Tests müssten doch möglich sein
Die deutsche Landwirtschaft schlägt zu Recht Alarm. Ohne die üblichen Saisonarbeitskräfte aus Osteuropa wird es nicht nur viele Betriebe hart treffen, sondern auch die Verbraucher. Es besteht zum Glück keine Gefahr ernstlicher Versorgungsengpässe. Hungern muss niemand. Es wird in Deutschland mehr als genug für alle produziert. Doch manch gesundes und schmackhaftes Erzeugnis der Obst- und Gemüsebauern könnte aufgrund des geringen Selbstversorgungsgrades bald teurer werden. Das ist in einer Zeit, in der viele gerade mit teils heftigen Einkommenseinbußen kämpfen müssen, auch eine soziale Frage.
Saisonarbeitskräfte könnten die drohenden Engpässe lindern. Es ist nur schwer zu verstehen, warum deren Einreise derzeit nicht möglich gemacht werden kann. Notfalls können zum Beispiel Rumänen auch eingeflogen werden. Ebenso könnte Deutschland ihnen auch Zusagen für die sichere Rückreise in die Heimat geben. Tests auf das Virus bei den Helfern müssten doch wohl möglich sein, bevor sie bei den Landwirten ihre Arbeit aufnehmen.
Teurer könnten Erzeugnisse wie Spargel auch werden, wenn Aushilfen aus anderen Branchen oder auch aus Reihen der Flüchtlinge rekrutiert werden. Die Produktivität der unerfahrenen und vermutlich auch erst einmal ungeschickten Helfer wird geringer sein als bei altgedienten Erntehelfern. Wenn die Ernte mehr kostet, wird sie zwangsläufig auch mehr einbringen müssen, also teurer.
Unter dem Strich ist die Lage angespannt, jedoch keineswegs wirklich bedrohlich. In anderen Ländern sieht es ganz anders aus. Für die Zeit nach der Corona-Krise gilt es jetzt schon, sich nicht nur die Lieferketten der Industrie anzuschauen und gegebenenfalls einige Produkte oder Vorprodukte wieder im eigenen Land zu produzieren. In der systemrelevanten Nahrungsmittelproduktion muss ebenso analysiert werden, wie ähnliche Schwierigkeiten wie jetzt bei anderen Krisen vermieden oder wenigstens vermindert werden können. Zunächst heißt es jedoch, das Säen und Ernten zu ermöglichen.