Ein erstes Aufatmen auf dem Argenhof
Die Corona-Krise zieht auch an dem Tierschutzprojekt nicht ohne Folgen vorbei – Doch es gibt Hilfe
AMTZELL - Am Argenhof heißt es vorerst aufatmen. Noch vor wenigen Wochen war es für die Vereinsvorsitzende Christiane Rohn nicht klar, ob der Hof die Corona-Krise überleben wird. Denn als nicht staatlich geschütztes Projekt ist der Gnadenhof, auf dem derzeit 178 Tiere leben, die sonst in den sicheren Tod geschickt worden wären, von Spenden abhängig. Als Rohn die ersten Mails von langjährigen Spendern erreichten, dass diese den Hof wegen Kurzarbeit oder drohendem Jobverlust nicht weiter unterstützen können, machte sich Angst breit.
Eine Welle der Solidarität half dem derzeit für Besucher und Ehrenamtliche geschlossenem Hof über die ersten beschwerlichen Wochen. Denn nach zahlreichen E-Mails, die die Mitarbeiter in den vergangenen Wochen verschickt haben, fanden sich andere Unterstützer, die bereit waren, dem Argenhof in dieser schwierigen Zeit unter die Arme zu greifen. „Dafür will ich mich einfach bedanken“, sagt Rohn.
Seit über Jahren gibt es den 7,5 Hektar großen Gnadenhof bei Amtzell schon. Er wird als gemeinnütziger Verein betrieben. Bei Rohn und ihrem Team von 18 festangestellten Mitarbeitern und 50 ehrenamtlichen Helfern landen Tiere, vor allem Pferde und Hunde, die sonst keine Chance bekommen hätten. Häufig hat sie die Polizei beschlagnahmt oder sie kommen von anderen Tierschutzorganisationen.
In vielen Fällen zeigen sie Verhaltensauffälligkeiten, haben Behinderungen und benötigen Tag und Nacht eine intensive Betreuung.
„Wir tragen, das ist mir schon immer bewusst, eine immense Verantwortung“, sagt Rohn. Denn die Tiere auf dem Argenhof lassen sich bei einem Aus für das Projekt nur schwer auf andere Schutzorganisationen verteilen. „Das wäre ein Todesurteil.“Hinzu kommt: Viele Menschen sind existenziell mit dem Argenhof verbunden und es wäre nicht auszudenken, was ein Aus für sie bedeuten würde. Deswegen achtet Rohn auch genau auf die Finanzen und dass diese nicht knapp werden. Es gibt auch gewisse Rücklagen für schlechtere Zeiten. Wangener und Kißlegger Geschäfte unterstützen den Hof. Nur eben einen dauerhafter Einbruch bei den Spenden könne der Hof nicht verkraften.
Denn die 178 Hunde, Katzen, Pferde, Schafe und andere Tierarten brauchen täglich eine halbe Tonne Heu, 150 Kilogramm Stroh, 200 Kilogramm
Gärheu, 100 Kilogramm Graspellets, einen halben Kubikmeter Sägemehl, 45 Kilogramm Hunde- und Katzenfutter, 50 Kilogramm Kraft- und Rekonvaleszenzfutter für Pferde, 20 Kilogramm Schafkorn und Vieles mehr. Zur Einordnung: Ein Kilo Hundefutter kostet im Handel rund vier Euro.
„Ich habe dann schon irgendwann Angst bekommen, wie weit wir kommen mit unseren Rücklagen, wenn es zu deutlichen Spendeneinbrüchen kommt“, sagt Rohn. „Dass dann aber andere Menschen eingesprungen sind und gespendet haben, ist für uns etwas ganz Besonderes.“Ende April sei klar gewesen, dass der Hof sich vorerst weiter tragen kann. Für diesen Rückhalt, Kraft und die Zuversicht seinen Rohn, die Vereinsmitglieder, die Mitarbeiter und die ehrenamtlichen Helfer aus tiefsten Herzen dankbar.
Nur durch Solidarität und Unterstützung von Außen konnte der Argenhof zwei Jahrzehnte lang vielen Gefahren entgehen, wurde 2016 im letzten Moment gerettet und kann so auch die schwere Zeit der CoronaPandemie überstehen. Derzeit ist der Argenhof für Besucher geschlossen, um die Gesundheit der Mitarbeiter nicht zu gefährden. Falls diese erkranken würden, wäre die Versorgung der Tiere nicht mehr gewährleistet, und das gilt es unbedingt zu vermeiden. „Wir freuen uns aber schon so sehr auf die Zeit, in der wir wieder Besucher auf dem Argenhof zu Führungen und Veranstaltungen begrüßen dürfen“, sagt Rohn.