Virus setzt der Weltreise ein Ende
Aitracherin kehrt aus Neuseeland zurück – Selbstisolation und horrende Ticketpreise
AITRACH - Die Weltreise von Johanna Leonhardt endete vorzeitig und ein Stück weit als Abenteuer. Die 28jährige Aitracherin musste wegen der Corona-Pandemie am Freitag in die Heimat zurückkehren.
Im September vergangenen Jahres erfüllte sich Johanna Leonhardt ihren Traum. Nach Lehramtsstudium für Deutsch und Biologie in Stuttgart und erfolgreicher Referendarszeit an einem Gymnasium ging die 28-Jährige auf Weltreise. Nepal, Indien, Thailand und Laos waren ihre ersten Stationen.
„In Laos ging’s los“, erinnert sich Johanna Leonhardt. Im chinesischen Wuhan traten die ersten Covid-19-Infektionen auf. „Als Biologiestudentin wusste ich, dass das nicht auf die leichte Schulter genommen werden darf, zumal es in Laos viele chinesische Touristen gibt. Ich wollte Distanz zwischen mich und das Virus bekommen.“Anfang Februar, früher als geplant, reiste sie deswegen nach Indonesien weiter. Zu diesem Zeitpunkt gab es zwar bereits außerhalb Chinas Infektionen und Todesfälle, alle aber in direkter Verbindung mit Wuhan.
Vielleicht hätte sie spätestens von Indonesien aus wieder nach Hause zurückkehren sollen, sagt Johanna Leonhardt im Rückblick. „Vielleicht war ich etwas blauäugig, aber in Indonesien war die Lage aufgrund der zensierten Presse schwierig zu beurteilen.“Stattdessen ging ihre Reise weiter nach Neuseeland. „Ich hatte mich kurz zuvor mit meinem Vater verabredet. Wir überlegten, wo wir uns treffen könnten. Auch ein südafrikanisches Land war im Gespräch, aber wir entschieden uns dann vorsichtshalber für ein Land, in dem es ein gutes Gesundheitssystem gibt.“Am 14. März trafen Johanna Leonhardt und ihr Vater auf dem Flughafen in Auckland ein. Zu dieser Zeit gab es dort gerade einmal ein halbes Dutzend Infizierter. „Ein paar Tage konnten wir noch im abgeschiedenen nördlichsten Teil des Landes reisen, dann mussten wir uns in einer Ferienwohnung in die häusliche Quarantäne begeben“, erzählt die Aitracherin. „Die neuseeländische Regierung hat richtigerweise sehr schnell und hart reagiert“, so empfindet es Johanna Leonhardt. „Ich habe mich dadurch dort auch recht sicher gefühlt.“Trotzdem kamen Vater und Tochter auch recht schnell zum Entschluss, dass es besser ist, nach Hause zurückzukehren.
„Mein Vater hatte für den 3. April bereits ein Rückflugticket, ich konnte noch eines für denselben Flug kaufen“, erzählt sie. Die Aitracherin stellte dabei fest, dass die Preise kräftig angezogen hatten. „Mein Vater musste noch zwischen 700 und 800 Euro fürs Ticket bezahlen, ich 1700.“Ein Bekannte aus Litauen erzählte ihr später, es sei ein Flug nach Europa für 12 000 Euro angeboten worden.
Trotz Tickets in der Tasche schrieben sich Leonhardt und ihr Vater vorsorglich ins Rückholprogramm des deutschen Auswärtigen Amts ein. „Von der deutschen Botschaft wurde man sehr gut betreut, die haben einen super Job gemacht“, ist die Aitracherin voll des Lobes. Die Registrierung als zwei von rund 12 000 deutschen Staatsbürgern in Neuseeland war für die Aitracher eine Rückversicherung. „Viele reguläre Flüge wurden kurzfristig gestrichen oder waren überbucht“, begründet sie das. Mit einem einigermaßen mulmigen Gefühl im Bauch ging’s für die beiden daher auch am vergangenen Freitag zum Flughafen in Auckland. Letztlich klappte es aber mit dem Heimflug via Doha nach München. „Mein Vater war sehr glücklich, wieder zu Hause zu sein“, sagt Johanna Leonhardt, „ich bin immer noch ein bisschen hin- und hergerissen.“Zwar fühle es sich gut an, wieder zu Hause zu sein, aber die Weltreise, ein Stück weit ein Lebenstraum, ist erst einmal dahin. Bis Juni/Juli sollte sie noch dauern, mindestens. „Vorerst abgebrochen“, hat Leonhardt für sich inzwischen beschlossen, „vielleicht geht’s im Herbst weiter“.
Neuseeland meldete am 7. April knapp 1200 Covid-19-Erkrankte, 250 sind bereits wieder geheilt. Es gab bislang ein Todesopfer. Das Land hat rund 4,8 Millionen Einwohner, also nicht einmal halb so viele wie Baden-Württemberg (10,8 Millionen).