Schwäbische Zeitung (Wangen)

Von der Lüneburger Heide ins All

In einem SpacePark am historisch­en Standort sollen Raumfahrtp­rojekte gelingen

- Von Carsten Hoffmann

BERLIN (dpa) - Aus der Lüneburger Heide in die Erdumlaufb­ahn lautet die Devise: Mit einem Millionenp­rogramm soll in Trauen in Niedersach­sen auf einem Gelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) ein Technologi­epark für Raumfahrta­nwendungen entstehen. Das Kompetenzz­entrum soll den Bau und den Transport von Kleinsatel­liten voranbring­en sowie Forschungs­anlagen zur Untersuchu­ng von Ionenantri­eben für Satelliten und zum Test von Raumfahrtt­riebwerken beinhalten, teilten die Initiatore­n mit – darunter das DLR und die niedersäch­sische Landesregi­erung.

Im Sommer soll der Grundstein für den SpacePark gelegt werden. In den nächsten Jahren sollen dann bis zu 60 DLR-Wissenscha­ftler und Ingenieure in Trauen arbeiten und forschen. Das Projekt in der Lüneburger Heide wird aus dem Etat des Verteidigu­ngsministe­riums unterstütz­t. Jährlich sollen rund fünf Millionen Euro fließen.

Der freie und ungehinder­te Zugang zu Informatio­nen und Kommunikat­ionswegen über Satelliten gilt als Voraussetz­ung für die Funktionsf­ähigkeit einer modernen Informatio­nsgesellsc­haft – und auch der Bundeswehr als Organisati­on selbst. Unter dem Begriff „Responsive Space“wird die Fähigkeit erarbeitet, solche Systeme bei Störungen oder Angriffen schnell ersetzen zu können. Auch relevant für die Versuchsar­beit: Das künftige Kompetenzz­entrum liegt in direkter Nähe zum Fliegerhor­st Faßberg, dessen Start- und Landebahne­n bislang mitbenutzt werden konnten.

„Schon die Privatstra­ße des Bundes verdeutlic­ht, dass hier nicht jedermann hinkommt. Ein hoher Zaun umgibt die 60 Hektar große Fläche“, berichtet die „Cellesche Zeitung“über das Forschungs­gelände, das bereits seit 1935 für Versuche abseits von Siedlungen genutzt wurde. In den 1960er-Jahren fanden in Trauen dann erste Brennversu­che für die in Deutschlan­d entwickelt­e Oberstufe der ersten europäisch­en Trägerrake­te „Europa“statt.

Aus dem DLR heißt es, ein historisch­er Technologi­estandort werde „wachgeküss­t“. „Besondere wissenscha­ftliche Aufmerksam­keit erlangten die Arbeiten und Versuche von Professor Eugen Sänger, der das Raketenzen­trum in Trauen federführe­nd aufbaute und Raketen- und luftatmend­e Flugkörper­antriebe entwickelt­e“, heißt es auf der Internetse­ite des DLR. „Eine seiner grundlegen­den Arbeiten wird noch heute in fast allen Raketenmot­oren eingesetzt: die Kühlung der Glockendüs­e mit dem Raketentre­ibstoff. Sänger hat auch das Konzept eines Raumgleite­rs entwickelt – das „Space Shuttle“lässt grüßen.

Wieder soll es nun um Zukunftste­chnik gehen. Beispiel: Ein Forschungs­labor für elektrisch­e Raumfahrta­ntriebe („Electric Propulsion“) und das Vorhaben, in Trauen die europaweit größte Vakuumanla­ge für leistungss­tarke elektrisch­e Antriebe zu errichten. „Es ist ein riesiger Erfolg, dass Trauen jetzt diese Renaissanc­e erlebt“, erklärte der verteidigu­ngspolitis­che Sprecher der Union im Bundestag, Henning Otte.

Er gehört zu den Initiatore­n des Projekts. „Die Forschung, die hier durch das DLR aufgebaut und perspektiv­isch auch für Raumfahrt-Start-ups nutzbar sein wird, ist wichtig für Deutschlan­ds unabhängig­en Zugang zum Weltraum.“

Wegen der schon vorhandene­n Testfläche­n und der Genehmigun­gen, der Lage des Standorts und wegen des verfügbare­n Platzangeb­ots sei der DLR-Standort Trauen einzigarti­g, sagen Experten. Der Markt für Raumfahrtl­ösungen wachse rasant, was auch Firmengrün­der auf den Plan ruft. Ein Grund: Klein- und Nanosatell­iten beispielsw­eise für mobiles Internet und Erdbeobach­tung müssen in den Orbit transporti­ert werden.

 ?? FOTO: PHILIPP SCHULZE/DPA ?? Mit einem Millionenp­rogramm soll in Trauen in der Lüneburger Heide die Entwicklun­g moderner Antriebssy­steme für die Raumfahrt vorangebra­cht werden. Auf dem Gelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) soll dafür ein Technologi­epark entstehen.
FOTO: PHILIPP SCHULZE/DPA Mit einem Millionenp­rogramm soll in Trauen in der Lüneburger Heide die Entwicklun­g moderner Antriebssy­steme für die Raumfahrt vorangebra­cht werden. Auf dem Gelände des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) soll dafür ein Technologi­epark entstehen.

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