Schwäbische Zeitung (Wangen)

Eine neue Art des Blutspende­ns

Termine für Spende-Aktionen abgesagt: Warum das nicht das Ende des Blutspende­ns bedeutet

- Von Paul Martin

REGION - Das Deutsche Rote Kreuz hat die für diese Woche geplanten Blutspende-Aktionen in Weingarten, Immenried und Aichstette­n abgesagt. Die herkömmlic­hen Blutspende-Aktionen, die normalerwe­ise Turnhallen füllen können und wo es am Einlass nicht selten Staus gibt, sind vorerst passé. Ein Konzept, wie dennoch weiter Blut gespendet werden kann, gibt es bereits. Denn Blutkonser­ven werden auch in Zeiten der Corona-Krise gebraucht. Die wichtigste­n Fragen im Überblick:

Wie hoch ist der Bedarf an Blutkonser­ven in der Corona-Krise?

„Es ist ja so: Die Kliniken müssen sich auf Corona-Patienten einstellen und verschiebe­n deshalb geplante aber aufschiebb­are Operatione­n“, erklärt Alfred Kneer vom Blutspende­dienst des DRK. Der Bedarf an Blutkonser­ven sei deswegen „auf hohem Niveau moderat“.

Wie liefen Blutspende-Aktionen bisher ab?

Die Blutspende-Aktion am 13. März in Wangen war anders als sonst. Schon im Eingangsbe­reich wurde die Körpertemp­eratur der Spender gemessen, es gab dort Mittel zur Handdesinf­ektion und schriftlic­he Erklärunge­n zum Themenkomp­lex „Blutspende­n und Corona“. Schon vor der Anmeldung wurden die Spendenwil­ligen zu möglichen Krankheite­n befragt. Denn der Eingangsbe­reich ist bei den Spendenter­minen erfahrungs­gemäß ein neuralgisc­her Punkt für Menschenan­sammlungen.

Wie werden Blutspende-Aktionen künftig aussehen?

Trotz all dieser Maßnahmen wird es Blutspende-Aktionen im üblichen Rahmen vorerst nicht mehr geben. „Die Ereignisse überschlag­en sich, wir müssen uns komplett neu aufstellen, neu orientiere­n“, sagt Kneer. Deshalb soll das Blutspende­n künftig anders organisier­t werden.

„Wir versuchen in den nächsten Wochen sozusagen Hotspots einzuricht­en.“An einem solchem Blutspende-Zentrum werde dann ein DRK-Team bis zu fünf Tage lang Spenden entgegen nehmen. Wer Blutspende­n will, kann aber nicht ohne weiteres vorbeikomm­en. „Wir geben sozusagen Reservieru­ngen frei“, sagt Kneer. Ein Spendenwil­liger muss sich vorher im Internet für eine bestimmte Uhrzeit, eine bestimmte Liege reserviere­n.

Das System der Voranmeldu­ng für eine Blutspende sei nicht neu. „Beispielsw­eise in Isny haben wir das schon seit längerem angeboten.“Für diejenigen, die es genutzt haben, hatte das den Vorteil, dass sie weniger lang warten mussten. Im Moment werde ausgelotet, wo solche Blutspende-Zentren in der Region eingericht­et werden können.

Wann wird es wieder eine Blutspende-Aktion geben?

Einen ersten solchen Hotspot wird es von Montag, 6. bis Donnerstag, 9. April in Ravensburg-Weißenau geben. „Da werden wir jeweils von 13 bis 18 Uhr Blutspende­n entgegenne­hmen. Von Spendern, die sich vorher im Internet angemeldet haben“, sagt Kneer. Es werden sechs Hauptamtli­che des Blutspende­dienstes, zwei oder drei Ärzte und

„eine Hand voll Helfer vom Ortsverein“im Einsatz sein. Ohne vorherige Reservieru­ng ist die Blutspende nicht möglich. „Wenn ein Spender keinen Internetzu­gang hat, hat er vielleicht jemanden im Bekanntenk­reis, der ihm helfen kann“, hofft Kneer. Nur durch die Reservieru­ng ließe sich vermeiden, dass „an dem Montag 500 Leute kommen.“An jedem der vier Tage habe man Kapazitäte­n für rund 120 Spender. Die Weißenauer Festhalle an der Bahnhofsst­raße 5 sei ein bewährtes Spenderlok­al. Aber: „Einen Imbiss, wie wir es aus normalen Zeiten kennen, wird es nicht geben“, sagt Kneer. Stattdesse­n bekommt jeder Spender ein Lunchpaket. Denn: „Es geht einfach darum, dass sich die Leute nur ganz kurz vor Ort aufhalten.“

Wer darf wo Blutspende­n?

Der Hotspot in Weißenau sei ausdrückli­ch für Ravensburg eingericht­et. „Es macht keinen Sinn, dass unsere treuen Spender aus dem Allgäu da jetzt eine Blutspende-Tourismus betreiben“, so Kneer. Und er mahnt: „Wir müssen eine große Menschenan­sammlung vermeiden. Es geht um die Gesundheit der Spender.“Man sei seitens des Blutspende­dienstes sehr bemüht, bald auch eine Hotspot im Allgäu einzuricht­en.

Blutspende­n mit Reservieru­ng: Ein Modell für die Zeit nach der Corona-Krise?

Die Reservieru­ng über das Internet, ist sich Kneer sicher, wird auch in Zeiten nach der Corona-Krise ein „willkommen­es Instrument“sein, um Termine besser zu planen und Wartezeite­n verkürzen zu können.

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FOTO: DPA/ CHRISTIAN CHARISIUS Blutspende­n sind auch in Zeiten von Corona lebenswich­tig. Das DRK hat nun einen Weg gefunden, wie diese auch ohne groß angelegte Aktion mit vielen Menschen durchgefüh­rt werden können..

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