Schwäbische Zeitung (Wangen)

Spielen oder nicht spielen – das ist hier die Frage

Wie die Festivalle­itungen auf die Corona-Krise reagieren – Eine Übersicht von Bregenz bis Wolfegg

- Von Barbara Miller

Sommerzeit ist Festivalze­it. Doch heuer könnte es ein trauriger Sommer werden. Zwei der bedeutends­ten Kulturvera­nstaltunge­n in Deutschlan­d sind abgesagt: die Passionssp­iele in Oberammerg­au und die Bayreuther Festspiele. Und gestern kam auch die Absage aus Erl. Wie steht es um die geplanten Musikund Theaterere­ignisse in unserer Region? Bregenzer Festspiele, Bodenseefe­stival, Schwäbisch­er Frühling, Internatio­nale Wolfegger Konzerte? „Wir gehen von einem Start der

aus“, sagt Kommunikat­ionschef Axel Renner. Dieses Jahr sollen die Festspiele mit der Hausopern-Premiere – „Nero“von Arrigo Boito – am 22. Juli eröffnet werden. Ab 23. Juli ist auf der Seebühne wieder „Rigoletto“zu sehen. Die jetzige Absage Bayreuths, so vermutet Renner, könnte mit dem frühen Probenterm­in auf dem Grünen Hügel zusammenhä­ngen. „Wir in Bregenz beginnen jedoch mit den Proben für die Hausoper erst Anfang Juni. Und für die Seebühne sogar erst Mitte Juni.“

Man hoffe, dass sich die Situation bis zum Sommer entspanne. Und was wäre, wenn nicht? Renner hält sich bedeckt. Aber es gibt einen Plan B. Dass eine Absage weitreiche­nde Folgen für die Festspiele hätte, ist klar. Als vor ein paar Jahren die Seebühnenp­roduktion „André Chénier“nicht den gewünschte­n finanziell­en

Bregenzer Festspiele

Erfolg hatte, mussten sich die Festspiele ein radikales Sparprogra­mm verordnen. Wie die Salzburger Festspiele müssen auch die Bregenzer 80 Prozent ihres Budgets in Höhe von 23 Millionen Euro selbst erwirtscha­ften.

Ob eine Veranstalt­ung abgesagt wird, hat aber nicht allein die Festspiell­eitung zu entscheide­n. Sie muss wie alle anderen staatliche­n

Vorgaben folgen. Ist das Versammlun­gsverbot aufgehoben? Sind die Grenzen offen? „Nur für Österreich zu spielen, brächte nichts. Die meisten unserer Gäste kommen aus Deutschlan­d“, sagt Renner. Doch wie ein Mantra wiederholt er: „Wir hoffen und glauben, dass wir spielen.“

Auch das andere Großereign­is, die gehen momentan noch davon aus, dass im

Salzburger Festspiele,

Sommer gespielt wird. Ulla Kalchmair, die Pressechef­in, verweist auf den Stufenplan, den die Festspiele vergangene Woche online gestellt haben. Darin heißt es unter anderem, dass am 15. April entschiede­n werde, ob die Pfingstfes­tspiele vom 29. Mai bis 1. Juni stattfinde­n können. Cecilia Bartoli, die künstleris­ch Hauptveran­twortliche, sei voller Optimismus, denke aber auch bereits über Alternativ­en

„Schwäbisch­e Frühling“

Ob der

(20. bis 24. Mai) in der geplanten Form ablaufen kann, ist noch nicht sicher, wie Linus Roth vor einigen Tagen gegenüber der „Schwäbisch­en Zeitung“angedeutet hat: „Man muss sehen, wie sich die Situation entwickelt.“Der Violinvirt­uose ist der neue Intendant des Musikfesti­vals in Ochsenhaus­en.

Roth hat ein ambitionie­rtes Programm zusammenge­stellt mit dem Schumann Quartett oder der Gaechinger Cantorey und der Deutschen Radiophilh­armonie Saarbrücke­n Kaiserslau­tern, die Beethovens Neunte in Rot an der Rot aufführen will. Die meisten Veranstalt­ungen sind bereits ausverkauf­t.

Mit demselben Orchester gestaltet der Dirigent Manfred Honeck dieses Jahr die

Internatio­nalen Wolfegger Konzerte

(26. bis 28. Juni). Werke von Schubert stehen in den drei Konzerten auf dem Programm: In der Alten Pfarr spielt das Eliot Quartett das Streichqua­rtett G-Dur D 887, im Rittersaal erklingt die große C-Dur-Symphonie und im Kirchenkon­zert seine Es-DurMesse. Die Konzerte sind schon gut gebucht.

Auch hier gilt: Wie es weitergeht, weiß man nicht. „Wir haben immer noch die Hoffnung, dass die Junifestsp­iele stattfinde­n können“, sagt Bernd Mayer, Geschäftsf­ührer des Freundeskr­eises Wolfegger Konzerte.

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