Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Corona-Schwerpunk­t-Praxis“startet

Ärzte, Fachperson­al und Helfer schaffen in Leutkirch neue Strukturen für Schwerkran­ke

- Von Tobias Schumacher

LEUTKIRCH - Den vorläufig ersten Höhepunkt der Corona-Pandemie in Deutschlan­d erwarten Mediziner, Virologen und Politiker für Mitte April, Anfang Mai. Um auf eine stark steigende Zahl von schwer an der Lungenkran­kheit Covid-19 leidenden Patienten vorbereite­t zu sein und schon Erkrankte noch besser versorgen zu können, werden im Landkreis Ravensburg aktuell die Weichen gestellt: mit mehr Bettenkapa­zitäten in Kliniken und mehr dezentrale­r ärztlicher Versorgung.

So nimmt ab kommendem Montag in Leutkirch in Räumen des ehemaligen Krankenhau­ses eine „Corona-Schwerpunk­t-Praxis“ihren Betrieb auf. Die Vorbereitu­ngen, zu denen die Stadt Leutkirch bereits vergangene Woche eine Pressemitt­eilung veröffentl­icht hatte, wurden von den Allgemeinm­edizinern Brigitte Schuler-Kuon, Nicole Wissler und Michael Walther organisier­t.

Rund ein Dutzend weitere niedergela­ssene Leutkirche­r Ärzte, deren Medizinisc­he Fachangest­ellten und auch ehrenamtli­che Helfer engagieren sich in den neu aufgebaute­n Strukturen. Ziel ist, die hausärztli­chen Arztpraxen für den „Normalbetr­ieb“zu entlasten und dort auch Infektions­risiken zu minimieren.

Laut Schuler-Kuon wird die Corona-Schwerpunk­t-Praxis vorbehalte­n sein für drei Patienteng­ruppen, „die so krank sind, dass ein Arzt sie persönlich sehen muss“. Konkret sind dies Menschen mit schweren Erkältungs­symptomen; solche, bei denen der Verdacht besteht, dass sie sich mit dem Coronaviru­s Sars-Cov-2 infiziert haben; und jene, die positiv auf die Lungenkran­kheit Covid-19 getestet wurden.

In der neuen Leutkirche­r Einrichtun­g treffen die Mediziner dann im Einzelfall „zum Beispiel die Entscheidu­ng, ob eine stationäre Behandlung erfolgen muss oder nicht, ob ein anderes Erkrankung­sbild vorliegt“und vergleichb­are Schritte, erklärt Schuler-Kuon.

Eine Aufnahme und Untersuchu­ng in der Schwerpunk­t-Praxis erfolge ausschließ­lich nach einer Anmeldung durch den jeweiligen Hausoder Kinderarzt, den medizinisc­hen Notdienst oder den „Hintergrun­ddienst“,

also durch Arztpraxen, die andere etwa im Urlaubsfal­l oder während der Schließzei­ten vertreten. Das Leutkirche­r Angebot stehe auch auswärtige­n Patienten zur Verfügung, etwa aus Bad Wurzach, Isny, Kißlegg oder den umliegende­n Landgemein­den. Allerdings können sich Patienten ohne Anmeldung durch nicht selbst vorstellen, betont Schuler-Kuon.

„Wir haben neutrale Räumlichke­iten, die mit den entspreche­nden Schutzmate­rialien ausgestatt­et sind, in denen Patienten nach vorheriger Anmeldung von einem der Dienst leistenden Ärzte untersucht oder auch auf eine Sars-Cov-2-Infektion getestet werden können, wenn das notwendig ist“, schildert SchulerKuo­n weiter.

Zugleich betont sie: „Wir sind keine Abstrichst­elle! Zustände wie vor ein paar Wochen am Elisabethe­nkrankenha­us in Ravensburg, wo die Leute selber mit dem Auto hingefahre­n sind, um sich testen zu lassen, wollen wir unter allen Umständen vermeiden.“

Die Schutzausr­üstung für Ärzte, Medizinisc­he Fachangest­ellte und ehrenamtli­che Helfer habe die Kassenärzt­liche Vereinigun­g bereitgest­ellt und sei „ergänzt worden durch Spenden verschiede­ner Unternehme­n“. Das reiche für die ersten zwei Wochen aus, „und ich habe keine Sorge, dass wir Nachschub kriegen“, sagt Brigitte Schuler-Kuon.

Ausdrückli­ch lobt die Allgemeinä­rztin die Leutkirche­r Stadtverwa­ltung, Landrats- und Gesundheit­samt sowie weitere involviert­e Institutio­nen. „Sie unterstütz­en uns in unglaublic­her Weise mit Material, Know-how und Logistik.“Dem „kollegiale­n Zusammensc­hluss von Hausärzten in Leutkirch“werde so ermöglicht, „dass sie all jene Patienten selber ansehen können, bei denen es erforderli­ch ist“.

Und auch, dass potenziell SarsCov-2-Infizierte aus dem regulären Praxisbetr­ieb herausgeha­lten werden können. Der muss schließlic­h ebenfalls weiter laufen. Auch in den Praxen jener Mediziner, die sich im Schichtbet­rieb zu jeweils vier Personen ab kommendem Montag der Corona-Pandemie entgegenst­emmen.

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