1125 Nester entfernt, die Krähen sind weiter da
Geschützte Vögel bleiben im Kemptener Stadtpark ein Ärgernis
KEMPTEN (be) - Normalerweise sind die Bänke im Kemptener Stadtpark an sonnigen Tagen gut besetzt. Normalerweise würden jetzt auch Kinder das neue Spielgerät testen. Doch die Corona-Krise mit gesperrten Spielplätzen und Abstandsregelungen schränkt den Aufenthalt in der neu gestalteten Erholungsoase ein. „Stadtpark Kempten – da ist Leben drin“, wie es vielversprechend auf einer Plakatwand heißt, trifft deshalb eher auf andere Art und Weise zu: auf das Gekrächze der Krähen in den Baumwipfeln.
Obwohl die Stadt bis Ende März (also vor der Brutzeit) 1125 Nester entfernt hat, sind die geschützten Vögel nicht zu vertreiben. Und sie dürfen auch nicht aus dem ganzen Park verjagt werden, sagt Tiefbauamtsleiter
Markus Wiedemann. Lediglich entlang der König- und Bodmanstraße habe man die Erlaubnis der Regierung von Schwaben für die Nestentfernung bekommen. Doch erstmals durften die Krähenjäger auch Nester an jenen Orten ausheben, an denen sich die Krähen neu ansiedelten. Zum Beispiel in der Frühlingstraße. Regelrecht hinterhergelaufen seien städtische Mitarbeiter den Krähen, sagt Wiedemann. Dennoch sind die Vögel da. Das ärgert nicht nur Nachbarn, sondern auch den einen oder anderen Parkbesucher, der in Ruhe auf der Bank sitzen will. Manche Bürger, wie Ingrid Schmid, lassen sogar am Aufpeppen des Parks insgesamt (Kosten: 6,5 Millionen Euro) kein gutes Haar. Zu breit gepflasterte Wege, zu wenig Blumenbereiche,
„hässlich“– die kritischen Stimmen verhallen nicht. Abwarten, bis alles aufgeblüht und grün ist, sagen dagegen andere. Denn noch stehen Restarbeiten an. Anfang Mai wird das Wasserspiel angestellt. Bis Ende Mai sollen die Membranen gespannt sein. Im Spielbereich wird eine Kunststoffbahn angelegt, alle Flächen werden angesät. Besonders gut tut es dem Stadtpark heuer, dass die Festwoche ausfällt. Wiedemann: „So kann sich das Grün richtig entwickeln.“Schließlich will sich Kempten beim Bundespreis Stadtgrün bewerben. Entwickelt wurden bereits die Pläne für die Zumsteinwiese. Doch momentan stehen in diesem Bereich Stände der Wochenmarkt-Händler. Eine Grüninsel und kleine Blumenbeete sollen die Lücke zum Zumsteinhaus einmal beleben. Auch an den Langen Ständen soll es schöner werden. Die geplante Oberflächengestaltung dort könne jedoch erst durchgeführt werden, wenn die Tiefgarage der Sparkasse saniert und die neue Abfahrt gebaut ist. Bis zur Allgäuer Festwoche 2021 sollte das laut Wiedemann kein Problem sein.
Viele Grünflächen, mehr Sitzmöglichkeiten und breitere Wege waren übrigens Wünsche der Bürger für ihren neuen Park. Auch der Baumbestand sollte möglichst erhalten bleiben – allerdings ohne Krähen. Ob deren Nester im nächsten Jahr jedoch erneut mit diesem Aufwand ausgehoben werden, müsse man sich genau überlegen, sagt der Tiefbauamtsleiter.