Zwei Rekorde verschärfen die Raumprobleme
Wie die Anmeldezahlen an den weiterführenden Wangener Schulen sind und welche Folgen sie haben können
WANGEN - Die Anmeldungen an den weiterführenden kommunalen Schulen in Wangen haben der Gemeinschaftsschule und der Werkrealschulen in Niederwangen neue Rekorde beschert. So riesig bei den beiden Rektoren die Freude über die positiven Zahlen ist, so groß ist aber auch die Sorge über die zunehmende Platznot. Und so schwierig ist es, gute Lösungen für die Raumprobleme zu finden.
GWRS Niederwangen: Warum trotz großer Freude Gespräche nötig sind
Bereits in den Vorjahren hatte es an der Grund- und Werkrealschule Niederwangen immer mehr als 30 Anmeldungen für Klasse fünf gegeben. Fürs kommende Schuljahr sind es sogar 40 – so etwas hat es noch nie gegeben. „Das ist wunderbar, wir sind richtig happy“, freut sich GWRS-Schulleiter Peter Schlichte über die „durchgängige Zweizügigkeit“.
Dafür ist die Schule räumlich aber nicht ausgelegt. Die Folge aktuell: Zwei Klassen müssen ausgelagert werden – eine fünfte Klasse ins Untergeschoss des benachbarten Andreashauses der Kirchengemeinde, die Kombiklasse 1/2 ins Erdgeschoss des gegenüberliegenden Rathauses. Und letztere bekommt mit heuer 23 Anmeldungen für die Primarstufe sogar mächtig Zuwachs. „Wir sind auch hier an der Kapazitätsgrenze“, so Schlichte. Man sei am Ball und spiele sämtliche Möglichkeiten durch. Denn: „Wir brauchen hier einen Lichtblick am Ende des Tunnels, das kann keine Dauersituation sein.“
Bei aller Freude über den stabilen Trend an der Niederwangener Schule sieht auch Ortsvorsteher Roland Hasel im Andreashaus keine „Dauerlösung“. Man sei überall an der räumlichen Grenze: in der Schule, im Rathaus, in der Turnhalle, weshalb Sportstunden auch im neuen Vereinshaus neben der Halle stattfänden. „Wir sind in Gesprächen und haben verschiedene Ideen“, sagt Hasel. Und er verschweigt nicht, dass Teil der Überlegungen auch eine bauliche Erweiterung ist. Das sei bei einer Schule, die mitten im Dorf liegt, wegen des beengten Platzes aber nicht einfach.
GMS Wangen: Warum zehn Schüler sich eine andere Schule suchen müssen
Mit 70 Anmeldungen hat die Gemeinschaftsschule Wangen am Praßberg den Rekord aus dem Vorjahr (67) noch einmal getoppt. Auch über die Durchmischung der künftigen Fünftklässler freut sich Jürgen Lindner ungemein, mehr als die Hälfte seien Schüler mit Realschuloder Gymnasialempfehlung. „Wir werden hier überrannt“, sagt der GMS-Rektor.
Aber auch: „Wir platzen aus allen Nähten.“Die erste Konsequenz: Von den 70 angemeldeten Schülern müssen sich zehn eine andere Schule suchen, Priorität hätten Wangener oder solche mit Geschwisterkindern an der GMS. „Wir brauchen Pufferplätze für Zuzügler oder für Schüler, die aus der Internationalen Vorbereitungsklasse dazukommen“, sagt Lindner. Und er berichtet von 70 jahrgangsübergreifenden Anfragen allein im ersten Halbjahr, denen man hätte absagen müssen.
Dass aktuell die Hälfte aller Jahrgänge dreizügig sei, könne die Schule noch verkraften, aber „der Bedarf für einen Ausbau wäre dringend“: „Dabei geht es natürlich um viel Geld.
Das sind die aktuellen Anmeldezahlen an den städtischen Grundschulen:
Berger-Höhe-Schule 60 (Schulstatistik aus dem Vorjahr, Stand Oktober 2019: 60), GS Deuchelried 19 (18), GS Im Ebnet 19 (36), GS Leupolz 16 (21), GS Neuravensburg 24 (30), GS Schomburg 27 (15), GWRS Niederwangen 23 (13), GMS Wangen 49 (30), Martinstorschule etwa 5 (erwartete Zahl, aktuell gesamt 22 in Kombiklassen 1-4). Insgesamt gibt es gut 240 Anmeldungen für die Primarstufe, das sind etwa 15 mehr als vor einem Jahr.
