„Ich hab die Schule echt vermisst“
Sieben Wochen nach den Schulschließungen kehren die Ersten zurück – So ist Tag eins in der Region gelaufen
WANGEN/AMTZELL/KISSLEGG Selten haben sich Schüler so auf die Schule gefreut wie am Montag. Diese Aussage war nicht nur von den befragten Schulleitern am Tag eins nach den coronabedingten Schließungen zu hören, sondern auch von Schülern selbst. Schüler und Schulleiter berichten, wie der Tag der Rückkehr ins Schulhaus gelaufen ist.
„Nach sieben Wochen zu Hause war der Unterricht sehr schön“, sagte Amy Rießbeck aus der neunten Klasse der
Wangener Johann-Andreas-Rauch-Realschule.
„Es war ganz anders, als wenn man alles daheim selbst machen muss“, fügte ihre Klassenkameradin Sofie de Vitis hinzu. Gerade Mathe sei schwierig, wenn man es sich selbst beibringen müsse „und niemanden hat, der es einem direkt erklärt“. An den Mindestabstand hätten sich alle gehalten, berichten die beiden Schülerinnen, auch wenn der eine oder andere manchmal daran erinnert werden musste. In ihrer Gruppe waren 15 Schüler – alle voneinander getrennt. Nach jeder Stunde wurden die Hände gewaschen. „Manche hatten auch Reinigungsgels dabei“, sagt Amy Rießbeck.
Ihre Eindrücke teilt Realschulrektor Heiko Kloos: „Der erste Tag verlief sehr ruhig und problemlos.“Seiner Meinung nach sind „viele froh, dass sie wieder einen geregelten Alltag haben und in die Schule können.“Kloos lobte aber auch die Schülerschar, die sich zu Hause gut vorbereitet habe. 270 Schüler aus den Klassen neun und zehn sind am Montag zum Unterricht gekommen. Über zwei Ein- beziehungsweise Ausgänge sowie Wegepläne wurden die Schüler zu ihren Klassenzimmern und wieder heraus geführt: „Jede Klasse hat ihr eigenes Zimmer, die ganze Zeit über.“
Auffallend war für Heiko Kloos, dass deutlich weniger Schüler als sonst mit dem Bus zur Schule kamen: „Ich glaube, dass die Eltern ein Zusammentreffen
im Bus vermeiden wollten und ihre Kinder lieber mit dem Auto brachten.“
„Ich denke, gut“, antwortete Schulleiter Michael Roth auf die Frage, wie denn der erste Tag am
(RNG) Wangener Rupert-Neß-Gymnasium
verlaufen sei: „Die Schüler sind geordnet gekommen, hatten ihre Masken dabei.“Wer keine mitbrachte, erhielt sie von der Schule. Das Gymnasium startete mit 68 Schülern der Jahrgangsstufe zwei. Ab Dienstag werden auch die J1Schüler dazukommen. Unterrichtet werden, wie an anderen Schulen auch, die Prüfungsfächer. Ferngeblieben oder sich entschuldigt habe sich („soweit ich weiß“) niemand. Roth habe aber vernommen, dass es an einer Bushaltestelle vor Abfahrt des Busses Probleme mit der Abstandsregelung zwischen Schülern nicht näher bekannter Schulen gegeben habe. Auch am RNG werde appelliert, dies nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.
„Vollkommen problemlos“beschreibt Jürgen Lindner, Rektor der
Wangener (GMS), Gemeinschaftsschule
den Schulstart am Montag für alle Zehntklässler. Zunächst gab es an der GMS eine Vollversammlung unter Beachtung der derzeitigen Hygiene- und Abstandsregeln. Mundschutz, Prüfungen und Hygienevereinbarungen wurden thematisiert – und es wurde abgefragt, ob jemand Sorgen oder Ängste habe: „Das war nicht der Fall.“Der Schulleiter erläuterte seinen Schülern bei der Versammlung, dass in Sachen Prüfung auch der Nachholtermin einen Monat später eine Option wäre: „Das wollte niemand. Die Schüler möchten alle ihre Prüfung hinter sich bringen.“Lindner ist überzeugt: „Ein Großteil könnte das schon morgen machen. Die haben sich im Homeschooling gut vorbereitet.“Auch sonst bescheinigt er seinen Schülern „höchste Einsicht und Geduld“: „Die sind absolut oberdiszipliniert, und es sind alle relaxed.“Das wird am Dienstag, mit dem Schulstart der Neuner und dann insgesamt 65 Schülern, dann hoffentlich noch immer so sein.
