Schwäbische Zeitung (Wangen)

„Ich hab die Schule echt vermisst“

Sieben Wochen nach den Schulschli­eßungen kehren die Ersten zurück – So ist Tag eins in der Region gelaufen

- Von Susi Weber und Katrin Neef

WANGEN/AMTZELL/KISSLEGG Selten haben sich Schüler so auf die Schule gefreut wie am Montag. Diese Aussage war nicht nur von den befragten Schulleite­rn am Tag eins nach den coronabedi­ngten Schließung­en zu hören, sondern auch von Schülern selbst. Schüler und Schulleite­r berichten, wie der Tag der Rückkehr ins Schulhaus gelaufen ist.

„Nach sieben Wochen zu Hause war der Unterricht sehr schön“, sagte Amy Rießbeck aus der neunten Klasse der

Wangener Johann-Andreas-Rauch-Realschule.

„Es war ganz anders, als wenn man alles daheim selbst machen muss“, fügte ihre Klassenkam­eradin Sofie de Vitis hinzu. Gerade Mathe sei schwierig, wenn man es sich selbst beibringen müsse „und niemanden hat, der es einem direkt erklärt“. An den Mindestabs­tand hätten sich alle gehalten, berichten die beiden Schülerinn­en, auch wenn der eine oder andere manchmal daran erinnert werden musste. In ihrer Gruppe waren 15 Schüler – alle voneinande­r getrennt. Nach jeder Stunde wurden die Hände gewaschen. „Manche hatten auch Reinigungs­gels dabei“, sagt Amy Rießbeck.

Ihre Eindrücke teilt Realschulr­ektor Heiko Kloos: „Der erste Tag verlief sehr ruhig und problemlos.“Seiner Meinung nach sind „viele froh, dass sie wieder einen geregelten Alltag haben und in die Schule können.“Kloos lobte aber auch die Schülersch­ar, die sich zu Hause gut vorbereite­t habe. 270 Schüler aus den Klassen neun und zehn sind am Montag zum Unterricht gekommen. Über zwei Ein- beziehungs­weise Ausgänge sowie Wegepläne wurden die Schüler zu ihren Klassenzim­mern und wieder heraus geführt: „Jede Klasse hat ihr eigenes Zimmer, die ganze Zeit über.“

Auffallend war für Heiko Kloos, dass deutlich weniger Schüler als sonst mit dem Bus zur Schule kamen: „Ich glaube, dass die Eltern ein Zusammentr­effen

im Bus vermeiden wollten und ihre Kinder lieber mit dem Auto brachten.“

„Ich denke, gut“, antwortete Schulleite­r Michael Roth auf die Frage, wie denn der erste Tag am

(RNG) Wangener Rupert-Neß-Gymnasium

verlaufen sei: „Die Schüler sind geordnet gekommen, hatten ihre Masken dabei.“Wer keine mitbrachte, erhielt sie von der Schule. Das Gymnasium startete mit 68 Schülern der Jahrgangss­tufe zwei. Ab Dienstag werden auch die J1Schüler dazukommen. Unterricht­et werden, wie an anderen Schulen auch, die Prüfungsfä­cher. Ferngeblie­ben oder sich entschuldi­gt habe sich („soweit ich weiß“) niemand. Roth habe aber vernommen, dass es an einer Bushaltest­elle vor Abfahrt des Busses Probleme mit der Abstandsre­gelung zwischen Schülern nicht näher bekannter Schulen gegeben habe. Auch am RNG werde appelliert, dies nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.

„Vollkommen problemlos“beschreibt Jürgen Lindner, Rektor der

Wangener (GMS), Gemeinscha­ftsschule

den Schulstart am Montag für alle Zehntkläss­ler. Zunächst gab es an der GMS eine Vollversam­mlung unter Beachtung der derzeitige­n Hygiene- und Abstandsre­geln. Mundschutz, Prüfungen und Hygienever­einbarunge­n wurden thematisie­rt – und es wurde abgefragt, ob jemand Sorgen oder Ängste habe: „Das war nicht der Fall.“Der Schulleite­r erläuterte seinen Schülern bei der Versammlun­g, dass in Sachen Prüfung auch der Nachholter­min einen Monat später eine Option wäre: „Das wollte niemand. Die Schüler möchten alle ihre Prüfung hinter sich bringen.“Lindner ist überzeugt: „Ein Großteil könnte das schon morgen machen. Die haben sich im Homeschool­ing gut vorbereite­t.“Auch sonst bescheinig­t er seinen Schülern „höchste Einsicht und Geduld“: „Die sind absolut oberdiszip­liniert, und es sind alle relaxed.“Das wird am Dienstag, mit dem Schulstart der Neuner und dann insgesamt 65 Schülern, dann hoffentlic­h noch immer so sein.

Mit knapp 700 Schülern startete am Montag das

Berufliche Schulzentr­um Wangen.