So viele Viertklässler verlassen heuer die städtischen Wangener Grundschulen:
Die Stadt nennt in ihrer Statistik insgesamt 227 Schulabgänger in
Deshalb muss die Stadt entscheiden, ob sie künftig nur eine Zweizügigkeit will“, so Lindner. Dass sowohl GMS als auch die WRS Niederwangen irgendwann Platznöte bekommen würden, wundert den Schulleiter nicht. Von damals drei jeweils zweizügigen Werkrealschulen habe man mit der Anton-von-GegenbaurSchule eine zugemacht, und dieser Wegfall sei bei diesen Schularten räumlich nicht kompensiert worden. „Es war klar, dass man da in einen Mangel reinkommt.“
Realschule: Warum weniger manchmal mehr sein kann
Dass es bei den Anmeldungen heuer lediglich 102 und damit etwa 20 Prozent weniger als im Vorjahr sind, sieht Rektor Heiko Kloos noch „im Rahmen einer normalen Schwankung“. In den beiden Jahren zuvor waren es mehr als 150 Fünftklässler an der Johann-AndreasRauch-Realschule ihren vierten Grundschulkassen. Im Vergleich zum Vorjahr mit 255 Schulabgängern ist das ein schwacher Jahrgang, im Schuljahr 2017/ 18 waren es immerhin noch 235 Wangener Viertklässler gewesen. Diese Anmeldezahlen melden die weiterführenden städtischen Schulen:
GWRS Niederwangen 40 (Schulstatistik aus dem Vorjahr, Stand Oktober 2019: 31), GMS Wangen 70 (67), JAR-Realschule 102 (123), Rupert-Neß-Gymnasium 110 (102), Martinstorschule etwa 10 (erwartete Zahl, aktuell gesamt 42 in Kombiklasse 5-9). Insgesamt gibt es rund 330 Anmeldungen, im Vorjahr waren es etwa zehn mehr gewesen.
Diese Klassen gibt es außerdem:
gewesen. Denkbar, so der Schulleiter, dass die jüngste Diskussion um die verbindliche Grundschulempfehlung und womöglich überlastete Schüler in den beiden Eingangsklassen auch zu dem Rückgang bei den Anmeldungen beigetragen habe. Vielleicht hätten deshalb einige Eltern die Empfehlung ernster genommen, sagt Kloos. „Uns kommt dabei auch entgegen, dass es hier mit der WRS und der GMS an zwei Schulen das passende Niveau für Werkrealschüler gibt.“
Für die Realschule selbst sei die aktuelle Anmeldezahl gut, weil man nun vier mittelgroße Klassen bekomme, so der Schulleiter weiter. Und weil heuer der Abschlussjahrgang fünfzügig sei, komme dies „unseren räumlichen Kapazitäten entgegen“. Weil zudem ab dem kommenden Schuljahr die ersten beiden Klassenzimmer im neuen Anbau bezugsfertig sein sollen, geht Kloos
Die Stadt führt zwei Internationale Vorbereitungsklassen (IVK) in der Berger-Höhe-Schule mit sieben Schülern und in der Martinstorschule mit fünf Schülern. Ebenfalls in der BHS ist die Grundschulförderklasse angesiedelt, mit derzeit 16 Schülern.
Das ist der Gesamttrend:
Die Gesamtschülerzahl an den städtischen Wangener Schulen ist 3101. Im Vorjahr waren es laut Angaben der Stadtverwaltung noch 3121 gewesen. Auch wenn sich die Zahlen im Lauf des Schuljahrs verändern, ist insgesamt ein Negativtrend festzustellen. So lag im Schuljahr 2014/15 die Gesamtschülerzahl noch bei über 3300, die beiden Jahre später bei etwa 3250 und in 2017/18 bei rund 3200. (sz/bee) davon aus, „dass wir keine Wanderklassen haben werden“.
Wenn dann der Neubau mit seinen zehn Zimmern Anfang 2021 fertig sei, werde dann auch die räumliche Enge für die anstehende Sanierung an den Hauptgebäuden abgefedert. In den diesjährigen Anmeldezahlen sieht Kloos grundsätzlich den Trend der Vorjahre bestätigt: „Jede Schulart hat ihre Schülerschaft, wie haben keine Schulschließungen, das ist für uns eine komfortable Situation.“
Rupert-Neß-Gymnasium: Warum es nicht zur Fünfzügigkeit reicht
Mit 110 Anmeldungen – seit längerem wieder mehr als die Realschule – hält der leichte Aufwärtstrend am RNG an, in den beiden Vorjahren waren es 106 und 102 gewesen. Angesichts von nicht wenigen Schülern mit Gymnasialempfehlung an Realschule und Gemeinschaftsschule hätte sich Schulleiter Michael Roth auch über eine Fünfzügigkeit gefreut, „weil ich denke, dass wir am besten aufs Abitur vorbereiten können“. Obwohl die Beruflichen Schulen weiter drei Räume in einem RNG-Gebäude nutzen müssen, geht Roth davon aus, dass im kommenden Schuljahr keine Wanderklassen nötig sind.
Martinstor- und Waldorfschule: Warum der Anmeldeprozess noch läuft
Für die Anmeldung an der Martinstorschule als Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit Schwerpunkt Lernen (früher: Förderschule) gibt es keine festen Termine. „Zu uns kommen auch nach Beginn des Schuljahrs einige dazu“, sagt Schulleiter Ulrich Zumhasch und spricht „von einem stetigen Wechsel und etwa 40 Prozent Schülerbewegung in einem Schuljahr“. Man gehe jedoch grob von etwa fünf neuen Erstklässlern und rund zehn Anmeldungen für die Jahrgangsstufe fünf aus.
Insgesamt bleibt die Schülerzahl an der Martinstorschule mit 60 bis 70 konstant. Diese Schüler dürfen sich wohl in absehbarer Zeit auch über modernisierte Klassenzimmer freuen. Ein Musterklassenzimmer gebe es schon, berichtet Zumhasch, immer in den großen Ferien sollen dann weitere Räume renoviert werden.
In der Wangener Waldorfschule gibt es ebenfalls keine festen Anmeldetermine. Der laufende Prozess sei durch die aktuelle Corona-Situation unterbrochen worden, heißt es von Seiten der Schule. Grundsätzlich nehme man aber jedes Schuljahr rund 36 Erstklässler auf.