Die Jugendmusikschule ist wieder unter einem Dach
Ab Montag läuft auch der Musikschulunterricht in der Wolfgangstraße – Gute Nachrichten gibt es bei den Gebühren
WANGEN - Die „Wanderjahre“der Jugendmusikschule Württembergisches Allgäu (JMS) innerhalb des Wangener Stadtgebiets sind vorbei: Ab kommendem Montag läuft der komplette Unterricht in den Räumen der früheren Anton-von-GegenbaurSchule (AvG) – und damit unter jenem Dach, unter dem sich vor geraumer Zeit schon die JMS-Verwaltung eingerichtet hatte. Leiter Hans Wagner ist froh über die räumliche Zusammenführung – und kündigt Erfreuliches zu den Elternbeiträgen an.
Dieser Tage prägen Mitarbeiter von Umzugsunternehmen und ihre Fahrzeuge das Erscheinungsbild in der Wolfgangstraße. Sie schaffen Instrumente diverser Art und sonstiges Inventar aus dem GEG-Gebäude am Bahnhofsplatz zum neuen Musikschulstandort. In den war Ende 2018 bereits die JMS-Verwaltung eingezogen. Diese jedoch nicht aus dem GEGGebäude kommend, sondern aus der Lindauer Straße 2, lange Heimat der gesamten Jugendmusikschule.
Dann begannen Jahre der Trennung: Weil das Rupert-Neß-Gymnasium wegen der seinerzeit anstehenden und bald vollendeten Sanierung unter anderem Räume in der Lindauer Straße benötigte, ging der Unterricht seither im GEG-Gebäude weiter. Die JMSVerwaltung indes blieb an Ort und Stelle, weil es in dem Haus neben der evangelischen Stadtkirche keine Büros gab, wie Hans Wagner erzählt. Ende 2018 zog sie dann doch um – und zwar in die zwischenzeitlich ebenfalls vom RNG sowie zuletzt vom Kindergarten Haid genutzte frühere Antonvon Gegenbaur-Schule. Trennung der und Zwischenlösungen für die JMS hätten der Stadt in den vergangenen Jahren sehr geholfen, wie OB Michael Lang bekennt: „Ich bin der JMS sehr dankbar, dass sie da mitgegangen ist.“Denn so habe man auf die Anschaffung teurer Container oder anderer Behelfsgebäude für das RNG verzichten können.
Jetzt folgen also auch die rund 800 Nachwuchsmusiker der Wangener JMS-Zweigstelle inklusive ihrer rund 45 Lehrer. Ab Montag stehen ihnen dann insgesamt 24 Räume in der Wolfgangstraße zur Verfügung. Hans Wagner macht klar, dass er schon lange an dieser Lösung interessiert war – zumal die Stadt die eigentlich nötige Sanierung des GEG-Gebäudes schon vor Jahren wegen immenser Kosten auf Eis gelegt hatte. Und weil er sagt: „Eine Trennung wäre auf Dauer keine Perspektive gewesen.“Dass es ab
Montag für den kompletten Wangener Bereich der JMS an der Adresse in der Wolfgangstraße weiter geht, empfindet der Leiter vor diesen Hintergründen als „Glücksfall“. Zumal die Kapazitäten nach seiner Einschätzung ausreichen, nachdem aus drei einstigen Fachräumen der AvG, zum Beispiel für den Physikunterricht, zuletzt acht geworden sind. „Jetzt passt es auch“, so Wagner, der allerdings platzmäßig dennoch keine zusätzlichen Spielräume sieht und deshalb sagt: „Das war die Rettung.“
Die ist nach seiner Schilderung möglich geworden, obwohl die JMS weitestgehend auf die Substanz der AvG zurück greift, sprich die Stadt keine großen Sanierungen und Umbauten billigte. Zwar wurde gestrichen, und dies ist dieser Tage zu sehen und zu erschnuppern. Aber: Die
Raumteilung sei nur möglich gewesen, weil die Fachräume ohnehin zurückgebaut werden mussten.
