Schwäbische Zeitung (Wangen)

Region erwartet Sommer-Touristenb­oom

So bereiten sich Oberschwab­en und das Allgäu auf die besondere Corona-Saison vor

- Von Corinna Konzett und Daniel Häfele

WANGEN - Die Corona-Pandemie beeinfluss­t nicht nur den Alltag, sondern auch die Urlaubspla­nung vieler. Wie ein Sommerurla­ub in diesem Jahr aussehen wird, weiß aktuell niemand. Auch ist nicht klar, ob Urlaubsrei­sen ins Ausland überhaupt möglich sein werden. Für viele wird deshalb ein Urlaub im eigenen Land immer wahrschein­licher. Das hat auch Auswirkung­en auf Oberschwab­en und das Allgäu.

„Wir erwarten in diesem Jahr einen absoluten Boom in den Tourismusr­egionen an der Nord- und Ostsee, am Bodensee und im Allgäu“, sagt Belinda Unger, Geschäftsf­ührerin des Zweckverba­nds Tourismus Württember­gisches Allgäu und Leiterin des Gästeamts in Wangen. Sie rechnet damit, dass viele in diesem Jahr von Fernreisen absehen werden, auch wenn sie erlaubt sein sollten. „Viele, die in den Urlaub fahren möchten, werden dieses Jahr in Deutschlan­d bleiben, weil sie sich sicherer fühlen“, sagt Unger.

Bei den Übernachtu­ngstourist­en erwartet sie deshalb einen absoluten Boom für das Württember­gische Allgäu. Denn die Region verkörpere genau das, was viele in dieser unsicheren Zeit suchen. „Das Allgäu ist für Ruhe und Natur bekannt und ist damit gerade ein absoluter Sehnsuchts­ort“, so Unger.

Diese Saison wird sich stark von anderen unterschei­den, da ist sich Belinda Unger sicher. „Große Veranstalt­ungen, wie Kinder und Stadtfeste, fallen in diesem Jahr weg. Wir sind deshalb dabei, alternativ­e Unternehmu­ngsvorschl­äge aufzuliste­n“, sagt sie. Gemeint sind zum Beispiel Wandertipp­s, Radtouren oder andere Erlebnisse in der Natur. Unger rechnet außerdem damit, dass der Reisemobil­tourismus in diesem Jahr stark ansteigen wird. „Da haben die Leute ihr eigenes zu Hause dabei, was sicher auch Sicherheit gibt“, sagt sie. (siehe auch Kasten)

Generell sei das Allgäu auch in den vergangene­n Jahren ein beliebtes Reiseziel gewesen. „Wir waren in der Hochsaison immer ausgebucht“, berichtet Unger. Das könne auch in diesem Jahr nicht mehr werden. „Wir haben einfach nicht mehr Kapazität“, sagt Unger.

Wie die Entwicklun­g bei den Tagestouri­sten in diesem Jahr sein wird, sei schwierige­r abzusehen. In einem normalen Jahr kämen alleine nach Wangen rund eine halbe Million Tagestouri­sten. „In der Stadt wollen die Touristen das besondere Flair erleben. Restaurant­s, Cafés und Geschäfte haben da einen großen Anteil daran“, sagt Unger. Wie viele

Tagestouri­sten es trotz der strengen Corona-Richtlinie­n in diesem Jahr nach Wangen zieht, könne man auch aufgrund der dynamische­n Entwicklun­g aber derzeit nicht absehen.

Durch den Ferienpark Allgäu von Center Parcs bei Leutkirch erlebte die Region im vergangene­n Jahr einen regelrecht­en Touristena­nsturm. Wie es dort in diesem Jahr weitergeht, ist fraglich. Der Park ist seit mehreren Wochen für Gäste geschlosse­n.

Auch für den Tourismus in Oberschwab­en könnte der Urlaub im eigenen Land eine große Chance

Sobald die Corona-Verordnung es ermöglicht, will auch die Stadt Wangen den Wohnmobils­tellplatz wieder öffnen. Allerdings werden mit Rücksicht auf die Anwohner die An- und Abfahrzeit­en auf den Zeitraum von 6 bis 22 Uhr beschränkt. Zusätzlich sollen die Besucherza­hlen entzerrt werden, indem Wohnmobili­sten eine Nacht kostenfrei auf dem P 14 parken können, wie die Stadt weiter mitteilt.

Diese Maßnahmen seien unmittelba­re Folgen aus den Einbußen, die sich durch die Schließung­en wegen sein. Allerdings müssen nach Ansicht der Geschäftsf­ührerin der Oberschwab­en Tourismus (OTG), Daniela Leipelt, dafür auch die Bedingunge­n stimmen.

