Kleiner Sportplatz, großer Erfolg
SV Karsee spielt in der Fußball-Kreisliga B IV seine bislang beste Saison
WANGEN - Am 19. Spieltag der Fußball-Kreisliga B IV läuft die 19. Minute der Begegnung zwischen dem SV Karsee und dem TSV Oberreitnau: Ein katapultartiger Einwurf von Karsees Pirmin Diem findet zielgenau die Stirn von Mitspieler Lukas Beu, der den Ball wuchtig zur 1:0Führung abprallen lässt. Das Ganze wiederholt sich acht Minuten später: Dieses Mal ist es Beus Bruder Immanuel, der Diems Einwurfflanke per Kopf zum 2:0-Pausenstand versenkt. „Einwürfe sind eines unserer typischen Stilmittel“, sagt Karsees Trainer Thorsten Weigold, denn das heimische Spielfeld weist eine Besonderheit auf.
Der 1990 eingeweihte Rasenplatz entspricht mit 90 Metern Länge und 45 Metern Breite gerade so den Bestimmungen des Deutschen FußballBundes (DFB) und des Württembergischen Fußballverbands (WFV), um darauf Verbandsspiele austragen zu dürfen. Üblich sind eine Länge von 105 Metern und eine Breite von 68 bis 70 Metern, möglich bis zu 120 Metern Länge und 90 Metern Breite. „Unser Fußballfeld wurde vom WFV ohne Sondergenehmigung abgenommen“, teilt die SVK-Vorsitzende Sylvia mit. Bezirksvorsitzender und Verbandsspielleiter hätten den Platz im Jahr 2004 ausgemessen und begutachtet. Ursprünglich sei dieser mit einer Größe von 50 mal 70 Metern geplant gewesen, dann aber von vornherein an die WFV-Richtlinien angepasst worden. Mehr als die geforderte Mindestgröße sei in dieser Lage, eingezwängt zwischen Zufahrt zum Schulgelände, dem Karsee und vorbeiführender Kreisstraße, nicht möglich gewesen.
60 Prozent sind Tore durch Standards
Durch speziell auf den kleinen, schmalen Karseer Platz zugeschnittene Trainingseinheiten versucht Weigold, seinen Spielern Vorteile gegenüber den meist andere Platzmaße gewohnte Gästeteams zu verschaffen. Dazu gehört etwa gezieltes Krafttraining für die Arme, denn neben Diem gibt es in Stefan Fischer und Emmanuel Vonier zwei weitere Einwurfspezialisten, welche die körperlichen Vorteile der oft überdurchschnittlich groß gewachsenen Mitspieler beim Kopfball zur Geltung bringen können. Aber auch mit exakt dosierter Kraft getretene Freistöße und Eckbälle sind eine Karseer Spezialität. „Circa 60 Prozent unserer Tore fallen durch Standards“, schätzt Weigold.
„Unsere Saison ist jetzt schon ein Highlight“
Die beiden Strafräume in Karsee nehmen etwa ein Drittel der Spielfeldfläche ein, bei den oben genannten üblichen Maßen ist es etwa ein Fünftel. Obwohl Weigold seine Spieler deshalb früh attackieren lässt, sind Fouls im Sechzehner nicht immer zu vermeiden, zumal dieser bis auf etwa zwei Meter an die Seitenauslinie heranreicht. So fallen Tore häufig per Strafstoß, wie beispielsweise beim Oberreitnauer Treffer zum 1:3 in der 88. Minute. Obwohl in Karsee durchaus auch große Rückstände in kurzer Zeit wettzumachen sind und die Gäste noch die Latte des SVK-Gehäuses trafen, reichte es an jenem Tag aber nicht mehr für eine Aufholjagd.
Dass der SV Karsee nach seinem Wechsel aus der Staffel B II die erfolgreichste Saison seit der Gründung der Herrenmannschaft zur Saison 2004/05 spielt, liegt daran, dass er in diesem Jahr auch auswärts eine Macht ist. Während Weigolds Team zu Hause zweimal verlor, ist es in der Fremde noch ungeschlagen. Die letzten elf Spiele wurden gewonnen, in der Rückrunde folglich noch kein einziger Punkt abgegeben. „Unsere Saison ist jetzt schon ein Highlight“, freut sich Trainer Weigold, denn drei Spieltage vor Schluss ist Platz zwei und damit die Aufstiegsrelegation bereits sicher. Für die Meisterschaft benötigt der SVK angesichts von drei Punkten Rückstand und dem deutlich schlechteren Torverhältnis als der SV Tannau, dem man vor zweieinhalb Wochen die bisher einzige Niederlage zufügen konnte, aber kräftig Schützenhilfe.
So oder so kann der SV Karsee in den letzten beiden Heimspielen gegen den TSV Schlachters III und Schlusslicht Sportfreunde Friedrichshafen völlig befreit aufspielen. Zum Saisonabschluss bietet der Verein seinen Anhängern die Möglichkeit, zusammen mit den Spielern per Bus zum Auswärtsspiel beim VfL Brochenzell III zu reisen und mit ihnen eine in jedem Fall gelungene Spielzeit zu feiern.