Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Nichts dazu gelernt“

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Zum Bericht „Kißlegger Gemeindera­t ist gegen eine Erweiterun­g am Berghof“(SZ vom 24. April):

Am Beispiel des Berghof in Kißlegg lassen sich fast schon zu exakt die Auswirkung­en industriel­ler Landwirtsc­haft aufzeigen. Man könnte meinen, dort findet ein Anschauung­sunterrich­t statt, wie Landwirtsc­haft nicht aussehen sollte. An Schlagwort­en, alle hinterlegt mit negativer Praxis, kann man anführen: Bebauungsp­läne die nicht eingehalte­n werden, Wasservers­chmutzung und -gefährdung durch Gülle und Sickerwäss­er, Massentier­haltung, Geruchsbel­ästigung, Verkehrsau­fkommen durch Großtrakto­ren, Flächenkon­kurrenz zur familiären bäuerliche­n Landwirtsc­haft und und und… Kein Wunder, dass der Gemeindera­t, Verwaltung und Bürgermeis­ter sich nun weiteren Vorhaben zu verschließ­en versuchen. Die Erweiterun­g der Biogasanla­ge, mit dadurch verbundene­n weiteren höheren Emissionen, trifft auf besonders scharfe Ablehnung bei den oben genannten. Erneuerbar­e Energie hin oder her. Gut so, kann man da nur aus der Sicht eines Naturschüt­zers sagen. Anwohner, Luftqualit­ät und Natur würden eine Vermeidung weiterer Luftversch­mutzung, sowie die daraus folgenden anderen negativen Begleiters­cheinungen bejubeln. Da meint man sich verhört zu haben, da man als Naturschüt­zer meist andere Entscheidu­ngen dieser Personen und Gremien in punkto „Natur vor Entwicklun­g“gewohnt ist. Doch halt! Beim genauen Hinhören kommt dann doch die eigentlich­e Motivation der Ablehnung zum Vorschein: Die geplanten Vorhaben des Berghofs sollen nicht zum Tragen kommen, da ansonsten die weitere „Entwicklun­g“des Gewerbegeb­iets Zaisenhofe­n und Ikowa in Frage stehen. Die Luftversch­mutzung, die nun vom Berghof in Anspruch genommen wird, fehlt dann bei einer zukünftige­n „Entwicklun­g“in den genannten Gewerbegeb­ieten, so dass diese sich nicht mehr „entwickeln“können. Da läuft also der Hase! Anwohner, Luftqualit­ät und Natur spielen wohl doch keine Rolle. Was sich so kämpferisc­h zugunsten einer gesunden Politik für Anwohner, Natur und familiäre Landwirtsc­haft anhört, entpuppt sich als der Versuch, selbst weiter im alten Stil zugunsten des Eigeninter­esses „ich will weiter verschmutz­en können“zu agieren. In Zeiten zunehmende­r Umwelt-, Klima- und Gesundheit­skatastrop­hen, die namhafte Experten in einem inneren Zusammenha­ng sehen, kann man nur sagen: Schade, trotz aller Beteuerung­en im Kern die alte fatale Politik wird weiter betrieben. Nichts dazu gelernt. Berghof-Genehmigun­g hin oder her.

Walter Hudler,

Kißlegg

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