittlerweile ausgegliederten und eigenständigen Marke „Sunlight“informiert wurden.
Keinerlei Angaben machte Leopold dieses Mal zu Geschäftszahlen. Mit der Übernahme der EHG durch „Thor Industries“, die im Februar über die Bühne gegangen war, haben sich die Verlautbarungspflichten und -gepflogenheiten geändert, da der neue amerikanische Gesellschafter mit seinen Aktien an der New Yorker Wall Street gelistet sei.
Trotzdem konnte Leopold viel über Dethleffs erzählen: Dass mit der neuen Werkshalle eine „leistungsfähige Produktion“aufgestellt wurde; weiter zur guten, ja freundschaftliche Zusammenarbeit „mit unserem Partner Pössl, dem Inbegriff für Camper-Vans“, die seit 15 Jahren bestehe und für die viele „Ideen bei Dethleffs“entstünden. Wie überhaupt die „Camper-Van Expertise innerhalb der EHG“nun an einem Standort gebündelt sei, im „wohl einzigartigen Kompetenzzentrum“bei Dethleffs. Dass sämtliches Know how in Isny versammelt sei, ermögliche „kurze Entwicklungszeiten“auch für „Sunlight“und die im März gestartete, unabhängige „Urban-Vehicle“-Marke „Crosscamp“(SZ berichtete).
Perspektivisch für die Unternehmensentwicklung skizzierte Leopold, dass „230 Millionen Haushalten in der EU nur fünf Millionen Caravans gegenüberstehen“. Aus diesen Zahlen sei ein riesiges Potenzial an Neukunden ablesbar, die über Innovationen im Vertriebsnetz und neue Wege im Marketing gewonnen werden sollen.
Ein Thema bei den ReisemobilNeuheiten war die neue Abgasnorm „Euro XI Temp“, die zum 1. September in Kraft tritt: Dethleffs lege Wert darauf, dass alle Motoren mit der sogenannten „AdBlue“-Technologie ausgestattet seien, damit sie die grüne Umweltplakette erhielten – und auch die blaue, wenn sie denn irgendwann komme.
Verbunden damit sei bei einzelnen Modellen ein Wechsel der Chassis-Hersteller, bei Sunlight beispielsweise von Citroen zu Fiat, da bisherige Motorentypen entweder nicht mehr produziert werden oder neue auf den Markt kommen, die der Abgasnorm entsprechen. Die damit einhergehenden „Einschränkungen bei der Auflastung“wirkten sich auf technische Entwicklungen wie auf die Produktion aus. Neben – natürlich – Design- oder Funktionsdetails in den Modellneuheiten 2020, die aus ästhetischen Überlegungen heraus auf den Markt gebracht werden.
Über die Alpen an den Gardasee
Richard Angerer, zuständig für die Caravan-Sparte, sagte allgemein gehalten, Dethleffs könne „auf ein erfolgreiches Jahr zurückblicken“. Um Geduld bat er die Fachpresse bei der „Challenge“, ein Gespann mit E-Zugfahrzeug und dem autarken, elektrischen Wohnwagen „e.home coco“von Isny über die Alpen an den Gardasee fahren zu sehen. Das sei eine „Vision“, an deren Umsetzung mit dem Kooperationspartner ZF in Friedrichshafen gearbeitet werde. Generell: „Wir beschäftigen uns im Hintergrund mit der sich wandelnden Mobilität“, sagte Angerer. Sicherlich nicht nur, damit die internationale Presse auch 2020 wieder einen Grund hat, nach Isny zu kommen.