Wenig Hoffnung für die Eschen
Parasitärer Pilz macht den Bäumen zu schaffen – Krankheit greift in der Region weiter um sich
ALLGÄU - Das Eschentriebssterben macht den Förstern große Sorgen. Verursacht wird die Krankheit durch einen Pilz namens Falsches Weißes Stängelbecherchen. Der Pilz befällt immer mehr Eschen. Manche Förster haben trotzdem noch Hoffnung für die Baumart, andere haben sie schon abgeschrieben. In einem Punkt sind sich die Verantwortlichen aus der Region aber einig: Aktuell Eschen anzupflanzen, empfehlen sie keinem.
Denn vor kaum einem Exemplar macht der Pilz halt: „95 Prozent der Eschen sind befallen“, sagt Rainer Nützel, Leiter des Forstamts Mindelheim und zuständig für das Unterallgäu mit der Stadt Memmingen. Die ursprüngliche Art des Pilzes habe schon immer Laub auf dem Boden zersetzt und zu Humus verarbeitet. Seine jüngere Version greift nun aber auch lebende Blätter an – und gelangt durch die Triebe in die Wasserleitungen des Baums. Dort vermehrt sich der Parasit, verstopft die Leitungen und schnürt den Blättern die Versorgung ab. „Der Baum vertrocknet“, erläutert Nützel.
Zwar versuchten Forscher, resistente Arten zu züchten. Aber wie lange das dauert und ob es überhaupt gelingt, sei unklar. Alternativen zur Esche sehe er im Unterallgäu nicht. „Die Esche ist ein Laubbaum, der sehr gut auf feuchten Hängen oder in Bachtälchen wächst, wie sie in unserem Landkreis häufig vorkommen.“
Eine Eiche brauche beispielsweise mit ihrer großen Krone zu viel Platz, einem Ahorn sei der Boden zu nass.
Auch Dr. Ulrich Sauter sieht da keine Alternativen. Er kümmert sich als stellvertretender Leiter des Forstamts Kempten um das Oberallgäu, Kempten und den Landkreis Lindau. „Die Esche kann man nicht einfach ersetzen.“Eine kleine Hoffnung hat Sauter dennoch: „Wir beobachten, dass einige Eschen resistent sind.“Er führt das auf genetische Unterschiede zurück. Vermehrt man diese Exemplare, könne man die Art eventuell retten – wenn der Pilz nicht mutiert.
Doch nicht nur für die Esche ist der Pilz gefährlich, sagt Stephan Kleiner, stellvertretender Leiter des Forstamts Kaufbeuren. Auch für Menschen werden die kranken Bäume gefährlich: Die Krankheit schwächt sowohl die Krone als auch die Wurzeln des Baumes. Das hat zur Folge, dass Äste herabstürzen können – oder sogar der ganze Baum umfällt. Aus diesem Grund kontrollieren Mitarbeiter des Forstamts, der Straßenbauverwaltungen und Waldbesitzer Pflanzen, die an öffentlichen Plätzen und Straßen stehen. Gefährdet ein Baum die Sicherheit des Verkehrs oder Menschen, muss er fallen.
Die fallenden Äste seien auch für die Arbeiter gefährlich. Deswegen setzen die Fachmänner bevorzugt auf eine spezielle Maschine, die mit einem Greifarm den Stamm umschließt, zu Fall bringt und in einzelne Teile zersägt.