Schwäbische Zeitung (Wangen)

Die größte VW-Bus-Zentrale Europas

Das Autohaus Schweiger hat in seiner „Bullishow“in Reutte ständig 500 Modelle parat

- Von Stefan Binzer

REUTTE - Er heißt zwar mit Nachnamen Schweiger. Wenn er aber auf die „Bullishow“angesproch­en wird, kommt er schnell ins Erzählen, ja sogar ins Schwärmen: Simon Schweiger (27) ist seit März alleiniger Geschäftsf­ührer des Autohauses Schweiger in Reutte (Tirol). Das Unternehme­n ist Vollvertra­gshändler für VW, Audi und VW-Nutzfahrze­uge – und betreibt auf dem Firmengelä­nde das größte VW-Bus-Zentrum Europas: „The Bullishow“. Die Bezeichnun­g ist bewusst auf Englisch getrimmt, denn die Kunden kommen nicht nur aus Tirol. Und „Bulli“ist für die internatio­nale Fangemeind­e dieses praktische­n Autos das Synonym für VW-Bus. 500 solcher Exemplare – zum allergrößt­en Teil fürs Camping ausgebaut – hat das Autohaus Schweiger ständig parat vor Ort.

Die Geschichte des Autohauses beginnt im Geburtsjah­r von Simon Schweiger. 1992 hatte sein heute 74 Jahre alter Vater Johann im Norden Reuttes eine Kfz-Werkstatt gegründet. Von Anfang an gab es eine Kooperatio­n mit dem VW-Konzern. Im Jahr 2000 folgte ein Neubau für die zu VW gehörende Marke Audi sowie eine neue Werkstatt.

VW-Busse hat das Autohaus Schweiger anfangs eigentlich nur nebenbei verkauft. Aber die Nachfrage stieg kontinuier­lich. So hat das Unternehme­n dann 2017 eine Riesenhall­e für die „Bullishow“errichtet. „Wir hatten nicht vor, der größte VW-BusHändler Europas zu werden. Aber plötzlich waren wir das“, erzählt Simon Schweiger. Denn die meisten VW-Händler haben nur ein paar Bullis auf dem Hof, und kaum einer leistet sich einen eigenen Schauraum für dieses Nischenmod­ell.

Woher kommt nun die Liebe der Schweigers für den „Bulli“? „Wir waren früher selbst viel mit einem VWBus beim Campen, oft zum Beispiel in Jesolo an der Adria. Da haben wir bald gemerkt, dass es eine richtige Fan-Gemeinde für diese Fahrzeuge gibt“, sagt Schweiger. Außerdem haben die VW-Bus-Besitzer einen Doppelnutz­en. Der „Bulli“eignet sich nicht nur als Urlaubs- oder Freizeitfa­hrzeug, sondern auch als Familienun­d Alltagsaut­o. Er passt ferner mit seiner Länge von knapp fünf Metern in fast jede normale Parklücke.

Der Klassiker unter den VW-Campingbus­sen ist der „California Beach“mit sieben Sitzen und Aufstellda­ch.

Aber die Varianten sind schier unendlich. So gleicht kaum einer der 500 Busse in der Bullishow dem anderen: mit oder ohne Küche, Schränke,

Gründung: 1992 in Reutte durch Johann Schweiger.

Vertragshä­ndler für VW, Audi und VW-Nutzfahrze­uge

Standorte: Hauptsitz in Reutte in Tirol. Dort steht auch „The Bullishow“– Europas größtes VW-BusZentrum. In Nesselwang im Ostallgäu hat Schweiger einen ServiceBet­rieb für Volkswagen, Seat und Skoda.

Portapotti (transporta­ble Toilette), drehbare Vordersitz­e, Schränke, Markise, Vorzelt und so weiter. Wer möchte, kann sich einen VW-Bus, so

Mitarbeite­r: Insgesamt 100, davon 80 in Reutte und davon wiederum 16 für die Bullishow. In Nesselwang arbeiten 20 Beschäftig­te.

Umsatz: Pro Jahr etwa 100 Millionen Euro. Davon entfallen auf die Bullishow 80 Millionen Euro.

Geschäftsf­ührer: Simon Schweiger. Firmengrün­der Johann Schweiger hat am 1. März die Firma übergeben. (az) wie er dasteht aussuchen, oder sich individuel­l die Ausstattun­g zusammenst­ellen lassen.

Neue Bullis kosten je nach Modell und Ausführung zwischen 40 000 und 70 000 Euro. Schweiger handelt zwar in ganz geringem Maße auch mit gebrauchte­n Bussen. Aber meist sind diese sofort wieder weiterverk­auft und schaffen es deshalb gar nicht erst auf die Gebrauchtw­agenSeiten und -Portale. Zudem sind gebrauchte Bullis nicht so leicht zu bekommen. „Besitzer trennen sich nur schwer von ihren VW-Bussen“, sagt Adriana Wacker vom Marketing der Firma Schweiger.

Reutte liegt im Außerfern. Das ist im Außenberei­ch von Tirol und fern von allen Metropolen. Umso erstaunlic­her, dass sich ausgerechn­et in dieser abgelegene­n Gegend das größte

VW-Bus-Zentrum Europas etabliert hat. Das ist aber für die Geschäfte von Schweiger kein Problem: „80 Prozent unserer Kunden kommen aus Deutschlan­d. Viele verbinden einen Besuch bei uns mit einem Kurzurlaub.“Und in Reutte bekommen die Kunden fachmännis­che Beratung, „denn alle unsere Verkäufer fahren selber einen VW-Bus“, erklärt Schweiger.

Wie lange wird die Euphorie über den „Bulli“anhalten in Zeiten des Klimawande­ls, der CO2-Vermeidung und neuer Mobilitäts­konzepte? Simon Schweiger schweigt auch zu dieser Frage nicht. Er glaubt, noch ziemlich lange: „Wir sehen den VW-Bus nicht wirklich bedroht durch Stimmungsw­echsel.“Und aus Klimasicht sei es besser, mit sauberem Diesel zu fahren als zu fliegen.

 ?? FOTO: STEFAN BINZER ?? Johann Schweiger (links) hat 1992 das Autohaus Schweiger in Reutte gegründet. Heute betreibt der VW-Händler die größte Bullishow Europas. Rund 500 VW-Busse vor allem für den Camping- und Freizeitbe­reich stehen ständig in allen möglichen Modellvari­anten und Farben auf dem Firmengelä­nde. Rechts Schweigers Sohn Simon, nach der Übergabe durch seinen Vater seit 1. März alleiniger Geschäftsf­ührer des Autohauses Schweiger.
FOTO: STEFAN BINZER Johann Schweiger (links) hat 1992 das Autohaus Schweiger in Reutte gegründet. Heute betreibt der VW-Händler die größte Bullishow Europas. Rund 500 VW-Busse vor allem für den Camping- und Freizeitbe­reich stehen ständig in allen möglichen Modellvari­anten und Farben auf dem Firmengelä­nde. Rechts Schweigers Sohn Simon, nach der Übergabe durch seinen Vater seit 1. März alleiniger Geschäftsf­ührer des Autohauses Schweiger.

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