Dass die JMS 24 Räume benötigt, sieht Hans Wagner auch in sich ändernden Anforderungen begründet: Weil immer mehr Nachwuchs länger oder ganztags an Schulen und Kindergärten bleibt, gebe es bei der JMS regelrechte Stoßzeiten, etwa dienstags, mittwochs und donnerstags nachmittags – obwohl die Musikschullehrer für den Elementarunterricht hinaus in die Kitas gehen: „Das Geschäft wird immer heikler, weil heute selbst kleine Kinder Terminpläne eines Managers auf der mittleren Ebene haben.“
Logistisch herausfordernd war bei den Planungen überdies die Zuordnung einzelner Räume: Zum einen, weil es vor allem größere Zimmer gibt, die zu den Erfordernissen einer
Schule gepasst haben, nicht aber zwingend zum Beispiel für Einzelunterricht an einem Instrument nötig sind. Zum anderen, weil manche Bereiche möglichst weit voneinander entfernt liegen sollten, etwa Streicher und Bläser.
Derlei Fragen sind beantwortet, und deshalb kann es am Montag musikalisch losgehen in der Wolfgangstraße. Spannend dürfte es dort dennoch werden, denn die ehemaligen Klassenräume sind akustisch nicht unbedingt auf Musikunterricht ausgelegt. Für Hans Wagner heißt das: Lehrer und Schüler „müssen die akustischen Dinge erst noch erproben“. Und wo nötig, soll zum Beispiel mit Vorhängen wie Teppichen nachgeholfen und so der Klang verbessert werden.
In der Summe freut sich der JMSLeiter auf „tolle Räume“, und er hat dieser Tage zwei weitere, erfreuliche Nachrichten parat: Denn Eltern, die ihre Kinder im Elementarbereich musikalisch schulen lassen, müssen dafür voraussichtlich nicht mehr so tief in die Geldbörse greifen wie bisher. Hans Wagner stellt hier eine Beitragssenkung von 15 Prozent in Aussicht, wirksam wahrscheinlich ab März. Wahrscheinlich deshalb, weil der JMS-Verwaltungsrat dieser zwar schon zugestimmt hat, das endgültige Okay aber von der im März tagenden Verbandsversammlung kommen werden muss.
Dort geht es aber nicht nur um aufzubringende Kosten für die ganz Kleinen: Auch die Entgelterhöhung für alle weiteren Bereiche dürfte niedriger ausfallen als zunächst geplant. Hans Wagner spricht hier beispielhaft von einem bis anderthalb statt eigentlich vorgesehenen drei Prozentpunkten. Möglich sei dies durch mehr Geld vom Land, da dieses eine Steigerung des Fördersatzes für pädagogische Kosten von zehn auf 12,5 Prozent beschlossen habe. Und die Entlastung beim Unterricht für die Kleinen will er als „Signal“verstanden wissen, „weil es wichtig ist, dass Kinder mit Musik in Verbindung kommen“.
Das taten – ganz unabhängig davon – zuletzt wieder mehr Kinder: Erstmals seit Jahren sind aktuell die Zahlen im Elementarbereich unterrichteter Kinder wieder gestiegen. Dass die neueste Entwicklung ein Trend wird, bezweifelt Hans Wagner derzeit aber noch. Denn dem stehen eben die „Managerterminpläne“des Nachwuchses gegenüber.
Die Öffentlichkeit kann sich erstmals einen Eindruck von der neuen Wangener Heimat der Jugendmusikschule am Sonntag,
8. März, machen. Dann steht dort der Musikschultag an, zunächst mit einem Konzert in der Stadthalle, anschließend dann mit Gelegenheit, Instrumente auszuprobieren, in der Wolfgangstraße. Die Termine der weiteren, kostenfreien Musikschultage in der Region: Gemeinschaftsschule Eglofs am Samstag, 7. März, Kurhaus Isny am Samstag, 14. März, Turnhalle Amtzell am Sonntag, 15. März, Festhalle Leutkirch am Samstag, 21. März und Mensa am Schulzentrum Kißlegg. Beginn der Konzerte ist jeweils um 14 Uhr. Anschließend finden die Instrumentenmarktplätze statt.
Am 29. Juli, dem letzten Schultag vor den Sommerferien lädt die JMS in die Wolfgangstraße überdies zu einem Tag der Offenen Tür samt Schulfest ein.