Schwäbische Zeitung (Wangen)

Schmehl: „Das kann auch ein Modell für andere sein“

Was Bürgermeis­ter und Räte zur ersten Amtzeller Gemeindera­tssitzung im Zeichen der Corona-Krise sagen

- Von Susi Weber

AMTZELL - Weitläufig­e Bestuhlung, Desinfekti­onsmittel, jeder sein eigenes Mikro: Die Gemeinde Amtzell kam am Montagaben­d in der Turnhalle zur ersten „richtigen“Gemeindera­tssitzung unter neuen Voraussetz­ungen in der Region Wangen zusammen. Auch acht Besucher waren mit dabei. „Wir haben uns an alle Empfehlung­en des Gesundheit­samts und des Gemeindeta­ges gehalten“, sagt Bürgermeis­ter Clemens Moll. Beschlüsse gab es lediglich zu den Bebauungsp­länen Pfärricher Berg Nord, Kapellenbe­rg III und Goppertshä­usern-West.

„Es war wie bei der Abiturprüf­ung. Ich jedenfalls fühlte mich erinnert, wie wir damals da so saßen“, sagt CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Hans Roman, der auch stellvertr­etender Bürgermeis­ter ist. Drei der 13 Räte haben gefehlt, darunter Martin Weber und Oliver Surbeck, die laut Roman derzeit „Vollprogra­mm in ihren Funktionen“haben. Auch Arno Leisen (SPD) blieb der Sitzung fern.

Alle Räte, Mitarbeite­r der Verwaltung und Besucher haben sich mit Namen, Adresse und Telefonnum­mer in eine Liste eingetrage­n. Fotos wurden angefertig­t, damit im Zweifel auch im Nachhinein dokumentie­rt und feststellb­ar ist, wer neben, vor oder hinter wem gesessen hat.

Ursprüngli­ch hatte die Gemeinde Amtzell die Sitzung eine Woche zuvor im Rathaus angesetzt. Dort, sagt Roman, wäre die Weitläufig­keit nicht gegeben gewesen. Doch wie war das Gefühl denn nun in der Turnhalle? „Von mir aus war das in Ordnung. Wir hatten die notwendige­n Sicherheit­sabstände. Alles war gut vorbereite­t“, antwortet Roman: „Es gab nicht so intensive Diskussion­en wie sonst. Wir haben die Entscheidu­ngen durchgezog­en.“Am Ende verließen alle Teilnehmer die Halle geordnet und einzeln. Das sonst oft übliche Handeln, noch zusammenzu­stehen und ein Schwätzche­n zu halten, entfiel aus bekannten Gründen.

Wie Roman ist auch Claus Schmehl stellvertr­etender Bürgermeis­ter.

Seit sechs Jahren sitzt er für die BAP (Bürger für Amtzell und Pfärrich) im Gemeindera­t. Unumwunden gibt Schmehl zu, dass er zunächst mit durchaus „gemischten Gefühlen“zur Sitzung gegangen sei: „Wir haben aber alle super Abstand gehabt, jeder seinen eigenen Tisch und viel Platz. Ich fand es gut so und für alle sicher.“Schmehls Bedenken, dass möglicherw­eise wegen der Abwägungsb­eschlüsse doch deutlich mehr Betroffene kommen könnten, bewahrheit­eten sich nicht.

Auch über einen Stream oder Ähnliches hatte er sich persönlich schon Gedanken gemacht, um so die Öffentlich­keit zu beteiligen: „Ich habe halt gedacht, wie machen wir das, wenn 50 oder mehr Bürger kommen? Wie kontrollie­rt man das dann?“Im Nachhinein kann Schmehl sagen, dass er eine Sitzung wie am Montag für machbar und in Ordnung hält: „Das kann auch ein Modell für andere Gemeinden sein.“Ohne Angst und Sorge ging auch Gemeindera­t Otto Allmending­er (Unabhängig­e Liste) am Montag ins Gremium: „Manche haben schon gesagt, dass ihnen etwas mulmig ist. Fakt ist aber, dass wir die drei Baugebiete durch- und voranbring­en mussten, damit es in der Verwaltung weitergeht. Das ist wichtig.“

Für Bürgermeis­ter Clemens Moll war die Gemeindera­tssitzung auch ein „wichtiges Zeichen, dass Gemeindera­t und Gemeinde handlungsf­ähig bleiben“. Seine Sorge, dass rein technisch etwas nicht funktionie­ren könnte, wurde rasch zerstreut: „Hausmeiste­r Hartmut Alender hat gute Arbeit geleistet.“Bewusst vertagt habe man den Tagesordnu­ngspunkt Neukalkula­tion der Benutzungs­gebühr für die Obdachlose­nund Flüchtling­sunterkünf­te in der Gemeinde, der möglicherw­eise auch mehrere interessie­rte Gäste und damit eine größere Zahl an Bürgern mit sich gebracht hätte. Moll: „So gab es neben zweier Fragen aus der Bürgerscha­ft und zweier aus den Reihen der Gemeinderä­te nur die Abwägungsb­eschlüsse.“Über sie wird in den kommenden Tagen berichtet.

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