Der Verzicht der Fußballer
Claus Vogt ist von der VfB-Familie begeistert – Stuttgarter Profis ebenfalls solidarisch
STUTTGART (falx/dpa) - Wie sehr der Sport als verbindendes Element der Gesellschaft wirken kann, zeigt sich dieser Tage – dabei findet er überhaupt nicht statt. Doch auch wenn der Ball ruht, egal ob Hand-, Fußball-, Volley- oder Basketball, die Fans sind es, die weiter voran gehen und sich engagieren. Claus Vogt, Präsident des VfB Stuttgart und seit seiner Wahl nicht gerade als Mann aufgefallen, der forsch in die Öffentlichkeit drängt, richtete nun emotionale Worte an die VfB-Familie: „Gerade jetzt zeigt der gesamte VfB seine gesellschaftliche Relevanz und Initiative. Sei es durch Nachbarschaftshilfe unserer einzelnen Fangruppen, sei es durch die offiziellen Fanclubs“, sagte Vogt lobend in einer Videobotschaft: „Ich bin besonders stolz auf die Solidarität, die sich innerhalb unserer VfB-Familie widerspiegelt. Wir sind alle noch enger zusammengerückt, ohne andere auszuschließen.“
Sich selbst ausschließen, das können auch die Fußballer des VfB nicht. Auch finanziell wollen die Kicker ihren Beitrag leisten, um den Verein zu entlasten. „Mein Eindruck war, dass die Spieler sehr schnell begriffen haben, was los ist, und schon signalisiert haben, dass sie ihren Teil dazu beitragen wollen. Das war sehr, sehr positiv“, sagte der Vorstandsvorsitzende Thomas Hitzlsperger zum Thema Gehaltsverzicht der Profis bei Sky. Der Zweitligist hatte zuvor Gespräche mit den Spielern über die finanziellen Folgen der Spielpause in den Bundesligen geführt. Hitzlsperger selbst hatte bereits erklärt, dass auch für ihn ein Gehaltsverzicht denkbar ist: „Sie können davon ausgehen, dass ich beim Thema Gehaltsverzicht vorangehen werde“, sagte der frühere Nationalspieler.
Aber auch weitere große Stars der Bundesliga üben sich in Folge der
Corona-Krise in Verzicht. Beim FC Bayern München sind die Spieler und Verantwortlichen wohl damit einverstanden, dass ihre Bezüge um 20 Prozent reduziert werden. In schwierigen Zeiten will auch der Rekordmeister damit ein Zeichen der Solidarität setzen und drohende Nachteile für ClubMitarbeiter vermeiden. Bei Borussia Dortmund verzichten die Profis ebenfalls auf Teile ihres Grundgehaltes, damit spart der BVB einen zweistelligen Millionenbetrag ein. Diese Einsparung werde „dabei helfen, den BVB als einen der größten Arbeitgeber Dortmunds abzusichern und zu schützen“, hieß es.
Zuletzt hatte schon die Dortmunder
Führung um Clubchef Hans-Joachim Watzke freiwillig auf einen Teil ihres Gehaltes verzichtet. Neben Sportchef Michael Zorc soll auch Trainer Lucien Favre dazu bereit gewesen sein. Ebenso wie Lizenzspielerchef Sebastian Kehl, der 2003 noch Profi war, als der damalige BVB-Kader in großer wirtschaftlicher Not des Clubs schon einmal auf 20 Prozent des Gehalts verzichtete.
Die Bayern-Profis Joshua Kimmich und Leon Goretzka hatten bereits mit ihrer Initiative „We kick Corona“den Start-Betrag von einer Million Euro gespendet. Nach wenigen Tagen schlossen sich viele Fußballprofis und Privatspender den Nationalspielern an und spendeten insgesamt mehr als drei Millionen Euro.
Den Anfang des Gehaltsverzichts in der Bundesliga hatte in der vergangenen Woche Borussia Mönchengladbach gemacht. Trainerstab sowie Direktoren und Geschäftsführer hätten sich dem Beispiel der Spieler angeschlossen. Gleiches gilt für den FSV Mainz 05, wo sogar Betreuer und Zeugwart Gehaltsreduzierungen freiwillig hinnehmen.
Bei anderen Clubs wie RB Leipzig, 1. FC Köln, Werder Bremen und dem FC Schalke 04 seien Spieler, Trainer und Manager auch bereit, auf einen Teil ihrer Bezüge zu verzichten. Auch bei Hertha BSC wurden dazu intern Gespräche geführt, sagte Sport-Geschäftsführer Michael Preetz und kündigte an: „Letztlich wird sicher jeder bei Hertha BSC einen Beitrag leisten, damit wir als Verein und Gemeinschaft geschlossen durch diese Krise kommen.“
„Gerade jetzt zeigt der gesamte VfB seine gesellschaftliche Relevanz und Initiative.“
Claus Vogt