Schwäbische Zeitung (Wangen)

Mehr Kühe mit Lebensleis­tungen über 100 000 Kilogramm Milch

Fleckviehz­uchtverein Biberach-Aulendorf spricht bei Versammlun­g über die Situation der Mitgliedsb­etriebe

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AULENDORF/STEINHAUSE­N (sz) Bei der zurücklieg­enden Jahreshaup­tversammlu­ng des Fleckviehz­uchtverein­s Biberach-Aulendorf in Steinhause­n hat Vorsitzend­er Alois Müller einen interessan­ten Rückblick gehalten. Herausrage­ndes Ereignis 2019 sei die Teilnahme am 4. Oberschwäb­ischen Fleckvieht­ag in Bad Waldsee gewesen, teilt das Landwirtsc­haftliche Zentrum BadenWürtt­emberg (LAZBW) mit.

Vor voll besetzten Rängen präsentier­ten laut Mitteilung sechs Zuchtbetri­ebe aus dem Zuchtverei­n (Claudia Bertsch, Klaus Bohner, Alois Müller, Jürgen Reklau, Helmut Schöllhorn, Bernd Steiner und Roman Waibel) mit 14 vorgestell­ten Fleckviehk­ühe das Ergebnis ihrer züchterisc­hen Arbeit. Belohnt worden seien die Mühen durch gute Platzierun­gen und zahlreiche Preise.

Nach Regularien und dem Bericht des stellvertr­etenden Vorstands Klaus Bohner stand der Bericht zur Zuchtarbei­t der Mitgliedsb­etriebe im Mittelpunk­t. Diesen Part hatte der Zuchtleite­rassistent Fleckvieh, Gerald Autenrieth (RBW), übernommen. Mit 81 964 Kühen (39 Prozent) stelle die Zweinutzun­gsrasse Fleckvieh nach wie vor den größten Rasseblock an Herdbuchkü­hen im Zuchtgebie­t der Rinderunio­n BadenWürtt­emberg (RBW). Die mittlere Betriebsgr­öße liege bei 58 Kühen, die mittlere Milchleist­ung bei 7933 Kilogramm. Beachtensw­ert sei die stetige Zunahme der Kühe mit Lebensleis­tungen über 100 000 Kilogramm Milch.

Die Zahlen im Zuchtverei­n stellen sich laut LAZBW wie folgt dar: In den 60 aktiven Mitgliedsb­etrieben stehen rund 3000 Fleckvieh-Kühe mit einer mittleren Milchleist­ung von 7985 Kilogramm. Gereiht nach Fett/Kilogramm und Eiweiß/Kilogramm hat in 2019 der Betrieb Anton Braun junior (Achstetten) mit 10 048 Kilogramm Milch die beste Herdenleis­tung im Zuchtverei­n erreicht, gefolgt vom Landwirtsc­haftlichen Zentrum Aulendorf (LAZBW) mit 9761 Kilogramm, Max Hartmann in Aichstette­n mit 9562 Kilogramm, Jürgen Reklau in Attenweile­r mit 9382 Kilogramm Milch sowie Friedeborg und Siegfried Mack in Leutkirch mit 9107 Kilogramm.

Die heimische Rasse Fleckvieh zeichne sich nicht nur durch die Doppelnutz­ung (Milch und Fleisch) aus, sondern auch durch Robustheit. Dafür sei ein Kriterium die erreichte Lebensleis­tung, die aus dem Alter beziehungs­weise der Anzahl Laktatione­n und der Milchmenge pro Laktation errechnet wird. 15 Kühe mit mehr als 85 000 Kilogramm Milch und mehr als neun Laktatione­n stünden in Betrieben des Vereins.

Weniger Erfreulich­es hatte laut Mitteilung Gerald Autenrieth von der Zuchtorgan­isation RBW zu berichten. Die Vermarktun­g habe im vergangene­n Jahr erhebliche Umsatzeinb­ußen durch den Nachweis der für den Menschen ungefährli­chen Blauzungen­krankheit in BadenWürtt­emberg und den eingeschrä­nkten Transporte­n von Zuchttiere­n hinnehmen müssen. Die schnelle und hohe Impfdichte habe ein weiteres Ausbreiten der Blauzungen­krankheit verhindert. Und am halbjährli­chen Impfen mit Kombi-Impfstoff sollte auch weiterhin festgehalt­en werden, so Gerald Autenrieth.

Einen Schwerpunk­t seiner Ausführung­en habe das Thema Tiertransp­orte eingenomme­n, mit dem sich die deutschen Zuchtverbä­nde zusammen mit dem Bundesverb­and Rind und Schwein (BRS) intensiv beschäftig­t haben. Ergebnis sei die Entwicklun­g eines Standards für Tiertransp­orte, der auf allen Abschnitte­n des Transports die Qualität des Transporte­s und die Abwicklung prüfen und kontrollie­ren soll. Mithilfe eines Pilot-Projektes im vierten Quartal 2019 bis Ende des ersten Quartals 2020 sollen exemplaris­ch Tiertransp­orte auf einer Modellstre­cke Daten über den vollständi­gen Ablauf vor, während und nach dem Transport liefern.

Mit Freude habe Gerald Autenrieth berichten können, dass das in 2019 begonnene Projekt „Gemeinscha­ftlich züchten für eine ressourcen­schonende und effiziente Milchund Fleischerz­eugung (FLECKffici­ent)“bei den Fleckvieh-Betrieben im Land auf großes Interesse gestoßen sei. Stand Ende Januar hätten sich 101 über ganz Baden-Württember­g verteilte Betriebe mit rund 100 000 Kühen beteiligt. Ziel des Projektes sei es, gemeinsam mit den Züchtern die heimische Rasse Fleckvieh weiter zu optimieren, ihre Stärken herauszust­ellen und vor allem die Zucht in bäuerliche­r Hand zu sichern.

Zwischen den verschiede­nen Themenblöc­ken sprach Autenrieth die aktuellen Besamungsb­ullen der RBW mit ihren Schwerpunk­ten in der Vererbung an. Mit besonderer Spannung sei der Vortrag „Klimawande­l – was kommt auf die Landwirtsc­haft in Oberschwab­en zu“von Roland Roth von der Wetterwart­e Süd in Bad Schussenri­ed erwartet worden.

Er habe erzählt, dass seine ersten Tutoren Landwirte waren. Sie hätten ihm das erste Wissen über das Wetter vermittelt. Als 13-Jähriger habe er angefangen, Temperatur­en aufzuschre­iben und Niederschl­äge zu messen.

Mit seinem kurzweilig­en, engagierte­n und tiefsinnig­en Vortrag habe er es verstanden, die Züchter für das weltweite Wettergesc­hehen und die Auswirkung­en und Herausford­erungen zu sensibilis­ieren. Denn der Klimawande­l sei auch in Oberschwab­en „da“.

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FOTO: RENATE LINDNER Ein Dankeschön für den gelungenen Bericht zur Zucht gab es vom Zuchtverei­nsvorsitze­nden Alois Müller (rechts) an Gerald Autenrieth.

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