Noch mehr Verantwortung für die Senioren
SZ-Serie über Menschen in jetzt besonders wichtigen Berufen – Heute: Altenpfleger-Auszubildende Jessica Petelski
WANGEN (bee) - Busfahrer, Verkaufspersonal, Pflegekräfte: In der Coronavirus-Krise sind die sogenannten „systemrelevanten“, also besonders wichtigen Berufe, in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Jobs, die vergleichsweise oft weniger gut bezahlt sind und die in „normalen“Zeiten teilweise um Anerkennung in der Öffentlichkeit kämpfen müssen. In der aktuellen Ausnahmesituation werden die Menschen hinter diesen Berufsbildern aber als wichtig für die Gesellschaft wiederentdeckt, bekommen für ihren Einsatz von allen Seiten Applaus, werden plötzlich wertgeschätzt und manchmal sogar als „Helden des Alltags“dargestellt. Die „Schwäbische Zeitung“hat mit Frauen und Männern gesprochen, die auch mit ihrer Tätigkeit das „System“in der Region Wangen aufrechterhalten. Obwohl sie wegen des ständigen Kontakts zu anderen mit der Gefahr leben, sich selbst anzustecken. Heute: Jessica Petelski, Auszubildende zur Altenpflegerin.
In der Corona-Krise gehören Pflegeheime zu den Einrichtungen, die einen besonderen Schutz brauchen, denn Senioren gehören zu der vom Virus am meisten gefährdeten Gruppe von Menschen. Insofern ist Jessica Petelski derzeit in ihrem Job im Wangener Seniorenzentrum St. Vinzenz noch mehr als sonst gefordert. Die 25-Jährige befindet sich im dritten Lehrjahr ihrer Ausbildung zur examinierten Altenpflegerin und sie erlebt in ihren letzten Monaten als Azubi außergewöhnliche Zeiten – nicht nur weil sie auch ihre privaten Kontakte einschränken soll.
„Die Einrichtung hat sich seit Mitte März entschleunigt, es sind weder Ärzte noch Therapeuten oder Besucher da“, sagt Petelski. „Wir nutzen deshalb zusammen mit den Bewohnern die Zeit, die man jetzt hat.“Die Senioren würden noch mehr in den Tagesablauf miteinbezogen, und so wird öfters zusammen gekocht, gebastelt, gespielt oder die Zeitung gelesen. Weil Angehörige oder Bekannte das Seniorenzentrum bis auf Weiteres nicht betreten dürfen, werden Postkarten geschrieben oder es gibt zuweilen Hilfe beim Kontakt über Videoschaltung zu den Besuchern daheim.
Seitdem das Coronavirus in aller Munde ist, greifen laut Jessica Petelski im Seniorenzentrum auch schärfere Hygieneregeln: beispielsweise mehrfach Händewaschen und Desinfizieren, Mundschutz auch bei der Grundpflege, beim Toilettengang oder bei anderen körpernahen Tätigkeiten.
„Natürlich merken das die Bewohner, das färbt auch auf sie ab“, so die Altenpfleger-Auszubildende. Und: „Man hat da auf jeden Fall noch mehr Verantwortung, denn wir müssen ja die Senioren und uns selbst schützen.“Eine zusätzliche Belastung, die nicht spurlos am Personal vorbeigehe: „Das Team rückt komplett zusammen, wir sind eine Einheit, reden miteinander, das entlastet auch viel.“
Fühlt sich Jessica Petelski in diesen außergewöhnlichen Zeiten deshalb als Alltagsheldin? „Nein, eher nicht“, so die 25-Jährige. Obwohl: „In unserem Job sind wir eigentlich immer Helden, denn wir machen das aus Hingabe.“Schön wäre es deshalb, wenn die allgemeine Aufmerksamkeit und Anerkennung auch ohne Krise da wäre: „Man sollte schon dankbar sein, dass es Menschen in solchen Berufen gibt.“
Kennen Sie einen Menschen in einem systemrelevanten Beruf, dessen Arbeit Sie in Corona-Zeiten wieder mehr wertschätzen? Dann geben Sie uns Bescheid und mailen uns Ihren Vorschlag: