Achbergerinnen sitzen in Neuseeland fest
Alida Deschler und Annika Freitag warten auf Rückflug – Neuseeland blockiert Ausreise
ACHBERG - Neuseeland, Fidschi-Inseln, Indonesien, Thailand: Es hätte ihre Traumreise werden sollen. Darauf haben Alida Deschler und Annika Freitag lange gespart. Jetzt sitzen sie in einem kleinen Hostel auf der Südinsel in Neuseeland fest. Und wollen nur eins: zurück nach Hause. Doch das gestaltet sich schwierig.
Am 2. März starteten die beiden Achbergerinnen ihr Abenteuer, von dem sie so lange geträumt hatten. Drei Monate wollten sie die Welt bereisen, dafür hatten sie nach Abitur und Mittlerer Reife sieben Monate lang Geld verdient. „Wir sind geflogen, als alles noch gut war“, sagt die 19-jährige Alida Deschler. Die Einreise nach Indonesien verlief unproblematisch, die erste Zeit war genau so, wie sich die jungen Frauen ihren Urlaub vorgestellt haben. „Sie waren nur am Schwärmen“, fasst Judith Freitag, die Mutter von Annika, die ersten Nachrichten der Weltenbummler zusammen.
Doch das änderte sich „von einem Tag auf den anderen“, wie Alida Deschler erzählt. Erst hörten sie, dass sich die Lage wegen des Coronavirus in Deutschland so zuspitzte. „Dann bekamen wir jeden Tag neue Nachrichten von Einreisestopps.“Nach Rücksprache mit ihren Eltern war klar, dass sie die Reise abbrechen müssen. Am besten sofort.
Also buchten sie für den 24. März einen regulären Rückflug, die Tickets waren bezahlt, der Flieger stand bereit. Doch am Check in war Schluss für die beiden Frauen. Bei der Kontrolle ihrer Reisepässe erfuhren sie, dass sie nicht mitfliegen dürfen. Der Grund: Der Flug ging über Australien, und Australien hatte wenige Stunden zuvor ein Einreiseverbot für Ausländer erlassen. Also hob er ohne die Achbergerinnen ab. „Wir waren komplett planlos“, sagt Alida Deschler. Schließlich hätten sie keine Nachricht bekommen, dass sei nicht mitfliegen dürften.
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Nun warten die Achbergerinnen seit einer Woche in einem Hostel, fünf Minuten vom Flughafen entfernt, auf die erlösende Mail. Sie hoffen, dass die Rückholaktion der Bundesregierung von deutschen Urlaubern auch in Neuseeland weiter geht. Sie haben sich auf allen entsprechenden Portalen des Auswärtigen Amtes angemeldet. Doch im Gegensatz zu anderen Ländern, tue sich in Neuseeland nichts. Die Ungewissheit sei belastend, sagt Annika. Der Blick gehe ständig zum Handy, „weil wir jeden Tag auf gute Nachrichten hoffen“, so Alida Deschler. „Wir wollen nach Hause.“
Die erste Nacht im Hostel haben sie noch mit acht weiteren Leuten in einem Raum verbracht. Als Sammelunterkünfte verboten wurden, bekamen die Freundinnen ein kleines Einzelzimmer. Das Hostel dürfen sie nur zum einkaufen und spazieren gehen verlassen. Denn inzwischen ist auch in Neuseeland eine strenge Ausgangssperre.
Die Gemeinschaftsküche im Hostel dürfen sie nur nach einem bestimmten
Angebote gültig bei REWE und REWE CENTER. Plan benutzen. „Jedes Zimmer hat eine halbe Stunde Zeit“, sagt Alida. Wenige Minuten, um zu kochen, zu essen und abzuspülen. Dann sind die nächsten dran. Die beiden haben es mit ihren Essenszeiten noch gut erwischt, meinen sie. Frühstück ist um 12.30 Uhr, Abendessen um 15.30 Uhr. Dazwischen versuchen sie sich mit Stadt-Land-Fluss und Kartenspielen die Langeweile zu vertreiben.
Dennoch: „Die Geduld geht langsam verloren“, gesteht Annika Freitag. Nichts tut sich. Immer noch blockiert Neuseeland die Ausreise von 12 000 Deutschen. Das Land hat sich für den völligen Shutdown entschieden. Niemand darf sich mehr im Land bewegen, auch Inlandsflüge sind gestrichen, Rückführungsflüge von ausländischen Urlaubern gestoppt. Am Mittwoch verkündete das neuseeländische Außenministerium, dass der ursprünglich auf Mittwoch terminierte Stopp verlängert wird – für wie lang, weiß keiner. Daher können die von der Bundesregierung geplanten Rückholflüge aus Neuseeland im Moment nicht stattfinden, wie das Auswärtige Amt bekannt gibt.
„Das Ungewisse ist so nervig“, sagt Judith Freitag. Ihr Mann, Udo Freitag, versteht nicht, warum Neuseeland die Ausländer nicht rauslässt. Auch wenn sie nicht in Panikstimmung sei, die Unsicherheit lasse sie nicht zur Ruhe kommen, sagt die Mutter. Ein großer Trost für die Eltern: Ihren Kindern geht es gesundheitlich gut, sie haben ein Dach über den Kopf. „Solange die Situation so bleibt, geht es noch“, sagt Anja Deschler. Die Mutter von Alida hofft dennoch, dass die Mädchen bald ausreisen dürfen.
„Die Laune wird schlechter.“Und die Geduld schwinde von Tag zu Tag, sagt Annika Freitag nach einer unfreiwilligen Woche in der Hostel-Quarantäne. Dass sie sehen, dass die Rückholaktion in anderen Ländern, aber eben „ausgerechnet da, wo wir sind“, nicht funktioniere, mache es nicht unbedingt einfacher für die beiden jungen Frauen. Alida Deschler: „In so einer Situation ist man halt am liebsten in den eigenen vier Wänden und nicht in einem fremden Land.“