Mega-Cities mit urbanen Zentren und touristisc­hes Hotspots – mit diesen Argumenten kann die Region nicht gerade punkten. „Was lange Zeit – vielleicht auch von einigen Gästen – als nachteilig ausgelegt wurde, kann für uns jetzt zum großen Vorteil werden“, erläutert Leipelt. Denn wegen Corona sei „Social Distancing“das Wort der Stunde. Urlauber könnten daher

Corona ergeben. Denn ursprüngli­ch sei geplant gewesen, den Wohnmobilp­latz in diesem Jahr auf den Parkplatz P18 „Rote Erde“zu verlagern. Wegen zu erwartende­r Einschnitt­e bei den Gewerbeste­uereinnahm­en und der deshalb bestehende­n Haushaltss­perre könne die Stadt derzeit aber nur laufende Baumaßnahm­en abschließe­n und keine neuen beginnen. Deshalb müsse auch die geplante Verlegung aktuell „auf Eis gelegt“werden. Dass der Wangener Wohnmobils­tellplatz bei den Gästen beliebt ganz bewusst Gebiete meiden, die vor der Krise schon mit zu vielen Gästen zu kämpfen hatten: „Instagram hat sein Übriges getan, dass manche Orte einfach überrannt wurden.“Destinatio­nen der zweiten Reihe könnten nun vielleicht an Reiz gewinnen.

Sanfte Hügel, kleine Seen, teilweise wilde Moorlandsc­haften und Naturschut­zgebiete sowie beschaulic­he Dörfer und Kleinstädt­e ermöglicht­en auf vielfache Weise zu Fuß oder mit dem Rad draußen in der Natur zu sein, wirbt die Geschäftsf­ührerin. Es gebe eine ganze Reihe und das Allgäu als Destinatio­n auch gerade jetzt wieder gefragt ist, lässt sich laut Gästeamt an den zahlreiche­n Anrufen im Gästeamt ablesen. Diejenigen Gäste, die mit dem Reisemobil anreisen, sind für die Stadt immer sehr wertvoll, denn sie bilden einen bedeutende­n Wirtschaft­sfaktor, wie Gästeamtsl­eiterin Belinda Unger mitteilt. Gerade jetzt, wo Gastronomi­e und Einzelhand­el besonders gebeutelt seien, könnten diese Gäste zusätzlich­e Kaufkraft in die Stadt bringen. (sz) an Ausflugszi­elen, die für eine Vermarktun­g infrage kämen. Für die Region Oberschwab­en und das Württember­gische Allgäu wurden im vergangene­n Jahr knapp 4,4 Millionen Übernachtu­ngen gezählt.

Sollten diesmal wieder annähernd so viele Touristen in die Region strömen, hätte die Tourismusb­ranche die Chance, fehlende Umsätze weitestgeh­end wieder rein zu holen. Unklar ist bislang auch, inwiefern wieder Österreich­er, Schweizer oder Holländer hierzuland­e Urlaub machen dürfen. Für die Region seien das wichtige Auslandsmä­rkte, erläutert Leipelt.

„Für mich ist klar: Auch bei einer stufenweis­en Lockerung der derzeit noch geltenden Einschränk­ungen wird sich durch die Corona-Pandemie der Tourismus und das Reiseverha­lten merklich ändern“, erläutert Leipelt.

Die touristisc­he Nachfrage werde sich peu à peu erholen: „Aber sicher werden die nahen Urlaubszie­le zunächst gewinnen und erst schrittwei­se wird man auch ferne Reiseziele wieder in Betracht ziehen.“

Die OTG werde „alle erdenklich­en Maßnahmen ergreifen“, um den Tourismus in der Region wieder zum Anlaufen zu bringen – und damit vom Trend „Urlaub im Inland“zu profitiere­n.

 ??  ?? Wegen „Corona“erwartet Wangens Gästeamtsl­eiterin Belinda Unger bei den Übernachtu­ngstourist­en einen „absoluten Boom“für das Württember­gische Allgäu. Denn die Region verkörpere das, was viele in dieser unsicheren Zeit suchten: „Das Allgäu ist für Ruhe und Natur bekannt und ist damit gerade ein absoluterS­ehnsuchtso­rt.“
Wegen „Corona“erwartet Wangens Gästeamtsl­eiterin Belinda Unger bei den Übernachtu­ngstourist­en einen „absoluten Boom“für das Württember­gische Allgäu. Denn die Region verkörpere das, was viele in dieser unsicheren Zeit suchten: „Das Allgäu ist für Ruhe und Natur bekannt und ist damit gerade ein absoluterS­ehnsuchtso­rt.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany