Die neue Bescheidenheit der SpVgg Lindau
Wie der neue Vorstand die Zukunft der Spielvereinigung plant
LINDAU - Klassenerhalt statt Aufstiegszwang, Nachwuchsförderung statt eingekaufter Spieler, Spaß statt Druck: Es sind ganz neue Töne, die im neuen Jahr von der Spielvereinigung Lindau kommen. Gut zwei Monate nach dem Abgang von Werner Mang als Präsident des Kreisligisten gibt die neue Vereinsführung bekannt, wo es künftig langgehen soll. Klar ist schon jetzt: Es soll sich einiges ändern. Ein Überblick.
Die erste Mannschaft:
„Die erste Mannschaft war sicher die größte Baustelle“, gibt Marian Dlugosch, der zweite Vorsitzende des Vereins zu. Denn: Mit dem Weggang Mangs änderte sich auch die finanzielle Situation der Spielvereinigung. Jedem Spieler wurden deshalb kurz nach der Jahreshauptversammlung die neuen Konditionen mitgeteilt. Einige entschieden daraufhin, den Verein zu verlassen. Insgesamt sechs sind es inzwischen, darunter die Stammkräfte Alexander Koppers (FV Ravensburg), Musa Gaye (SV Beuren), Alexandros Nikolaidis (FC Wangen) und Misel Saric (SV Lochau). Elf neue Spieler – hauptsächlich ehemalige Lindauer und Kicker aus der Region – stoßen dafür neu zur Mannschaft, sodass die SpVgg jetzt über einen Kader von 26 Spielern verfügt. „Eine ganze Reihe ehemaliger Lindauer Spieler sind zurückgekehrt“, sagt Dlugosch. „Wir sind überglücklich, dass wir sowohl quantitativ als auch qualitativ einen sehr guten Kader zusammenstellen konnten.“
Besonders freuen sich die Verantwortlichen darüber, dass Spielertrainer Marco Mayer in Lindau bleibt. „Das war immer Plan A. Wir sind sehr glücklich darüber und glauben, dass er trotz allem sehr motiviert in die Rückrunde geht“, sagt Dlugosch. Mayers Jobbeschreibung wird sich jedoch etwas verändern. Statt um den Aufstieg soll es fortan darum gehen, die Mannschaft zu formen, junge Spieler zu integrieren, langfristig zu denken. „Marco hat überhaupt keinen Druck mehr. Die Mannschaft soll attraktiven Fußball spielen, kämpfen und Teamgeist leben“, erklärt Sönke Marx, der ebenfalls neu im Vorstand ist. „Dann sind wir zufrieden, auch wenn mal ein Spiel verloren geht.“Dass der Klassenerhalt mit 27 Punkten schon so gut wie sicher ist, kommt den Lindauern entgegen. Es verschafft Luft und Zeit, sich auf Größeres zu konzentrieren. „Unsere Idee ist es, hier langfristig etwas aufzubauen“, erklärt Marx.
Die Frauen:
Obwohl die Frauenmannschaft zur Winterpause auf Rang zwei der Landesliga stand, meldete der Verein sie vom Spielbetrieb ab. Der Grund: Es gab nicht mehr genügend Spielerinnen. Die Lindauerinnen spielten bereits die ganze Hinrunde in Minimalbesetzung, zum Teil ganz ohne Auswechselspielerinnen. Zur Winterpause sagten fünf weitere Spielerinnen ab – und schließlich auch der Trainer. „Wir bedauern das sehr“, sagt Marx. Vorwürfe gegenüber der Vereinsführung, die im Zusammenhang mit dem Rückzug unter anderem in sozialen Netzwerken aufgetaucht waren, will die Vorstandschaft aber nicht kommentieren. „Der Zug war schon abgefahren, als wir angefangen haben“, sagt Marx nur. Man würde sich aber freuen, wenn in Zukunft wieder eine Frauenmannschaft entstünde. „Wir versperren uns da auf keinen Fall und sind auch im Kontakt mit benachbarten Vereinen, um eine mögliche Zusammenarbeit zu klären“, ergänzt Dlugosch.
Die Jugend:
Zum neuen Lindauer Konzept gehört auch, dass die Jugendarbeit stärker in den Fokus rückt. Spieler aus der A-Jugend sollen deshalb künftig öfter mal bei den Aktiven mittrainieren, gleichzeitig sollen aktive Spieler mal im Training der Jugend vorbeischauen. „Wir wollen, dass hier alles ein bisschen zusammenwächst, dass die Jungen hier gerne spielen, eine Perspektive haben und einfach auch Spaß am Fußball“, sagt Marx, der selbst als Jugendtrainer aktiv ist. In der Winterpause seien bereits einige A-Jugendspieler nach Lindau zurückgekehrt. „Die kommen natürlich auch wegen der verbesserten Trainingsbedingungen, wie dem neuen Kunstrasen, zurück. Sie sehen aber auch, dass es noch andere positive Entwicklungen gibt.“
Die Vereinsführung:
Aus acht Leuten besteht die Vorstandschaft des Vereins laut Satzung. Zwar steht Michael Lehmann dem Vorstand formell vor, echte Hierarchien soll es aber nicht mehr geben. „Im Vorstand sehen wir uns als Team, in dem alle gleichberechtigt sind,“sagt Dlugosch. Werner Mang mische weder operativ noch strategisch mit. Über die Vergangenheit reden will die neue Vorstandschaft ohnehin nicht so gern. „Wir wissen nicht, was in der Vergangenheit alles vorgefallen ist und wollen es auch deshalb nicht kommentieren.“