Köhles kochen für Helden
Die Aktion für Helfer gibt es jetzt auch am Bodensee
NEUKIRCH - Wegen der Coronapandemie ist das Neukircher Landhaus Köhle wie auch andere Gaststätten derzeit für Gäste geschlossen. Markus Köhle und seine Frau Brigitte sehen darin jedoch keinen Grund, die Hände in den Schoß zu legen. Denn zum einen wird die Ware im Lager auf Dauer nicht besser. Und einen Weg, etwas Gutes daraus zu machen, hat Sohn Michael ins Spiel gemacht. „Kochen für Helden“heißt die Aktion, bei der Restaurants seit einigen Tagen Pflegekräfte und andere Helfer kostenfrei mit Speisen beliefern.
Michael Köhle betreibt in BerlinKreuzberg gemeinsam mit Christoph Hauser das Restaurant „Herz & Niere“. In der Hauptstadt ist die Initiative auch gestartet. Max Strohe vom „Tulus Lotrek“hat im Internet auf der Plattform startnext.com vor wenigen Tagen ein Spendenprojekt für Menschen in medizinischen und Pflegeberufen gestartet. Mittlerweile, sagt Brigitte Köhle, gebe es in vielen Städten bereits Restaurants, die sich daran beteiligen würden – und jetzt eben auch in Neukirch.
Den Auftakt machen Markus und Brigitte Köhle mit den zwei Pflegeheimen St. Johann und Dr. Albert Moll in Tettnang. Die Häuser betreten sie natürlich nicht, die Speisen nehmen Mitarbeiter draußen entgegen. Und Markus Köhle verrät schon, was es gibt: Kässpätzle und Salat, 60 Portionen für die Helfer, die vor Ort die Klienten betreuen. Salat gibt es noch dazu. „Wir tun damit das, was wir am besten können“, sagt Brigitte Köhle zu der Aktion.
Die beiden haben mithilfe der Sozialstation zwei Elternteile gepflegt, und deshalb eine Ahnung was die Fachleute jeden Tag in den Einrichtungen leisten. Markus Köhle: „Auch deswegen wollen wir das jetzt unterstützen.“Diese Hilfe soll so lange gehen, wie der Gastronomiebetrieb geschlossen bleiben muss. Auf einen To-go- oder Lieferbetrieb haben die beiden wegen der doch sehr ländlichen Lage verzichtet.
Das sieht bezogen auf die Region natürlich recht gemischt aus. Es gibt manche Betriebe, bei denen die Küche vorerst kalt bleibt und andere mit Lieferservice oder Abholmöglichkeit. Während in der Stadt auch renommierte Gaststätten ganz dicht gemacht haben, kann es gerade auf dem Land dazu kommen, dass es heißes Essen gibt, manchmal durchgängig, teils aber auch nur an einzelnen Tagen. Das sind nicht nur Klassiker
ANZEIGEN wie Pizzerien, sondern auch Lokale wie beispielsweise der Landwirt in Laimnau oder das Lamm und der Ranken in Kau oder auch das Kreuz in Tannau, die das ermöglichen.
Markus Köhle hat den Plan: Immer ein Gericht für alle. Und das kann dann beispielsweise später auch eine Pasta mit selbstgemachtem Bärlauchpesto sein. Oder einfach auch ein ordentlicher, schwäbischer Kartoffelsalat. Sohn Michael etwa habe an einem Tag einfach Gulasch und Brot kredenzt. Von den 300 Kilo Fisch, die in Berlin mal als Spende eingetroffen sind, können Köhles in Neukirch natürlich nur träumen.
Es gibt als Essen das, was da ist, angereichert mit ein paar frischen Zutaten, so die Idee. Und es muss nicht an einem Tag in der Woche bei den beiden Heimen in Tettnang bleiben, wenn es nach Köhles geht. So haben sie auch schon andere Einrichtungen angesprochen, von dort aber einfach in der Kürze der Zeit noch keine Antwort erhalten. Das könne zum Beispiel auch eine Organisation wie das DRK sein. Da sie in der Mitte liegen, können sie sich neben Tettnang und Meckenbeuren auch Lieferungen nach Wangen vorstellen. Und sie würden sich freuen, wenn auch andere Köche und Wirte bei der Aktion einstiegen.
Sie wollten jetzt einfach loslegen, da eben auch Vorräte da sind, mit denen sie im normalen Alltagsgeschäft kalkuliert hätten. Aber auch wenn die nächste Zeit gesichert ist, bedarf es da irgendwann des Nachschubs. Da würden sie sich auch über Spenden freuen. Für sie ist wichtig, dass sie etwas für eine Gruppe machen, der sie großen Respekt entgegenbringen, und bei der sie über den symbolischen Applaus hinausgehen möchten. Denn die Mahlzeit sorge wenigstens für eine kurze Verschnaufpause für die Helfer und gebe Kraft für ihre schwierige Aufgabe.