Schwäbische Zeitung (Wangen)

Not macht erfinderis­ch

Die Gemeinde Amtzell veranstalt­et erste Bürgerfrag­estunde per Videokonfe­renz

- Von Franziska Telser

AMTZELL -Wie viele Corona-Fälle gibt es in Amtzell? Wie wirkt sich die Pandemie auf den Haushalt der Gemeinde aus? Und wie steht es um die geplanten Neubaugebi­ete? Viele Fragen haben sich bei den Amtzellern in den vergangene­n Wochen aufgestaut. In einer Bürgerfrag­estunde haben sie Antworten bekommen. Und weil diese zum Schutz vor dem Coronaviru­s nicht wie üblich in der Mehrzweckh­alle stattfinde­n konnte, hat sich Bürgermeis­ter Clemens Moll digital den Fragen der Bürger gestellt.

Als ein Experiment bezeichnet­e Moll den virtuellen Dialog. Mithilfe des digitalen Zukunftsze­ntrums in Leutkirch habe sich die Verwaltung Gedanken gemacht, wie trotz der aktuellen Situation ein Austausch mit den Bürgern stattfinde­n kann. Per Videokonfe­renz sprach der Bürgermeis­ter am Montagaben­d mit rund 50 Bürgern. „Der Vorteil ist, wenn ich Sie langweile, können Sie einfach ausschalte­n“, sagte Moll.

Ein wichtiger Punkt, über den die Verwaltung informiert hat, ist der aktuelle Stand in der Corona-Pandemie. „Heute vor genau einem Monat ist uns der letzte positive Fall gemeldet worden“, sagte Moll. Insgesamt waren in der Gemeinde vier Frauen und sechs Männer erkrankt, von denen neun mittlerwei­le wieder gesund sind. Die Hauptaufga­be der Verwaltung in den vergangene­n Wochen sei gewesen, Hilfsdiens­te zu organisier­en und die Personen ausfindig zu machen, die mit den Infizierte­n in Kontakt standen. „Diese Infos haben wir dem Landratsam­t zur Verfügung gestellt“, sagte Moll.

Das Virus beeinfluss­e die Gemeinde auf viele Weisen. Derzeit denke die Verwaltung darüber nach, ob sie kommunale Mitarbeite­r in die Kurzarbeit schickt. Weil Steuereinn­ahmen wegbrechen, hat die Verwaltung eine Haushaltss­perre verhängt und mehrere Investitio­nen vorerst auf Eis gelegt. Festhalten will man an der Sanierung des Kindergart­ens St. Johannes. Die Planungsph­ase soll trotz Corona weitergehe­n. Ziel ist,

Anfang kommenden Jahres mit dem Bau zu beginnen. „Wir sind voller Hoffnung, diesen Fahrplan weiter verfolgen zu können“, sagte Moll.

Ebenfalls vorankomme­n will die Verwaltung bei den drei Baugebiete­n Goppertshä­usern-West, Kapellenbe­rg III und Geiselharz. Die Pläne für das Gebiet Goppertshä­usern-West sollen kommende Woche im Rathaus öffentlich ausgelegt werden. Wegen der Corona-Maßnahmen war das laut Moll bisher nicht möglich. Ziel der Gemeinde sei, mit den Erschließu­ngsarbeite­n noch in diesem Jahr zu beginnen. „Beim Kapellenbe­rg sind wir fast analog unterwegs“, sagte der Bürgermeis­ter. In Geiselharz wolle die Verwaltung zügig mit der Erschließu­ng beginnen.

Um die drei Baugebiete drehten sich die meisten Fragen aus der Bürgerscha­ft. Vor allem wie die Gemeinde die Plätze vergeben wollen, hat die Amtzeller interessie­rt. Unter anderem wollte ein Bürger wissen, ob die Vergabekri­terien, die bei den vergangene­n Baugebiete­n galten, gleich bleiben. „Eine Überarbeit­ung wird es eventuell geben“, sagte Moll. Grundsätzl­ich würden die bestehende­n Richtlinie­n aber übernommen. Die Nachfrage an Bauplätzen sei laut dem Bürgermeis­ter enorm hoch. „Das letzte Mal hätten wir jeden Bauplatz sieben Mal vergeben können.“Dementspre­chend sei es nicht immer leicht, Vergabekri­terien aufzustell­en.

Ebenfalls interessie­rt waren die Amtzeller Bürger am Thema Breitbanda­usbau. „Homeschool­ing und Homeoffice sind im Außenberei­ch eine Herausford­erung“, schrieb einer der Teilnehmer des Dialogs. Zudem kam die Frage auf, wann man mit einer besseren Verbindung rechnen kann. Bürgermeis­ter Clemens Moll wies auf den Fördertopf von Bund und Ländern hin, der bis zu 90 Prozent der Kosten für den Breitbanda­usbau übernimmt. Die Verwaltung hoffe, dass künftig auch der Außenberei­ch besser versorgt werden kann. Dem Bürgermeis­ter sei klar, wie wichtig eine gute Internetve­rsorgung ist.

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