Raab und Renn buhlen um das Bürgermeisteramt
Wie die beiden Hergatzer Kandidaten die vergangenen Tage für sich genutzt haben – trotz der Corona-Krise
HERGATZ - Am Sonntag können die Hergatzer erneut entscheiden: Oliver-Kersten Raab und Christian Renn gehen in die Stichwahl um den Chefsessel im Rathaus. Renn ist schon mehrere Jahre als Gemeinderat tätig, die Mitglieder der GLH/ UBL positionieren sich klar für ihn. Sein Rivale Oliver-Kersten Raab hingegen setzt auf gemeindepolitische Neutralität.
Viele Themen hat Renn in der Gemeinde Hergatz schon mit angestoßen: Dorfentwicklung, Fußund Radwege, eine Bewegungslandschaft für die Kinderkrippe. „Ich habe mich in der Gemeinde viel engagiert“, sagt er im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“. Unzählige Stunden habe er in die ehrenamtliche Arbeit als Gemeinderat investiert und sich in Themen eingearbeitet. Wichtig ist dem 46-Jährigem der Bezug zu den Bürgern in der Kommune. „Ich will weg von der reinen Verwaltung hin zur bürgernahen Politik.“Deshalb habe er sich auch schon als Gemeinderat für mehr Bürgerbeteiligung stark gemacht, zum Beispiel in Form eines Neujahrsempfangs.
Unterstützt wird Renn von den Räten der der GLH/UBL. „Bei sämtlichen Investitionen, die wir in den vergangenen Jahren getätigt haben, hat er immer versucht einen Konsens zu finden“, sagt Michael Zeh, der künftig weiter im Gemeinderat sitzt. „Auch wenn es nicht immer einfach war.“Als Motor habe er die Themen in der Gemeinde immer wieder vorangetrieben. Deshalb stehe die komplette Liste auch hinter Renn. „Alles andere wäre für uns ein kompletter Neuanfang, bei dem sehr viel Zeit verloren geht“, sagt Zeh.
Der Wahl am Sonntag blickt Renn positiv entgegen. „Ich hoffe, dass die Bürger wissen, dass mir die Gemeinde am Herzen liegt.“Vor allem seine lange Erfahrung und seine berufliche Qualifikation sieht er als Vorteil gegenüber seinem Gegenkandidaten. „Mit einem reinen Verwaltungsfachmann sind wir die vergangen 18 Jahre nicht gut gefahren“, sagt er. „Wenn es Impulse gab, dann vom Gemeinderat.“Die Zeit bis zur Stichwahl konnte der 46-Jährige trotz CoronavirusKrise für sich nutzen. Viele Telefonate habe er geführt, die sozialen Medien für sich genutzt und einen neuen Flyer gestaltet. Veranstaltungen habe es aber keine weiteren gegeben.
Von Veranstaltungen abgesehen hat auch Oliver-Kersten Raab. „Persönliche Kontakte und Veranstaltungen
waren in letzter Zeit weder erlaubt, noch angebracht.“Stattdessen hat sich der 30-Jährige, der derzeit noch in München lebt, verstärkt auf den digitalen Bereich konzentriert: „Instagram, Whatsapp, Facebook, aber auch Telefonate und die Zeitungen waren mögliche Kanäle.“
Der gebürtige Hergatzer will frischen Wind ins Rathaus bringen. „Ich habe von Beginn meiner Kandidatur an auf gemeindepolitische Neutralität gesetzt“, sagt er auf Anfrage der „Schwäbischen Zeitung“. So sei er keinen Gruppierungen verpflichtet und könne sich unvoreingenommen mit den Anliegen der Bürger in Hergatz auseinandersetzen. „Ich denke, dass die Menschen den Eindruck gewinnen konnten, dass man bei mir mit allen Themen auf Offenheit und Unvoreingenommenheit stößt.“Als weiteren Vorteil nennt er seine Erfahrung in der Verwaltung sowie einen juristischen Berufshintergrund.
Die Chancen, Bürgermeister zu werden, stehen seiner Meinung nach ähnlich gut, wie für seinen Gegner. Schon in der vergangen ersten Wahlrunde habe es lediglich einen kleinen Stimmenunterschied gegeben. Ein ähnliches Ergebnis kann er sich auch bei der Stichwahl vorstellen.
Dass sein Mitbewerber Christian Renn die vergangenen sechs Jahre im Gemeinderat gesessen ist, sei mit Sicherheit ein Vorteil. Aber: „Das hauptberufliche Amt eines Bürgermeisters ist auf vielfältigste Weise umfangreicher als die ehrenamtliche Tätigkeit eines Gemeinderats.“Dabei gehe es nicht immer nur um gestalterische Tätigkeiten, sondern auch um alltägliche Verwaltungsangelegenheiten, innere Organisation und Personalführung. Nur eine stark aufgestellte und gut organisierte Verwaltung könne gestalterische Tätigkeiten effektiv umsetzten.
Ob künftig Christian Renn oder Oliver-Kersten Raab künftig im Büro von Noch-Bürgermeister Uwe Giebl sitzt, haben die Hergatzer in der Hand. Zum Schutz vor dem Coronavirus findet ausschließlich eine Briefwahl statt. Die Unterlagen wurden an alle Hergatzer über den Amtsboten zugestellt. Bis Sonntag, 18 Uhr, können diese bei der Gemeinde abgeben werden. Laut Kämmerer Frank Achberger sollten bis 19 Uhr die Ergebnisse vorliegen. Diese werden dann auf der Homepage der Gemeinde und an der Amtstafel veröffentlicht. Aktuell geht Achberger noch davon aus, Anfang Mai den neuen Bürgermeister im Rathaus begrüßen zu dürfen. „Aber wer weiß das schon in dieser Zeit.“
„Ich will weg von der reinen Verwaltung hin zur bürgernahen Politik.“
Christian Renn
„Ich habe von Beginn meiner Kandidatur an auf gemeindepolitische Neutralität gesetzt.“
Oliver-Kersten Raab