Mit knapp 700 Schülern startete am Montag das
Berufliche Schulzentrum Wangen.
„Wir verzeichneten eine hohe Bereitschaft, in die Schule zu kommen“, sagte Schulleiter Patrick Well. Auch am BSW hätten „alle Maßnahmen gut funktioniert“. Im Flur und auf dem Schulgelände ist dort Mund- und Nasenschutz Pflicht, in den
Klassenzimmern dürfen die Schüler selbst entscheiden. Eine Handvoll Schüler fehlten laut Well aufgrund einer Zugehörigkeit zu den Risikogruppen. Auch am Beruflichen Schulzentrum musste immer wieder an die Distanzregelung erinnert werden: „Die Schüler sind aber sehr, sehr einsichtig. Sie wissen, dass das Gesundheitsamt entscheiden kann, dass eine ganze Klasse zu Hause bleiben muss, sobald einer an Corona erkrankt – und dass das im Extremfall Nachprüfungen bedeutet.“Mit dem Verlauf des ersten Schultages ist Well nach Tagen der Vorbereitung in einer noch nie dagewesenen Situation in jedem Fall „absolut zufrieden.“
Am
Ländlichen Schulzentrum Amtzell
griff Schulleiterin Sara Schmucker am Montagmorgen zur Kreide – allerdings zunächst im Schulhof. Sie markierte dort Pausenbereiche, damit die Abstandsregeln eingehalten werden. Dann habe sie die Busschüler an der Haltestelle in Empfang genommen und gemeinsam mit dem Schulsozialarbeiter Rudi Schmid-Geiger zu den ihnen zugedachten Eingängen begleitet, berichtet Sara Schmucker. Die Schüler hätten ihren „ersten Schultag“mit Spannung und Freude erwartet und alle Regeln eingehalten, so die Schulleiterin.
Von den Schülern seien Aussagen gekommen wie zum Beispiel „Das mit der Maske ist sehr unangenehm im Bus, aber klar lass ich die auf.“Und: „Mindestens 20 Sekunden Händewaschen ist ja voll lang!“. Aber auch: „Ich hab die Schule echt vermisst, ich find’s selbst unglaublich.“ Und: „Es ist so toll, wieder hier zu sein.“
„Die Lehrkräfte und die Schüler müssen sich jetzt an neues Miteinanderlernen gewöhnen, da zum Beispiel die Bewegungsfreiheit in den Lernräumen durch das Abstandsgebot eingeschränkt ist“, sagt Sara Schmucker. Und sie fügt hinzu: „Wir möchten die Schule weiterhin als angstfreien Lernund Lebensort verstehen.“Man müsse sich aber darüber bewusst sein, dass die Öffnung der Schule noch nicht die Normalität zurückbringe und die aufgestellten Regeln konsequent eingehalten werden müssen.
„Schule ist nicht mehr so wie es vorher war“, sagt auch Doris Kurzhagen, Rektorin der
Grund- und Werkrealschule Kißlegg.
„Wir waren schon ein bisschen angespannt“, berichtet sie. Der Montag sei aber gut gelaufen, „und die meisten Schüler haben eine Mundschutzmaske mitgebracht“. Diesen Erfolg sieht sie vor allem in der intensiven Vorbereitung zusammen mit den Eltern begründet.
„Das war spannend, auch für uns“, sagt Peter Schlichte, Rektor der
Grund- und Werkrealschule Niederwangen.
Am Montagvormittag habe aber alles „super geklappt“. Ob und wie Schüler und Lehrer mit den neuen Regeln klarkommen, müssten dann die kommenden Wochen zeigen. Über den ersten Schultag nach fünf Wochen Heimarbeit hätten sich viele Schüler gefreut, berichtet Schlichte. „Die sind froh, dass es wieder losgeht.“Immerhin stehen in zweieinhalb Wochen die ersten Prüfungstermine für den Abschlussjahrgang an.