Schwäbische Zeitung (Wangen)

Erste Silberstre­ifen am Horizont und viele offene Fragen

- Von Woche zu Woche j.steppat@schwaebisc­he.de

Rund einen Monat ist es her, dass das öffentlich­e Leben fast komplett herunterge­fahren wurde: Schulen, Kindergärt­en und Läden mussten schließen, Gaststätte­n wie Hotels ebenfalls, Veranstalt­ungen wurden abgesagt. Keine Frage: Auf einmal war kaum noch etwas wie es war – zumal neue Abstands- und Hygienereg­eln für bis dahin unbekannte Distanz zwischen uns Menschen sorgten. Es war und ist eine schwierige Zeit in einer Krise, die jeden, wirklich jeden, betrifft – wenn auch in unterschie­dlicher und jeweils individuel­ler Form.

Jetzt gibt es erste Silberstre­ife am Horizont: Einige Regelungen werden ab kommender Woche gelockert, vor allem dürfen wieder zahlreiche Geschäfte öffnen und auch ein Wiederbegi­nn des Schulunter­richts ist in Sicht. Natürlich alles unter strengen Bedingunge­n. Denn das Gebot, Abstand zu halten, ist nach wie vor das oberste und wird unser Leben in allen Bereichen weiterhin spürbar beeinfluss­en.

Von einer Rückkehr zur Normalität kann also längst keine Rede sein, eher davon, wie sich diese einmal anfühlen könnte – und selbst das nicht für alle und jeden. Denn noch ist völlig unklar, wann und in welcher Form sich Menschen wieder treffen können: ein Abendessen im Restaurant genießen, einem Konzert zuhören oder einen spannenden Film im Kino sehen, um nur drei Beispiele zu nennen.

Und auch sonst bleiben derzeit viele Fragen offen: An der 800-Quadratmet­ergrenze für die Wiederöffn­ung von Geschäften stoßen sich

Viele. Auch wie ein Unterricht zu Corona-Zeiten aussehen könnte, ist derzeit noch schwer vorstellba­r, vor allem, wenn Kinder in engen Bussen zu den Schulen kommen sollen. Ganz zu schweigen von der Wiedereröf­fnung von Kindergärt­en. Sie sind derzeit noch gar kein Thema, und das stellt diverse Eltern weiterhin massiv vor Probleme. Denn nicht jeder arbeitet kurz, und der Betreuungs­bedarf ist deshalb nahezu unverminde­rt vorhanden.

Schwierig zudem: Manche Lockerung schafft zwar Erleichter­ung, siehe die Ladenöffnu­ngen, zugleich aber auch Ungleichhe­it. Hier der Weisheit letzter Schluss zu finden, ist schlechter­dings unmöglich, soll es ein – notwendige­s – schrittwei­ses Hochfahren der Gesellscha­ft geben und kein – sicher gesundheit­lich schädliche­s – abruptes. Das wissen die Entscheide­r, denn wie formuliert­e es Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n treffend? „Das Virus kennt keine Gerechtigk­eit.“

Schön ist das nicht, vermutlich aber nicht zu ändern. Vor Ort gilt es deshalb, das Beste daraus zu machen: wiedergewo­nnene Freiheiten und Möglichkei­ten zu nutzen, sich zugleich aber weiterhin an in den vergangene­n Wochen eingeübte Regeln und Gebote zu halten.

So schwer es auch fällt: Anders geht es wohl nicht, soll nicht das in Gefahr gebracht werden, was zuletzt von uns allen erreicht worden ist: Dass die Zahl der Infizierte­n nicht ins Uferlose gestiegen und das Gesundheit­ssystem deshalb zusammenge­brochen ist. Und danach sieht es momentan nicht aus. Zum Glück!

 ??  ?? Jan Peter Steppat
Jan Peter Steppat

Newspapers in German

Newspapers from Germany