Not macht erfinderisch
Die Gemeinde Amtzell veranstaltet erste Bürgerfragestunde per Videokonferenz
AMTZELL -Wie viele Corona-Fälle gibt es in Amtzell? Wie wirkt sich die Pandemie auf den Haushalt der Gemeinde aus? Und wie steht es um die geplanten Neubaugebiete? Viele Fragen haben sich bei den Amtzellern in den vergangenen Wochen aufgestaut. In einer Bürgerfragestunde haben sie Antworten bekommen. Und weil diese zum Schutz vor dem Coronavirus nicht wie üblich in der Mehrzweckhalle stattfinden konnte, hat sich Bürgermeister Clemens Moll digital den Fragen der Bürger gestellt.
Als ein Experiment bezeichnete Moll den virtuellen Dialog. Mithilfe des digitalen Zukunftszentrums in Leutkirch habe sich die Verwaltung Gedanken gemacht, wie trotz der aktuellen Situation ein Austausch mit den Bürgern stattfinden kann. Per Videokonferenz sprach der Bürgermeister am Montagabend mit rund 50 Bürgern. „Der Vorteil ist, wenn ich Sie langweile, können Sie einfach ausschalten“, sagte Moll.
Ein wichtiger Punkt, über den die Verwaltung informiert hat, ist der aktuelle Stand in der Corona-Pandemie. „Heute vor genau einem Monat ist uns der letzte positive Fall gemeldet worden“, sagte Moll. Insgesamt waren in der Gemeinde vier Frauen und sechs Männer erkrankt, von denen neun mittlerweile wieder gesund sind. Die Hauptaufgabe der Verwaltung in den vergangenen Wochen sei gewesen, Hilfsdienste zu organisieren und die Personen ausfindig zu machen, die mit den Infizierten in Kontakt standen. „Diese Infos haben wir dem Landratsamt zur Verfügung gestellt“, sagte Moll.
Das Virus beeinflusse die Gemeinde auf viele Weisen. Derzeit denke die Verwaltung darüber nach, ob sie kommunale Mitarbeiter in die Kurzarbeit schickt. Weil Steuereinnahmen wegbrechen, hat die Verwaltung eine Haushaltssperre verhängt und mehrere Investitionen vorerst auf Eis gelegt. Festhalten will man an der Sanierung des Kindergartens St. Johannes. Die Planungsphase soll trotz Corona weitergehen. Ziel ist,
Anfang kommenden Jahres mit dem Bau zu beginnen. „Wir sind voller Hoffnung, diesen Fahrplan weiter verfolgen zu können“, sagte Moll.
Ebenfalls vorankommen will die Verwaltung bei den drei Baugebieten Goppertshäusern-West, Kapellenberg III und Geiselharz. Die Pläne für das Gebiet Goppertshäusern-West sollen kommende Woche im Rathaus öffentlich ausgelegt werden. Wegen der Corona-Maßnahmen war das laut Moll bisher nicht möglich. Ziel der Gemeinde sei, mit den Erschließungsarbeiten noch in diesem Jahr zu beginnen. „Beim Kapellenberg sind wir fast analog unterwegs“, sagte der Bürgermeister. In Geiselharz wolle die Verwaltung zügig mit der Erschließung beginnen.
Um die drei Baugebiete drehten sich die meisten Fragen aus der Bürgerschaft. Vor allem wie die Gemeinde die Plätze vergeben wollen, hat die Amtzeller interessiert. Unter anderem wollte ein Bürger wissen, ob die Vergabekriterien, die bei den vergangenen Baugebieten galten, gleich bleiben. „Eine Überarbeitung wird es eventuell geben“, sagte Moll. Grundsätzlich würden die bestehenden Richtlinien aber übernommen. Die Nachfrage an Bauplätzen sei laut dem Bürgermeister enorm hoch. „Das letzte Mal hätten wir jeden Bauplatz sieben Mal vergeben können.“Dementsprechend sei es nicht immer leicht, Vergabekriterien aufzustellen.
Ebenfalls interessiert waren die Amtzeller Bürger am Thema Breitbandausbau. „Homeschooling und Homeoffice sind im Außenbereich eine Herausforderung“, schrieb einer der Teilnehmer des Dialogs. Zudem kam die Frage auf, wann man mit einer besseren Verbindung rechnen kann. Bürgermeister Clemens Moll wies auf den Fördertopf von Bund und Ländern hin, der bis zu 90 Prozent der Kosten für den Breitbandausbau übernimmt. Die Verwaltung hoffe, dass künftig auch der Außenbereich besser versorgt werden kann. Dem Bürgermeister sei klar, wie wichtig eine gute Internetversorgung ist.