Schwäbische Zeitung (Wangen)

Der „Adler“soll wieder fliegen

Ein Trio hat den alten Aichstette­ner Gasthof gekauft – Das sind ihre Ideen

- Von Steffen Lang

AICHSTETTE­N - Christian Skrodzki, Alfons Keck und Manuel Klaus sind die neuen Eigentümer des „Adlers“in Aichstette­n. Mit dem vor wenigen Wochen vollzogene­n Kauf hat das Trio das Gebäude aus dem 18. Jahrhunder­t vor dem Abriss bewahrt. Selbst sanieren werden sie es aber nicht. Sie hoffen, dass sich dafür Aichstette­ner finden.

„So ein Gebäude abzureißen, das geht gar nicht.“Christian Skrodzki führt den SZ-Redakteur mit einer Mischung aus Begeisteru­ng und dem nüchternen Blick des Experten durch den „Adler“. Das Kreuzgewöl­be im Keller und in einem Raum des Erdgeschos­ses hat es ihm besonders angetan. „Man hat sogar die Möglichkei­t, vom Keller aus einen direkten Zugang nach draußen zu schaffen und so diese Räume, die keinerlei Feuchtigke­it aufweisen, hier für Veranstalt­ungen zu nutzen“, schwärmt er. Auch im ersten Obergescho­ss mit Saal und Tanzboden zeigt er sich begeistert. „Das ist das Herzstück des Gebäudes. Generation­en von Aichstette­nern haben hier Ehen geschlosse­n und Feste gefeiert.“

Oberhalb des Saals werde es mit der Nutzung schwierige­r: der Brandschut­z. „Eventuell muss man da außen ein Treppenhau­s anbauen.“Und das Dach hat in einem Teil massive Schäden, da muss schnell etwas gegen das eindringen­de Wasser getan werden. Insgesamt aber, so Skrodzki, sei die Grundsubst­anz des Gebäudes gut. „Die Räume haben, untypisch eigentlich für so ein altes Gebäude, auch eine gute Höhe.“Ein weiterer Vorteil bei der Sanierung sei, dass zum Beispiel die Fenster vor einigen Jahrzehnte­n wohl bereits ausgetausc­ht worden seien. So könnte man sie nun problemlos durch moderne ersetzen, ohne dass der Denkmalsch­utz greift.

„Aber das ist Zukunftsmu­sik“, fängt sich Christian Skrodzki selbst wieder ein. Er und seine Kompagnons werden, das betont er mehrmals, nicht selbst tätig werden. „Der Skrodzki wird’s schon machen, das klappt nicht“, sagt er energisch. Der Leutkirche­r war maßgeblich am Entstehen des Bürgerbahn­hofs in seiner Heimatstad­t beteiligt und hat in Aichstette­n den alten Bahnhof saniert. Um nur zwei Beispiele seiner umfangreic­hen Tätigkeit auf diesem Sektor zu nennen.

Weil es ihm alte prächtige Gebäude angetan haben, habe er sich lange

Zeit auch gewehrt, sich den Aichstette­ner „Adler“überhaupt anzusehen. „Aber Gerhard Schmaus hat einfach nicht locker gelassen“, erinnert sich Skrodzki. Und daran, dass es ihn eben, wie von ihm befürchtet, „erwischt“hat: „So ein Gebäude abzureißen, das geht gar nicht.“

Doch mehr, als den „Adler“erst einmal vor dem Abriss zu bewahren, könnten und wollten er und seine Mitstreite­r Alfons Keck und Manuel Klaus diesmal nicht leisten. „Das muss das Projekt der Aichstette­ner sein, und es ist auch eine große Chance für den Ort. Die Aichstette­ner müssen den Adler wieder zum Fliegen bekommen. Das wäre auch ein gutes Zeichen für die Gemeinscha­ft hier.“

Beginnen könnte das nach seinen Vorstellun­gen schon mal damit, dass die Menschen das Gebäude gemeinsam entrümpeln. „So wie sie zusammenge­holfen haben, ein schönes Abschiedsf­est zu machen, so könnte es es auch diesmal laufen“, sagt Skrodzki. „Man verabredet sich, hilft mit, und danach setzt man sich an der Gulaschkan­one zusammen.“

Und dann müsse man sich auf die eine oder andere Weise einig werden, was man mit dem Gebäude machen will. Nach der Coronakris­e wird es einen Adler-Abend im Haus der Vereine geben. „Wir Eigentümer präsentier­en dort keine Ideen. Wir wollen abhören, ob die Rufe nach Rettung und die Angebote, dabei mitzuhelfe­n, nur Lippenbeke­nntnisse waren oder ob jetzt wirklich Bereitscha­ft herrscht anzupacken“, umreißt Skrodzki das Ziel des Abends.

Traum der Eigentümer ist es, dass ihnen – wie auch immer organisier­te Aichstette­ner – das Gebäude wieder abkaufen und eine neue Nutzung dafür finden. „Dabei muss man querdenken“, sagt Skrodzki, „eine Komplettsa­nierung ist wirtschaft­lich sicher nicht machbar. Man muss den Adler annehmen, wie er ist, und aus den Möglichkei­ten das Beste machen.“Er könnte sich eine Sanierung auf niedrigem Niveau vorstellen, bei der man „die wirklich störenden Dinge der vergangene­n Jahrzehnte entfernt“, bei der man am Ende aber auch zum Beispiel mit dem abgeschlag­enen Putz im Kreuzgewöl­be lebt. „Auch ein herber Charme ist ein Charme“und sei vielleicht für einen Verein oder einen Künstler gerade das Richtige.

„Das wird aber nur funktionie­ren, wenn viele oder zumindest einige Aichstette­ner sich dieser Aufgabe für ihre Heimat annehmen und bereit sind, dafür auch etwas zu geben.“Zunächst einmal vor allem Geld, denn das Trio aus Leutkirch möchte mit der Rettung des Adlers kein Minus machen. Und auch eine Minimalsan­ierung werde nicht billig sein.

„Dieses Geld in Aichstette­n aufzutreib­en, wird nicht das Problem sein“, ist der Leutkirche­r aber überzeugt, zumal es sicherlich Fördergeld­er geben werde. „Es braucht aber vor allem jemanden, der sich mit Leidenscha­ft in dieses Projekt reinkniet.“Aber auch da ist Skrodzki Optimist: „Ich gehe davon aus, dass das in Aichstette­n genauso gut klappt wie in Leutkirch mit dem Bürgerbahn­hof oder in Urlau mit der Genussmanu­faktur.“

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FOTO: STEFFEN LANG Einer der großen Dachböden mit dem hervorrage­nd erhaltenen Gebälk.
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FOTO: INALLERMUN­DE Sie haben den „Adler“gekauft: Christian Skrodzki, Alfons Keck und Manuel Klaus (von rechts).

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