Der Titelverteidiger der Tour legt schon die Füße hoch
BERLIN (SID) - Egan Bernal hat das Training schon eingestellt. Knapp drei Monate vor dem geplanten Start der Tour de France legt der Titelverteidiger in seiner kolumbianischen Heimat die Füße hoch. Während sich Bernal derzeit „weder physisch noch mental“auf die Arbeit konzentriert, halten sich andere Favoriten auf Heimtrainern in Form. Wann sie wieder Rennen fahren? Unklar. Hinter der planmäßigen Austragung der Tour de France steht weiter ein großes Fragezeichen. Laut UCI-Vizepräsident Renato Di Rocco kämpfen die Organisatoren um das Rennen, das am 27. Juni in Nizza starten soll, und wollen mit einer Entscheidung bis zum 15. Mai warten. Die Szenarien:
Absage:
Derzeit am unwahrscheinlichsten. Der Radsport finanziert sich zu großen Teilen durch Sponsoren, die Tour bietet den Teams eine unerreichte Werbeplattform. „Etwa 60 Prozent der Saisoneinnahmen werden durch die Tour generiert“, sagte Vincent Lavenu, Chef des französischen Teams AG2R. „Es wäre eine Katastrophe, wenn die Tour nicht gefahren wird“, sagte der Ravensburger Radprofi Emanuel Buchmann. Fahrer wie Buchmann, der in diesem Sommer auf das Tourpodest fahren wollte, müssten die Saison fast ganz abschreiben. Wird die Tour abgesagt, „würde das einige Leute arbeitslos machen“, sagte der britische Ex-Sieger Geraint Thomas. Der Weltverband UCI und die Teams sind daher übereingekommen, dass eine Austragung der Rundfahrt von höchster Wichtigkeit ist. Andernfalls stünden mehrere Mannschaften vor erheblichen finanziellen Problemen.
Verschiebung:
Um Mechaniker, Köche und andere Mitarbeiter der Teams zu schützen, präferieren viele Fahrer eine Verschiebung. Ein weiterer Grund: die gestörte Vorbereitung. Die Tour ist für alle Fahrer der Höhepunkt der Saison, das ganze Jahr ist auf das wichtigste Radrennen der Welt ausgerichtet. Luft hätte der Veranstalter ASO nach der Olympia-Verschiebung immerhin. Nach dem Aus des Giro d’Italia (verschoben) sowie der Sommerspiele (auf 2021) stünde im August eines der stärksten Fahrerfelder der Geschichte am Start.
Start nach Plan:
Der Grand Depart am 27. Juni in Nizza wird immer unwahrscheinlicher. Und doch gibt es Befürworter. Die französische Sportministerin Roxana Maracineanu hatte zuletzt eine „Geistertour“ohne Zuschauer vorgeschlagen. Der französische Publikumsliebling Julian Alaphilippe schloss eine Tour ohne Zuschauer für sich aber bereits aus.
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