Kommission sagt Wangener Kinderfest 2020 ab
Vorsitzender Markus Orsingher: „Das Risiko war ausschlaggebend“– Diese Überlegungen führten zum Beschluss
WANGEN - „Wir wollten die Entscheidung nicht länger hinausziehen“, erklären Kinderfestkommissions-Vorsitzender Markus Orsingher und dessen Stellvertreter Reinhard Syska unisono. Seit dem Osterwochenende steht fest: Es wird wegen der Corona-Krise 2020 kein Kinderund Heimatfest geben. Gründe gibt es dafür einige. Der Wesentlichste sei die Sorge um ein erneutes Aufbäumen des Virus bei einer Großveranstaltung und die damit verbundene Verantwortung, so das Führungsduo.
Die Proben für das Kinderfesttheater liefen schon. Doch nach der Auswahl der Schauspieler zu Jahresbeginn war damit Mitte März Schluss. Zusammenkünfte gingen nicht mehr, auch die Jugendmusikschule konnte Gemeinschaftsproben des Orchesters nicht leisten. „Zuerst haben wir noch darüber nachgedacht, ob wir nur einzelne Veranstaltungen wie das Theater dieses Jahr ausfallen lassen“, berichtet Reinhard Syska. Relativ schnell wurde aber auch klar: Das Coronavirus ist auch nach Expertenmeinung nichts, was in Kürze wieder verschwunden und aus der Welt sein wird.
„Allerspätestens zur jetzigen Zeit müssten wir aber mit den Planungen ins Detail gehen, die Vereine anschreiben, die Schulen einbinden und vieles mehr“, sagt Syska. Eine Komplettabsage wollte der Vorstand der Kinderfestkommission, zu der kraft Amtes auch Oberbürgermeister Michael Lang gehört, allerdings nicht alleine treffen. Auch die Ausschüsse
wurden gehört und haben mitentschieden. Orsingher: „Der Entschluss fiel einstimmig.“
Vielerlei Unsicherheiten taten sich schon im Vorfeld auf: Was, wenn es kurzfristig zu entsprechenden politischen Ansagen und neuerlichen Kontaktsperren kommt, Großveranstaltungen auch im Juli noch verboten sind? Würde es 2020 überhaupt genügend Helfer für die Festtage geben? Würden die Wangener das Fest annehmen? Und was ist mit den Schülern? Werden sie überhaupt bis zur Kinderfestwoche Unterricht oder vielleicht doch schon Ferien haben?
Nicht zu vergessen, dass sich 20 Prozent des Kinderfest-Etats aus Sponsorengeldern nährt. „Wir glauben nicht, dass es in der aktuellen wirtschaftlichen Lage möglich wäre, die Spendenbereitschaft der Firmen in diesem Jahr auf diesem Niveau zu halten“, sagt Reinhard Syska.
Mit entscheidend war für die Kinderfestkommission auch ein Schreiben des Kultusministeriums vom 20. März, aus dem hervorging, dass es in diesem Schuljahr ein Verbot von außerschulischen Veranstaltungen gibt. Explizit genannt sind darin Klassen- und Studienfahrten und Schüleraustausche. Es ist aber damit zu rechnen, dass auch die Beteiligung von Kindern an Kinder- und Heimatfesten ausgeschlossen wird. „Da damit vermutlich auch ein Großteil der Schüler als maßgeblicher Teil des Kinderfestes entfiele, macht eine Durchführung noch weniger Sinn“, sagt Markus Orsingher.
Das wichtigste Kriterium, warum für die Kinderfestkommission letztlich nichts anderes als eine Absage infrage kam, ist die Ansteckungsgefahr. „Das Risiko war ausschlaggebend“, erklärt Orsingher – und Syska fügt hinzu: „Als Veranstalter mit sehr vielen Besuchern ist das aus gesundheitlichen Gründen nicht verantwortbar.“Jeder kenne die oftmals beengten Platzverhältnisse, die Infizierungen mehr als wahrscheinlich machen. Ausreichend Abstand zu halten wäre nicht möglich oder kontrollierbar, selbst der Einsatz von Schutzmasken kein Garant für die Besucher. Auch Sicherheitskräfte wären einem erhöhten Risiko ausgesetzt.
„Wir dürfen uns da auch nicht an anderen Veranstaltern orientieren. Uns war und ist die Problematik zu vielschichtig und die Gefahr zu groß“, sagt Markus Orsingher. Finanziell dürfte die Entscheidung überschaubar sein, abgeschlossene Verträge für das Fest wurden geprüft: „Wir haben, beispielsweise mit dem Kinderfesthaus, auch Fixkosten, die wir wieder reinbringen und decken müssen.“Das aber müsste machbar sein.
Geplante Investitionen werden gegebenenfalls verschoben – möglicherweise aber auch gerade jetzt aus den Rücklagen getätigt. Also vielleicht doch in jenem Jahr, „wo eigentlich Zeit vorhanden wäre und wir keine Arbeit haben“. Über die Investitionen wird aber noch zu entscheiden sein.
Die Absage als solche habe sich die Kinderfestkommission nicht leicht gemacht, betont Reinhard Syska. Unabhängig von eventuellen behördlichen Auflagen oder Genehmigungen
wäre aber eine Massenveranstaltung wie das Kinder- und Heimatfest nicht zu verantworten: „Wir werden versuchen, 2021 ein umso schöneres Fest auf die Beine zu stellen und schauen voraus.“