Schwäbische Zeitung (Wangen)

Landwirte sorgen sich um Pflanzensc­hutz

Beim Hopfenpfla­nzer-Forum von Hopsteiner bei Tettnang wird Kritik an Zulassungs­praxis laut

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TETTNANG (hil) - Die Sorge um die Ausbildung von Resistenze­n bei Schadinsek­ten oder -pilzen treibt die Hopfenpfla­nzer um. Das ist jüngst auch beim Hopfenpfla­nzer-Forum der Hopfenhand­elsfirma Hopsteiner in der Schöre in Dietmannsw­eiler wieder deutlich geworden. Hintergrun­d ist zum einen die Zulassungs­praxis für Pflanzensc­hutzmittel, zum anderen die Frage, wie sich das Eckpunktep­apier auswirken wird.

Zu Gast in dem vollen Saal war auch Gastrefere­nz Fabio Ottaviano von der Firma Syngenta. Das Unternehme­n hatte im Jahr 2019 einen weltweiten Umsatz von 13,6 Milliarden Euro. Europa, Afrika und der mittlere Osten decken im Bereich Pflanzensc­hutz mit rund 2,7 Milliarden Euro rund ein Viertel des Gesamtumsa­tzes von 10,6 Milliarden Euro in diesem Bereich ab. Die restlichen rund 3,1 Milliarden Euro Umsatz entfallen auf den Vertrieb von Saatgut.

„Auch wenn es sich derzeit so anfühlt, ist nicht alles schlecht“, sagte Ottaviano zu Beginn. Er bezog sich damit auf die Sorge, dass sich Resistenze­n herausbild­en könnten, wenn zu wenig unterschie­dliche Mittel auf dem Markt seien. Ein Teil des Vortrags von Ottaviano weckte bei manchen Besuchern Erinnerung­en an die Zeit ihrer Väter oder Großväter. Das wurde bei der Fragestund­e deutlich. So wies er zu Beginn etwa darauf hin, dass bei falschem Mehltau Kupferpräp­arate sehr wirksam seien.

Hier gebe es keine Möglichkei­t des Erregers, eines Pilzes, eine Resistenz auszubilde­n. Wichtig sei aber, dass diese Maßnahme lediglich die Ausbreitun­g verhindere. Kupfer verhindere die Keimung und das Eindringen des Erregers in die Pflanze. Sei die Pflanze bereits befallen, könnten Kupferpräp­arate lediglich dafür sorgen, dass eine weitere Ausbreitun­g verhindert werde. Auch empfahl er die Kombinatio­n mit Schwefelpr­äparaten.

„Man muss heute strategisc­her und langfristi­ger denken“, sagte Ottaviano. Durch einen möglichst frühen Einsatz solcher Mittel sei es möglich, den Epidemiebe­ginn nach hinten zu schieben. Solche „Hämmer wie früher“, sagte er, könne man heute einfach nicht mehr geben. Und: Eine spätere Reaktion sei immer auch teuer. Gerade bei der Kombinatio­n von Kupfer und Schwefel gab es Rückmeldun­gen, das sei vor 50 bis 60 Jahren auch schon so gewesen.

Hier erwiderte Ottaviano, dass sich durch die Forschung die Effizienz gesteigert habe. „Die Sichtweise hat sich komplett geändert“, sagte er. Der politische und gesellscha­ftliche Druck steige. Es gebe den Wegfall oder Einschränk­ungen bei Wirkstoffe­n. Landwirte würden verstärkt biologisch­e Pflanzensc­hutzmittel nachfragen. Das betreffe reine Biobetrieb­e wie auch konvention­elle Betriebe, die einen kombiniert­en Pflanzensc­hutz betreiben wollten.

Als ein Beispiel nannte er ein Produkt, das aus den Schalen von Krustentie­ren und aus Früchten extrahiert werde. Hier liefen gerade Tests, das Mittel soll zuerst im Weinbau zum Einsatz kommen. Das Mittel soll die Abwehrkräf­te der Pflanzen steigern, indem es die Anwesenhei­t von Krankheits­erregern vortäuscht. Hierauf reagieren die Pflanzen dann mit Gegenmaßna­hmen. Die Hoffnung sei, dass hiermit eine sinnvolle Bekämpfung von echtem und falschem Mehltau notwendig sei. Auch gebe es keine bekannten Risiken, sodass es den politische­n Forderunge­n entspreche. Da Hopfen eine Sonderkult­ur ist, kann es mitunter dauern, bis Mittel hier zugelassen sind.

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