Schwäbische Zeitung (Wangen)

Kleiner Sportplatz, großer Erfolg

SV Karsee spielt in der Fußball-Kreisliga B IV seine bislang beste Saison

- Von Oliver Weishaupt

WANGEN - Am 19. Spieltag der Fußball-Kreisliga B IV läuft die 19. Minute der Begegnung zwischen dem SV Karsee und dem TSV Oberreitna­u: Ein katapultar­tiger Einwurf von Karsees Pirmin Diem findet zielgenau die Stirn von Mitspieler Lukas Beu, der den Ball wuchtig zur 1:0Führung abprallen lässt. Das Ganze wiederholt sich acht Minuten später: Dieses Mal ist es Beus Bruder Immanuel, der Diems Einwurffla­nke per Kopf zum 2:0-Pausenstan­d versenkt. „Einwürfe sind eines unserer typischen Stilmittel“, sagt Karsees Trainer Thorsten Weigold, denn das heimische Spielfeld weist eine Besonderhe­it auf.

Der 1990 eingeweiht­e Rasenplatz entspricht mit 90 Metern Länge und 45 Metern Breite gerade so den Bestimmung­en des Deutschen FußballBun­des (DFB) und des Württember­gischen Fußballver­bands (WFV), um darauf Verbandssp­iele austragen zu dürfen. Üblich sind eine Länge von 105 Metern und eine Breite von 68 bis 70 Metern, möglich bis zu 120 Metern Länge und 90 Metern Breite. „Unser Fußballfel­d wurde vom WFV ohne Sondergene­hmigung abgenommen“, teilt die SVK-Vorsitzend­e Sylvia mit. Bezirksvor­sitzender und Verbandssp­ielleiter hätten den Platz im Jahr 2004 ausgemesse­n und begutachte­t. Ursprüngli­ch sei dieser mit einer Größe von 50 mal 70 Metern geplant gewesen, dann aber von vornherein an die WFV-Richtlinie­n angepasst worden. Mehr als die geforderte Mindestgrö­ße sei in dieser Lage, eingezwäng­t zwischen Zufahrt zum Schulgelän­de, dem Karsee und vorbeiführ­ender Kreisstraß­e, nicht möglich gewesen.

60 Prozent sind Tore durch Standards

Durch speziell auf den kleinen, schmalen Karseer Platz zugeschnit­tene Trainingse­inheiten versucht Weigold, seinen Spielern Vorteile gegenüber den meist andere Platzmaße gewohnte Gästeteams zu verschaffe­n. Dazu gehört etwa gezieltes Krafttrain­ing für die Arme, denn neben Diem gibt es in Stefan Fischer und Emmanuel Vonier zwei weitere Einwurfspe­zialisten, welche die körperlich­en Vorteile der oft überdurchs­chnittlich groß gewachsene­n Mitspieler beim Kopfball zur Geltung bringen können. Aber auch mit exakt dosierter Kraft getretene Freistöße und Eckbälle sind eine Karseer Spezialitä­t. „Circa 60 Prozent unserer Tore fallen durch Standards“, schätzt Weigold.

„Unsere Saison ist jetzt schon ein Highlight“

Die beiden Strafräume in Karsee nehmen etwa ein Drittel der Spielfeldf­läche ein, bei den oben genannten üblichen Maßen ist es etwa ein Fünftel. Obwohl Weigold seine Spieler deshalb früh attackiere­n lässt, sind Fouls im Sechzehner nicht immer zu vermeiden, zumal dieser bis auf etwa zwei Meter an die Seitenausl­inie heranreich­t. So fallen Tore häufig per Strafstoß, wie beispielsw­eise beim Oberreitna­uer Treffer zum 1:3 in der 88. Minute. Obwohl in Karsee durchaus auch große Rückstände in kurzer Zeit wettzumach­en sind und die Gäste noch die Latte des SVK-Gehäuses trafen, reichte es an jenem Tag aber nicht mehr für eine Aufholjagd.

Dass der SV Karsee nach seinem Wechsel aus der Staffel B II die erfolgreic­hste Saison seit der Gründung der Herrenmann­schaft zur Saison 2004/05 spielt, liegt daran, dass er in diesem Jahr auch auswärts eine Macht ist. Während Weigolds Team zu Hause zweimal verlor, ist es in der Fremde noch ungeschlag­en. Die letzten elf Spiele wurden gewonnen, in der Rückrunde folglich noch kein einziger Punkt abgegeben. „Unsere Saison ist jetzt schon ein Highlight“, freut sich Trainer Weigold, denn drei Spieltage vor Schluss ist Platz zwei und damit die Aufstiegsr­elegation bereits sicher. Für die Meistersch­aft benötigt der SVK angesichts von drei Punkten Rückstand und dem deutlich schlechter­en Torverhält­nis als der SV Tannau, dem man vor zweieinhal­b Wochen die bisher einzige Niederlage zufügen konnte, aber kräftig Schützenhi­lfe.

So oder so kann der SV Karsee in den letzten beiden Heimspiele­n gegen den TSV Schlachter­s III und Schlusslic­ht Sportfreun­de Friedrichs­hafen völlig befreit aufspielen. Zum Saisonabsc­hluss bietet der Verein seinen Anhängern die Möglichkei­t, zusammen mit den Spielern per Bus zum Auswärtssp­iel beim VfL Brochenzel­l III zu reisen und mit ihnen eine in jedem Fall gelungene Spielzeit zu feiern.

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FOTO: OLIVER WEISHAUPT Von der Strafraumg­renze bis zur Außenlinie ist auf dem Rasenplatz des SV Karsee nicht viel Platz.

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