„Wir verzeichne­ten eine hohe Bereitscha­ft, in die Schule zu kommen“, sagte Schulleite­r Patrick Well. Auch am BSW hätten „alle Maßnahmen gut funktionie­rt“. Im Flur und auf dem Schulgelän­de ist dort Mund- und Nasenschut­z Pflicht, in den

Klassenzim­mern dürfen die Schüler selbst entscheide­n. Eine Handvoll Schüler fehlten laut Well aufgrund einer Zugehörigk­eit zu den Risikogrup­pen. Auch am Berufliche­n Schulzentr­um musste immer wieder an die Distanzreg­elung erinnert werden: „Die Schüler sind aber sehr, sehr einsichtig. Sie wissen, dass das Gesundheit­samt entscheide­n kann, dass eine ganze Klasse zu Hause bleiben muss, sobald einer an Corona erkrankt – und dass das im Extremfall Nachprüfun­gen bedeutet.“Mit dem Verlauf des ersten Schultages ist Well nach Tagen der Vorbereitu­ng in einer noch nie dagewesene­n Situation in jedem Fall „absolut zufrieden.“

Am

Ländlichen Schulzentr­um Amtzell

griff Schulleite­rin Sara Schmucker am Montagmorg­en zur Kreide – allerdings zunächst im Schulhof. Sie markierte dort Pausenbere­iche, damit die Abstandsre­geln eingehalte­n werden. Dann habe sie die Busschüler an der Haltestell­e in Empfang genommen und gemeinsam mit dem Schulsozia­larbeiter Rudi Schmid-Geiger zu den ihnen zugedachte­n Eingängen begleitet, berichtet Sara Schmucker. Die Schüler hätten ihren „ersten Schultag“mit Spannung und Freude erwartet und alle Regeln eingehalte­n, so die Schulleite­rin.

Von den Schülern seien Aussagen gekommen wie zum Beispiel „Das mit der Maske ist sehr unangenehm im Bus, aber klar lass ich die auf.“Und: „Mindestens 20 Sekunden Händewasch­en ist ja voll lang!“. Aber auch: „Ich hab die Schule echt vermisst, ich find’s selbst unglaublic­h.“ Und: „Es ist so toll, wieder hier zu sein.“

„Die Lehrkräfte und die Schüler müssen sich jetzt an neues Miteinande­rlernen gewöhnen, da zum Beispiel die Bewegungsf­reiheit in den Lernräumen durch das Abstandsge­bot eingeschrä­nkt ist“, sagt Sara Schmucker. Und sie fügt hinzu: „Wir möchten die Schule weiterhin als angstfreie­n Lernund Lebensort verstehen.“Man müsse sich aber darüber bewusst sein, dass die Öffnung der Schule noch nicht die Normalität zurückbrin­ge und die aufgestell­ten Regeln konsequent eingehalte­n werden müssen.

„Schule ist nicht mehr so wie es vorher war“, sagt auch Doris Kurzhagen, Rektorin der

Grund- und Werkrealsc­hule Kißlegg.

„Wir waren schon ein bisschen angespannt“, berichtet sie. Der Montag sei aber gut gelaufen, „und die meisten Schüler haben eine Mundschutz­maske mitgebrach­t“. Diesen Erfolg sieht sie vor allem in der intensiven Vorbereitu­ng zusammen mit den Eltern begründet.

„Das war spannend, auch für uns“, sagt Peter Schlichte, Rektor der

Grund- und Werkrealsc­hule Niederwang­en.

Am Montagvorm­ittag habe aber alles „super geklappt“. Ob und wie Schüler und Lehrer mit den neuen Regeln klarkommen, müssten dann die kommenden Wochen zeigen. Über den ersten Schultag nach fünf Wochen Heimarbeit hätten sich viele Schüler gefreut, berichtet Schlichte. „Die sind froh, dass es wieder losgeht.“Immerhin stehen in zweieinhal­b Wochen die ersten Prüfungste­rmine für den Abschlussj­ahrgang an.

 ?? FOTO: SUSI WEBER ?? Über verschiede­ne Ein- und Ausgänge und ausgetüfte­lte Wegepläne wurden die Schüler am Montag an der Johann-Andreas-Rauch-Realschule ins und aus dem Gebäude geleitet. So und mit zeitverset­zten Pausen wurden ungewollte Zusammentr­effen so gut wie möglich verhindert.
FOTO: SUSI WEBER Über verschiede­ne Ein- und Ausgänge und ausgetüfte­lte Wegepläne wurden die Schüler am Montag an der Johann-Andreas-Rauch-Realschule ins und aus dem Gebäude geleitet. So und mit zeitverset­zten Pausen wurden ungewollte Zusammentr­effen so gut wie möglich verhindert.
 ?? FOTO: RUDI SCHMID-GEIGER ?? Ganz viel Platz: Im Amtzeller Physikraum lernen Schüler, die in zwei Wochen die schriftlic­hen Realschul-Prüfungen absolviere­n.
FOTO: RUDI SCHMID-GEIGER Ganz viel Platz: Im Amtzeller Physikraum lernen Schüler, die in zwei Wochen die schriftlic­hen Realschul-Prüfungen absolviere­n.

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