Haltbarkeitsdatum für die Hoffnung
Die Zwangspause der Bundesliga und 2. Bundesliga soll vorerst bis zum 30. April dauern
FRANKFURT (SID/sz) - Die Köpfe von Christian Seifert und seinen acht Krisenhelfern rauchten bei ihrer Videoschalte quer durch die Republik. Von 10.30 Uhr bis in den späten Nachmittag grübelte das Präsidium der Deutschen Fußball Liga (DFL) über einen Ausweg aus der existenzbedrohenden Lage – das Ergebnis war alternativlos: Der deutsche Profifußball muss vorerst den CoronaStillstand akzeptieren, strebt aber die Rückkehr aus der Zwangspause nach dem 30. April an.
Diesen Plan legte das Präsidium vor, am Dienstag nächster Woche muss der Vorschlag von den 36 Clubs der Bundesliga und 2. Liga abgesegnet werden. Die DFL betonte, die „Saison bis zum 30. Juni zu Ende spielen zu wollen, soweit dies rechtlich zulässig und selbstverständlich gesundheitlich“vertretbar ist: „Diesbezüglich arbeitet die DFL unter Hochdruck an Konzepten, Spiele zu gegebenem Zeitpunkt – der Situation geschuldet – auch ohne Stadion-Zuschauer und mit einem Minimal-Einsatz von Arbeitskräften in den Bereichen Sport, allgemeine Organisation und Medien durchzuführen.“
Mit der Empfehlung „haben wir uns eine Atempause gegeben, in der wir nicht ständig nach aktueller Nachrichtenlage reagieren müssen“, erklärte Alexander Wehrle, Geschäftsführer des 1. FC Köln und neben Seifert, Peter Peters (Schalke), Jan-Christian Dreesen (FC Bayern), Oliver Leki (Freiburg), Stefan Schneekloth (Kiel), Rüdiger Fritsch (Darmstadt 98), Oke Göttlich (St. Pauli) und DFL-Direktor Ansgar Schwenken im DFL-Präsidium.
„Kurzfristig ist an reguläres Mannschaftstraining und damit an einen sportlichen Wettbewerb ohnehin nicht zu denken“, so Wehrle weiter. „Das gemeinsame Ziel des deutschen Profifußballs, die Saison 2019/ 20 zu Ende zu spielen, bleibt bestehen.“Das Präsidium beschloss zudem, die bereits angelaufene Vergabe der Medienrechte, die derzeit rund 1,5 Milliarden Euro pro Saison in die Kassen der Proficlubs spülen, für die Spielzeiten von 2021/22 bis 2024/25 zu verschieben. Statt Anfang Mai soll die Vergabe Mitte Juni erfolgen. Angesichts der wirtschaftlichen Probleme möglicher Interessenten könnte der Profifußball dabei weniger einnehmen als erhofft.
Ob der Termin zum Wiederbeginn aber wirklich eingehalten werden kann, erscheint angesichts der noch immer raschen Ausbreitung des Virus und der behördlichen Restriktionen allerdings mehr als fraglich.
Ein reguläres Ende der Spielzeit hängt auch davon ab, ob die von zahlreichen Verantwortlichen als „letzte Hoffnung“deklarierten Geisterspiele durchgeführt werden können. Sofern die Partien
Mit der Empfehlung „haben wir uns eine Atempause gegeben, in der wir nicht ständig nach aktueller Nachrichtenlage reagieren müssen.“
unter Ausschluss der Öffentlichkeit untersagt werden, bringt den Clubs auch die Verschiebung der EM-Endrunde ins kommende Jahr nichts. Dann wird die Zeit bis zum angestrebten 30. Juni zu knapp, der Saisonabbruch gepaart mit einer Pleitewelle droht – ein fürchterliches Szenario.
Deshalb hofft auch die Spitze des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) weiter auf Geisterspiele. Andernfalls ist für DFB-Vizepräsident Rainer Koch die „Existenzfähigkeit des gesamten Profifußballs“gefährdet. „Es sollte unser Ziel sein“, sagte auch Eintracht
Alexander Wehrle
Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic, „die Saison vor dem 30. Juni zu Ende zu spielen“. Bobic brachte in diesem Zusammenhang bereits tägliche Partien ins Gespräch. „Ich habe den Vorschlag gemacht, dass wir jeden Abend Spiele ansetzen. Das wäre von Montag bis Sonntag Prime-Time, das wäre ja auch lukrativ für die Anbieter“, sagte Bobic zu spox.
Die Hessen hatten in den vergangenen Tagen zudem verlauten lassen müssen, dass zwei ihrer Profis sich mit dem Coronavirus infiziert haben. Jeder weitere Fall würde die Wiederaufnahme des Spielbetriebs unrealistischer machen, bei einem möglichen Saisonabbruch wird mit einem Einnahme-Ausfall in Höhe von rund 770 Millionen Euro kalkuliert.
Vor diesem Hintergrund scheint die nun avisierte Pause noch überaus vielversprechend.