„Corona-Schwerpunkt-Praxis“startet
Ärzte, Fachpersonal und Helfer schaffen in Leutkirch neue Strukturen für Schwerkranke
LEUTKIRCH - Den vorläufig ersten Höhepunkt der Corona-Pandemie in Deutschland erwarten Mediziner, Virologen und Politiker für Mitte April, Anfang Mai. Um auf eine stark steigende Zahl von schwer an der Lungenkrankheit Covid-19 leidenden Patienten vorbereitet zu sein und schon Erkrankte noch besser versorgen zu können, werden im Landkreis Ravensburg aktuell die Weichen gestellt: mit mehr Bettenkapazitäten in Kliniken und mehr dezentraler ärztlicher Versorgung.
So nimmt ab kommendem Montag in Leutkirch in Räumen des ehemaligen Krankenhauses eine „Corona-Schwerpunkt-Praxis“ihren Betrieb auf. Die Vorbereitungen, zu denen die Stadt Leutkirch bereits vergangene Woche eine Pressemitteilung veröffentlicht hatte, wurden von den Allgemeinmedizinern Brigitte Schuler-Kuon, Nicole Wissler und Michael Walther organisiert.
Rund ein Dutzend weitere niedergelassene Leutkircher Ärzte, deren Medizinische Fachangestellten und auch ehrenamtliche Helfer engagieren sich in den neu aufgebauten Strukturen. Ziel ist, die hausärztlichen Arztpraxen für den „Normalbetrieb“zu entlasten und dort auch Infektionsrisiken zu minimieren.
Laut Schuler-Kuon wird die Corona-Schwerpunkt-Praxis vorbehalten sein für drei Patientengruppen, „die so krank sind, dass ein Arzt sie persönlich sehen muss“. Konkret sind dies Menschen mit schweren Erkältungssymptomen; solche, bei denen der Verdacht besteht, dass sie sich mit dem Coronavirus Sars-Cov-2 infiziert haben; und jene, die positiv auf die Lungenkrankheit Covid-19 getestet wurden.
In der neuen Leutkircher Einrichtung treffen die Mediziner dann im Einzelfall „zum Beispiel die Entscheidung, ob eine stationäre Behandlung erfolgen muss oder nicht, ob ein anderes Erkrankungsbild vorliegt“und vergleichbare Schritte, erklärt Schuler-Kuon.
Eine Aufnahme und Untersuchung in der Schwerpunkt-Praxis erfolge ausschließlich nach einer Anmeldung durch den jeweiligen Hausoder Kinderarzt, den medizinischen Notdienst oder den „Hintergrunddienst“,
also durch Arztpraxen, die andere etwa im Urlaubsfall oder während der Schließzeiten vertreten. Das Leutkircher Angebot stehe auch auswärtigen Patienten zur Verfügung, etwa aus Bad Wurzach, Isny, Kißlegg oder den umliegenden Landgemeinden. Allerdings können sich Patienten ohne Anmeldung durch nicht selbst vorstellen, betont Schuler-Kuon.
„Wir haben neutrale Räumlichkeiten, die mit den entsprechenden Schutzmaterialien ausgestattet sind, in denen Patienten nach vorheriger Anmeldung von einem der Dienst leistenden Ärzte untersucht oder auch auf eine Sars-Cov-2-Infektion getestet werden können, wenn das notwendig ist“, schildert SchulerKuon weiter.
Zugleich betont sie: „Wir sind keine Abstrichstelle! Zustände wie vor ein paar Wochen am Elisabethenkrankenhaus in Ravensburg, wo die Leute selber mit dem Auto hingefahren sind, um sich testen zu lassen, wollen wir unter allen Umständen vermeiden.“
Die Schutzausrüstung für Ärzte, Medizinische Fachangestellte und ehrenamtliche Helfer habe die Kassenärztliche Vereinigung bereitgestellt und sei „ergänzt worden durch Spenden verschiedener Unternehmen“. Das reiche für die ersten zwei Wochen aus, „und ich habe keine Sorge, dass wir Nachschub kriegen“, sagt Brigitte Schuler-Kuon.
Ausdrücklich lobt die Allgemeinärztin die Leutkircher Stadtverwaltung, Landrats- und Gesundheitsamt sowie weitere involvierte Institutionen. „Sie unterstützen uns in unglaublicher Weise mit Material, Know-how und Logistik.“Dem „kollegialen Zusammenschluss von Hausärzten in Leutkirch“werde so ermöglicht, „dass sie all jene Patienten selber ansehen können, bei denen es erforderlich ist“.
Und auch, dass potenziell SarsCov-2-Infizierte aus dem regulären Praxisbetrieb herausgehalten werden können. Der muss schließlich ebenfalls weiter laufen. Auch in den Praxen jener Mediziner, die sich im Schichtbetrieb zu jeweils vier Personen ab kommendem Montag der Corona-Pandemie entgegenstemmen.