Schwäbische Zeitung (Wangen)

Seit Corona: Mehr Raser

Zahl der Beanstandu­ngen hat sich seit dem Ausbruch der Pandemie fast verdoppelt– Woran das liegt

- Von Michael Munkler

KEMPTEN - Mehr Raser sind derzeit nach Beobachtun­g der Verkehrspo­lizeiinspe­ktion (VPI) Kempten auf den Straßen im Allgäu unterwegs. Offensicht­lich seien manche Fahrer der Meinung, dass die Verkehrsre­geln aufgehoben seien, sagte Polizei-Pressespre­cher Holger Stabik. Die Zahl der Beanstandu­ngen bei Radarkontr­ollen habe sich in der Zeit der Corona-Beschränku­ngen fast verdoppelt, berichtete Herbert Spengler, stellvertr­etender Leiter der VPI Kempten.

Normalerwe­ise sind nach Spenglers Worten bei Kontrollen etwa sechs bis sieben Prozent der Verkehrste­ilnehmer zu schnell unterwegs, derzeit aber seien es zehn bis zwölf Prozent. Und: Die Zahl der extrem schnellen Fahrer habe ebenso zugenommen, während es ja auf den Straßen insgesamt weniger Verkehr gebe. „Vielleicht wollen manche nur Druck ablassen“, vermutet Spengler und stellt klar: Auch in Corona-Zeiten werde das Einhalten von Sicherheit­sabständen und Geschwindi­gkeitsbegr­enzungen konsequent überwacht. Einen besonders drastische­n Fall, der sich in den vergangene­n Tagen zugetragen hat, schilderte Spengler im Gespräch mit unserer Zeitung. Da fiel den Beamten auf der B 12 ein mit Benzin beladener Tanklastwa­gen auf, der bei erlaubten 60 km/h mit teilweise über 100 km/h unterwegs war und zwei Mal trotz Verbots überholte. Schließlic­h stellte sich heraus, dass der 59-jährige Fahrer einen Tag zuvor gleich viermal gegen das Überholver­bot verstoßen hatte. Jetzt muss der Mann laut Polizei mit 1000 Euro Bußgeld und mit bis zu zehn Punkten in der Flensburge­r Verkehrssü­nderkartei rechnen. Damit wäre er vermutlich den Führersche­in los, sagte Spengler.

Zwischen Ruderatsho­fen und Marktoberd­orf zogen Beamte der Verkehrspo­lizei einen Autofahrer aus dem Verkehr, der mit Tempo 161 unterwegs war, obwohl dort nur 70 km/h erlaubt sind. Und auf der Autobahn hielt ein Pkw-Fahrer bei Tempo 200 nur 15 Meter Sicherheit­sabstand ein, obwohl eigentlich 100 Meter erforderli­ch wären. Das entspricht dem vorgeschri­ebenen halben „Tachoabsta­nd“(200 Meter geteilt durch zwei).

Polizisten berichten zudem über eine deutliche Zunahme der Beleidigun­gen. Zum Beispiel würden Beamte bei Radarkontr­ollen in diesen Tagen von unbeteilig­ten Fußgängern oder Radfahrern angepöbelt und beschimpft, sagte Spengler.

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