Der Mann für die gute Laune
Headcoach Oliver Billstein will die Ravensburg Razorbacks wieder zum GFL2-Titel führen
RAVENSBURG - Wegen des überraschenden Abgangs ihres Headcoachs John Harper drohte den Ravensburg Razorbacks kurz vor dem Start in die GFL2-Saison das große Chaos. Dass es nicht dazu kam, verdankt der aktuelle Zweitligameister nicht zuletzt Oliver Billstein. Der Sportliche Leiter übernahm zusätzlich Harpers Position, führte die Razorbacks zu Siegen in Darmstadt und Straubing – und steht am Sonntag (15 Uhr) vor seinem ersten Heimspiel im Weingartener Lindenhofstadion.
Eigentlich wollte Oliver Billstein ja mehr Zeit mit der Familie verbringen. Das hat zuletzt ganz gut geklappt für den 33-Jährigen, der in Lindau lebt und arbeitet. Doch kurz vor Saisonbeginn kamen die Ravensburg Razorbacks in Not. Und Billstein sprang ein. Als neuer Cheftrainer übernahm er große Verantwortung, die ihm aber nicht neu ist. „Uns blieb nicht viel übrig“, sagt Billstein über die Situation wenige Tage vor dem ersten Saisonspiel. Als Harper aus persönlichen Gründen zurück in die USA ging, war für die Razorbacks gleich klar, dass keine externe Lösung her sollte. Jemand aus dem Verein sollte den Trainerjob bei der ersten Mannschaft übernehmen. Billstein ist so einer. Zudem hat er Erfahrung als Coach.
Berufsbedingt war Oliver Billstein vor knapp acht Jahren an den Bodensee gezogen. In NordrheinWestfalen hatte er schon GFL2-Erfahrung gesammelt. Auf der Suche nach einem neuen Verein in der Nähe von Lindau wurde er schnell in Ravensburg fündig. Ab der Saison 2012 lief er als Defensive Back auf, bald schon engagierte er sich auch als Jugendcoach bei den Razorbacks. Nach und nach packte er diverse Trainerscheine drauf, ganz frisch hat er zum Jahreswechsel die B-Lizenz erworben. Neben seinen Aufgaben in der Jugend war er zuletzt Positionstrainer bei den Razorbacks. Zum Cheftrainer war es so kein weiter Weg mehr, wenn der Schritt trotzdem noch ein ganz entscheidender ist. Denn nun steht Billstein ganz vorne und trifft die großen Entscheidungen.
Große Übereinstimmung nach Harpers Abgang
Bis dahin musste er nach Harpers Abgang mit den Razorbacks ein recht chaotisches Wochenende überstehen. Schon am Sonntagnachmittag aber saß er mit den Vereinsverantwortlichen und den Importspielern zusammen, um den neuen Plan mit ihm an der Spitze durchzusprechen. Die Übereinstimmung war groß. Und schon am Montag leitete Billstein sein erstes Training. „Ich habe eine eigene Note reingebracht“, sagt Billstein. Einerseits habe er natürlich Elemente, die John Gilligan und Harper entwickelt hatten, übernommen. Eines wollte er aber unbedingt anders machen. Die US-Amerikaner hätten eine fast schon grimmige Verbissenheit mitgebracht, die ihm persönlich gar nicht so liegt. Er wollte eine Atmosphäre schaffen, die von guter Laune und Freude geprägt ist. „Fast alle unsere Spieler machen das in ihrer Freizeit“, sagt Billstein. Deshalb sei es wichtig, mit Spaß an die Sache heranzugehen. Das hat offensichtlich so gut gewirkt, dass die Razorbacks trotz der widrigen Umstände die ersten beiden Saisonspiele gewonnen haben. Eine „Trotzreaktion“, sagt der Trainer, der mit den Ergebnissen natürlich zufrieden war: „Ich bin begeistert, wie es läuft.“
In der Analyse des knappen Sieges in Straubing am vergangenen Samstag wirkt Billstein allerdings so gar nicht zu Späßen und guter Laune aufgelegt. „Das waren nicht wir Razorbacks, wie wir es sein können“, kritisiert er. Gemeint ist damit vor allem die Offensivleistung, defensiv sei die Mannschaft sehr gut unterwegs gewesen. Die schnelle Möglichkeit, die Leistung zu verbessern, gibt es am Sonntag, wenn ab 15 Uhr erneut die Straubing Spiders der Ravensburger Gegner sein werden.
Neben dem Wunsch nach dem dritten Saisonsieg sieht Oliver Billstein auch das große Ziel klar vor Augen: mit den Ravensburg Razorbacks den Titel in der GFL2 verteidigen.
GFL2 Süd, Samstag, 25. Mai, 16 Uhr: Gießen Golden Dragons – Darmstadt Diamonds; Sonntag, 26. Mai, 15 Uhr: Ravensburg Razorbacks – Straubing Spiders.