Der „Adler“soll wieder fliegen
Ein Trio hat den alten Aichstettener Gasthof gekauft – Das sind ihre Ideen
AICHSTETTEN - Christian Skrodzki, Alfons Keck und Manuel Klaus sind die neuen Eigentümer des „Adlers“in Aichstetten. Mit dem vor wenigen Wochen vollzogenen Kauf hat das Trio das Gebäude aus dem 18. Jahrhundert vor dem Abriss bewahrt. Selbst sanieren werden sie es aber nicht. Sie hoffen, dass sich dafür Aichstettener finden.
„So ein Gebäude abzureißen, das geht gar nicht.“Christian Skrodzki führt den SZ-Redakteur mit einer Mischung aus Begeisterung und dem nüchternen Blick des Experten durch den „Adler“. Das Kreuzgewölbe im Keller und in einem Raum des Erdgeschosses hat es ihm besonders angetan. „Man hat sogar die Möglichkeit, vom Keller aus einen direkten Zugang nach draußen zu schaffen und so diese Räume, die keinerlei Feuchtigkeit aufweisen, hier für Veranstaltungen zu nutzen“, schwärmt er. Auch im ersten Obergeschoss mit Saal und Tanzboden zeigt er sich begeistert. „Das ist das Herzstück des Gebäudes. Generationen von Aichstettenern haben hier Ehen geschlossen und Feste gefeiert.“
Oberhalb des Saals werde es mit der Nutzung schwieriger: der Brandschutz. „Eventuell muss man da außen ein Treppenhaus anbauen.“Und das Dach hat in einem Teil massive Schäden, da muss schnell etwas gegen das eindringende Wasser getan werden. Insgesamt aber, so Skrodzki, sei die Grundsubstanz des Gebäudes gut. „Die Räume haben, untypisch eigentlich für so ein altes Gebäude, auch eine gute Höhe.“Ein weiterer Vorteil bei der Sanierung sei, dass zum Beispiel die Fenster vor einigen Jahrzehnten wohl bereits ausgetauscht worden seien. So könnte man sie nun problemlos durch moderne ersetzen, ohne dass der Denkmalschutz greift.
„Aber das ist Zukunftsmusik“, fängt sich Christian Skrodzki selbst wieder ein. Er und seine Kompagnons werden, das betont er mehrmals, nicht selbst tätig werden. „Der Skrodzki wird’s schon machen, das klappt nicht“, sagt er energisch. Der Leutkircher war maßgeblich am Entstehen des Bürgerbahnhofs in seiner Heimatstadt beteiligt und hat in Aichstetten den alten Bahnhof saniert. Um nur zwei Beispiele seiner umfangreichen Tätigkeit auf diesem Sektor zu nennen.
Weil es ihm alte prächtige Gebäude angetan haben, habe er sich lange
Zeit auch gewehrt, sich den Aichstettener „Adler“überhaupt anzusehen. „Aber Gerhard Schmaus hat einfach nicht locker gelassen“, erinnert sich Skrodzki. Und daran, dass es ihn eben, wie von ihm befürchtet, „erwischt“hat: „So ein Gebäude abzureißen, das geht gar nicht.“
Doch mehr, als den „Adler“erst einmal vor dem Abriss zu bewahren, könnten und wollten er und seine Mitstreiter Alfons Keck und Manuel Klaus diesmal nicht leisten. „Das muss das Projekt der Aichstettener sein, und es ist auch eine große Chance für den Ort. Die Aichstettener müssen den Adler wieder zum Fliegen bekommen. Das wäre auch ein gutes Zeichen für die Gemeinschaft hier.“
Beginnen könnte das nach seinen Vorstellungen schon mal damit, dass die Menschen das Gebäude gemeinsam entrümpeln. „So wie sie zusammengeholfen haben, ein schönes Abschiedsfest zu machen, so könnte es es auch diesmal laufen“, sagt Skrodzki. „Man verabredet sich, hilft mit, und danach setzt man sich an der Gulaschkanone zusammen.“
Und dann müsse man sich auf die eine oder andere Weise einig werden, was man mit dem Gebäude machen will. Nach der Coronakrise wird es einen Adler-Abend im Haus der Vereine geben. „Wir Eigentümer präsentieren dort keine Ideen. Wir wollen abhören, ob die Rufe nach Rettung und die Angebote, dabei mitzuhelfen, nur Lippenbekenntnisse waren oder ob jetzt wirklich Bereitschaft herrscht anzupacken“, umreißt Skrodzki das Ziel des Abends.
Traum der Eigentümer ist es, dass ihnen – wie auch immer organisierte Aichstettener – das Gebäude wieder abkaufen und eine neue Nutzung dafür finden. „Dabei muss man querdenken“, sagt Skrodzki, „eine Komplettsanierung ist wirtschaftlich sicher nicht machbar. Man muss den Adler annehmen, wie er ist, und aus den Möglichkeiten das Beste machen.“Er könnte sich eine Sanierung auf niedrigem Niveau vorstellen, bei der man „die wirklich störenden Dinge der vergangenen Jahrzehnte entfernt“, bei der man am Ende aber auch zum Beispiel mit dem abgeschlagenen Putz im Kreuzgewölbe lebt. „Auch ein herber Charme ist ein Charme“und sei vielleicht für einen Verein oder einen Künstler gerade das Richtige.
„Das wird aber nur funktionieren, wenn viele oder zumindest einige Aichstettener sich dieser Aufgabe für ihre Heimat annehmen und bereit sind, dafür auch etwas zu geben.“Zunächst einmal vor allem Geld, denn das Trio aus Leutkirch möchte mit der Rettung des Adlers kein Minus machen. Und auch eine Minimalsanierung werde nicht billig sein.
„Dieses Geld in Aichstetten aufzutreiben, wird nicht das Problem sein“, ist der Leutkircher aber überzeugt, zumal es sicherlich Fördergelder geben werde. „Es braucht aber vor allem jemanden, der sich mit Leidenschaft in dieses Projekt reinkniet.“Aber auch da ist Skrodzki Optimist: „Ich gehe davon aus, dass das in Aichstetten genauso gut klappt wie in Leutkirch mit dem Bürgerbahnhof oder in Urlau mit der Genussmanufaktur.“