Die befürchtete Infektionswelle im Allgäu blieb bisher aus
Patienten-Zahlen an Kliniken sind geringer als erwartet – Viele planbare Eingriffe wurden verschoben
ALLGÄU - Die Zahlen der Corona-Patienten in Allgäuer Kliniken waren in den vergangenen Wochen weitestgehend konstant, seit Ostern sinken sie sogar leicht: Diese Zwischenbilanz ziehen Andreas Fischer, Vorstand der Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren, und Andreas Ruland, Geschäftsführer des Klinikverbunds Allgäu. Nach ihren Angaben liegen die Zahlen derzeit unter den Befürchtungen.
In den Krankenhäusern in Kempten, Immenstadt, Mindelheim, Ottobeuren, Oberstdorf und Sonthofen, die zum Klinikverbund gehören, wurden am gestrigen Donnerstag insgesamt 20 Covid-19-Patienten behandelt. „Wir haben jede Menge Kapazitäten freigeschaufelt, aber Gott sei Dank ist es durch die vielen Maßnahmen gelungen, die erste Pandemie-Welle gar nicht richtig entstehen zu lassen“, sagt Andreas Ruland. Doch wie geht es jetzt weiter? „Wir ändern nichts an den vorgehaltenen Kapazitäten“, sagt Fischer. In Kaufbeuren soll es weiterhin drei Isolierstationen geben, in Füssen und Buchloe jeweils eine. Auch die Häuser des Klinikverbunds Allgäu halten weiter eigene Stationen für Corona-Erkrankte, für Covid-19-Verdachtsfälle und für Menschen vor, deren Krankheiten nicht in Zusammenhang mit der Pandemie stehen. „Aber wir werden die Kapazitäten anpassen“, sagt Ruland. Falls die Zahl der Corona-Patienten steigt, seien aber die Strukturen geschaffen, um schnell reagieren zu können.
Derzeit gebe es am Klinikverbund Allgäu 50 Beatmungsplätze, die zu 80 Prozent ausgelastet seien, sagt Ruland. Aktuell würden fünf Corona-Patienten beatmet. Im Ernstfall könne auf 98 Beatmungsplätze aufgestockt werden. Die Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren haben 30 Beatmungsplätze, wobei auf 47 erhöht werden könnte. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat jüngst gefordert, 30 Prozent der Intensiv-Betten mit Beatmungsgeräten für Corona-Patienten vorzuhalten. Diese Zahl halten sowohl Fischer als auch Ruland für realistisch.
Auf den Normalstationen sind derzeit weniger Patienten als sonst. Das liegt laut Ruland zum einen daran, dass planbare Behandlungen in den vergangenen Wochen aufgeschoben wurden. Zum anderen kämen aber auch weniger Patienten als üblich in die Krankenhäuser – aus Angst, sich dort anzustecken. Eine besorgniserregende Entwicklung, sagt Ruland: „Deswegen daheim zu bleiben, kann zu ernsthaften gesundheitlichen Risiken führen.“Notfälle und dringende Behandlungen seien zu keinem Zeitpunkt ausgesetzt gewesen. Seit etwa zehn Tagen, sagt Ruland, nehme der Bedarf an notwendigen Behandlungen zu. Auch beispielsweise Operationen am Knie würden mit der Zeit dringlich. „Es ist gut, dass die Politik reagiert hat.“Spahn sprach von einer schrittweisen Rückkehr in den Regelbetrieb ab Mai.
Seit Beginn der Pandemie seien an den Kliniken Ostallgäu-Kaufbeuren etwa 260 planbare Eingriffe wie Hüft-Operationen verschoben worden, sagt Fischer. Er rechnet damit, dass die Operationen Mitte Mai wieder anlaufen. „Voll durchstarten geht aber noch nicht. Unter anderem, weil weniger Betten als üblich zur Verfügung stehen.“Normalerweise lägen zwei Patienten in einem Zimmer, für etwaige Corona-Erkrankte müssten aber auf den Isolierstationen zahlreiche Einbettzimmer vorgehalten werden. „Die Entscheidung, ob eine Operation gleich Mitte Mai stattfinden muss oder noch warten kann, trifft der behandelnde Arzt mit seinem Team“, sagt Fischer. „Dabei spielt auch die Frage eine Rolle, wie viele Beatmungsplätze zur Verfügung stehen und ob der Patient intensivmedizinisch betreut werden könnte.“