„Ich kann gut alleine sein“
Autor Michael Peinkofer aus Kempten hat einen neuen Fantasy-Thriller für junge Leute herausgebracht
KEMPTEN - Maschinen haben die Herrschaft übernommen. Die wenigen Menschen, die es gibt, führen eine prekäre Randexistenz. Einzelne kämpfen noch, um sich gegen die Übermacht der künstlichen Intelligenz zu wehren. Aber selbst in ihren Reihen gibt es nicht nur Gute, sondern auch Böse, nicht nur Idealisten, sondern auch Verräter. Das hört sich ziemlich düster an, was Michael Peinkofer gerade auf den Markt gebracht hat. Der neue Roman des Kemptener Schriftstellers mit dem Titel „Phönix: Sintflut“ist eine Dystopie, die – wie so oft bei ihm – in einen spannenden Fantasy-Thriller verpackt ist.
Solch eine Endzeitstory passt eigentlich gut in diese verstörende Corona-Zeit. Aber Peinkofers Plot hat mit Viren überhaupt nichts zu tun. Im „Phönix“gerät der Planet Erde nicht durcheinander, weil ein mysteriöser Krankheitserreger auftaucht, der die Menschen mit Krankheit und Tod bedroht. In seiner Geschichte sind es die Menschen selbst, die die Welt an die Wand fahren. Weil sie einerseits die Natur ausbeuten und die Umwelt zerstören, andererseits sozial und politisch nicht in der Lage sind, gemeinsam Probleme zu lösen.
Da stellt sich natürlich die Frage, ob Michael Peinkofer ein Pessimist ist. „Nein, ich bin Humanist“, antwortet der Autor, den wir per Telefon in seinem kleinen Büro im Osten Kemptens erreichen. „Ich möchte daran glauben, dass sich das Gute im Menschen durchsetzt.“Ohne zuviel verraten wollen: Darauf läuft es am Ende des Romans hinaus. Es handelt sich um den dritten Teil der „Phönix“-Reihe, die sich dezidiert an Young Adults, also junge Erwachsene wendet. Jugendliche ab 14 Jahren etwa können den Coming-of-AgeRoman lesen, in dem junge Menschen ihren Platz in der Gesellschaft finden müssen, meint Peinkofer.
Der Schnell- und Vielschreiber, der jedes Jahr mindestens ein Buch herausbringt, mutet seinem Personal einiges zu – und auch den Lesern. Da ist nicht nur die spannende Geschichte von jungen Menschen bei ihrem Kampf gegen scheinbar übermächtige Maschinen, die von Künstlicher Intelligenz
gesteuert sind. Im Hintergrund geht es auch um autokratisch-diktatorische Herrschaft, um den Triumph von Kontrolle über Freiheit, um den Kampf des Einzelnen mit dem Kollektiv. Spielt der Autor vielleicht auf Staaten wie China an?
An so etwas denkt Peinkofer beim Schreiben schon auch. Aber das sind für ihn eher Nebeneffekte. „Mir geht es in erster Linie um eine spannende Geschichte“, sagt der 51-Jährige. Aber natürlich treibe ihn, als politischen Menschen, Fragen um, wie die, ob Menschen mit ihrer Freiheit verantwortungsvoll umgehen können. Und wie stark sie Kontrolle und Sicherheit zulassen.
„Man sieht das ja auch in diesen Wochen: Da geben die Leute ihre
Freiheit für Sicherheit auf“, sagt er. Womit das Gespräch bei Corona landet. Für den Schriftsteller ändert sich in der Krise gar nicht so viel. Solange Michael Peinkofer nicht unterwegs ist für Lesungen oder für Recherchen, sitzt er täglich viele Stunden in seinem „Studio“, ein paar Schritte vom Reihenhaus entfernt, in dem er mit seiner Familie lebt. In selbst gewählter Abschottung („allein, aber nicht einsam“) recherchiert er, plant und schreibt er seine Bücher. Kontakt mit der Außenwelt hält er über Skypen, Telefonieren, E-Mails und soziale Medien. „Ich kann gut alleine sein“, sagt er. „Sonst hätte ich diesen Beruf nicht wählen dürfen.“
Die staatlich verordneten Kontaktbeschränkungen hält Peinkofer für „sehr vernünftig“. Er hält sich daran, auch wenn er morgens zum Joggen oder nachmittags spazieren geht. Schon arbeitet der Autor wieder an einem neuen Werk. Zur Abwechslung steht ein historischer Roman an. Diesmal spielt er im Hochmittelalter. Was genau er thematisiert, dürfe er nicht verraten. Derzeit puzzelt er am Plot und recherchiert die geschichtlichen Fakten, die er später mit fiktiven Personen verknüpfen wird. Er sei keiner, der einfach aus dem Bauch heraus Bücher schreibt, sagt Peinkofer. So ein Roman will wohl geplant sein.
Das Buch „Phönix: Sintflut“von Michael Peinkofer ist im Piper Verlag erschienen, hat 316 Seiten und kostet 15 Euro.