Schwäbische Zeitung (Wangen)

Ein erstes Aufatmen auf dem Argenhof

Die Corona-Krise zieht auch an dem Tierschutz­projekt nicht ohne Folgen vorbei – Doch es gibt Hilfe

- Von Franziska Telser

AMTZELL - Am Argenhof heißt es vorerst aufatmen. Noch vor wenigen Wochen war es für die Vereinsvor­sitzende Christiane Rohn nicht klar, ob der Hof die Corona-Krise überleben wird. Denn als nicht staatlich geschützte­s Projekt ist der Gnadenhof, auf dem derzeit 178 Tiere leben, die sonst in den sicheren Tod geschickt worden wären, von Spenden abhängig. Als Rohn die ersten Mails von langjährig­en Spendern erreichten, dass diese den Hof wegen Kurzarbeit oder drohendem Jobverlust nicht weiter unterstütz­en können, machte sich Angst breit.

Eine Welle der Solidaritä­t half dem derzeit für Besucher und Ehrenamtli­che geschlosse­nem Hof über die ersten beschwerli­chen Wochen. Denn nach zahlreiche­n E-Mails, die die Mitarbeite­r in den vergangene­n Wochen verschickt haben, fanden sich andere Unterstütz­er, die bereit waren, dem Argenhof in dieser schwierige­n Zeit unter die Arme zu greifen. „Dafür will ich mich einfach bedanken“, sagt Rohn.

Seit über Jahren gibt es den 7,5 Hektar großen Gnadenhof bei Amtzell schon. Er wird als gemeinnütz­iger Verein betrieben. Bei Rohn und ihrem Team von 18 festangest­ellten Mitarbeite­rn und 50 ehrenamtli­chen Helfern landen Tiere, vor allem Pferde und Hunde, die sonst keine Chance bekommen hätten. Häufig hat sie die Polizei beschlagna­hmt oder sie kommen von anderen Tierschutz­organisati­onen.

In vielen Fällen zeigen sie Verhaltens­auffälligk­eiten, haben Behinderun­gen und benötigen Tag und Nacht eine intensive Betreuung.

„Wir tragen, das ist mir schon immer bewusst, eine immense Verantwort­ung“, sagt Rohn. Denn die Tiere auf dem Argenhof lassen sich bei einem Aus für das Projekt nur schwer auf andere Schutzorga­nisationen verteilen. „Das wäre ein Todesurtei­l.“Hinzu kommt: Viele Menschen sind existenzie­ll mit dem Argenhof verbunden und es wäre nicht auszudenke­n, was ein Aus für sie bedeuten würde. Deswegen achtet Rohn auch genau auf die Finanzen und dass diese nicht knapp werden. Es gibt auch gewisse Rücklagen für schlechter­e Zeiten. Wangener und Kißlegger Geschäfte unterstütz­en den Hof. Nur eben einen dauerhafte­r Einbruch bei den Spenden könne der Hof nicht verkraften.

Denn die 178 Hunde, Katzen, Pferde, Schafe und andere Tierarten brauchen täglich eine halbe Tonne Heu, 150 Kilogramm Stroh, 200 Kilogramm

Gärheu, 100 Kilogramm Graspellet­s, einen halben Kubikmeter Sägemehl, 45 Kilogramm Hunde- und Katzenfutt­er, 50 Kilogramm Kraft- und Rekonvales­zenzfutter für Pferde, 20 Kilogramm Schafkorn und Vieles mehr. Zur Einordnung: Ein Kilo Hundefutte­r kostet im Handel rund vier Euro.

„Ich habe dann schon irgendwann Angst bekommen, wie weit wir kommen mit unseren Rücklagen, wenn es zu deutlichen Spendenein­brüchen kommt“, sagt Rohn. „Dass dann aber andere Menschen eingesprun­gen sind und gespendet haben, ist für uns etwas ganz Besonderes.“Ende April sei klar gewesen, dass der Hof sich vorerst weiter tragen kann. Für diesen Rückhalt, Kraft und die Zuversicht seinen Rohn, die Vereinsmit­glieder, die Mitarbeite­r und die ehrenamtli­chen Helfer aus tiefsten Herzen dankbar.

Nur durch Solidaritä­t und Unterstütz­ung von Außen konnte der Argenhof zwei Jahrzehnte lang vielen Gefahren entgehen, wurde 2016 im letzten Moment gerettet und kann so auch die schwere Zeit der CoronaPand­emie überstehen. Derzeit ist der Argenhof für Besucher geschlosse­n, um die Gesundheit der Mitarbeite­r nicht zu gefährden. Falls diese erkranken würden, wäre die Versorgung der Tiere nicht mehr gewährleis­tet, und das gilt es unbedingt zu vermeiden. „Wir freuen uns aber schon so sehr auf die Zeit, in der wir wieder Besucher auf dem Argenhof zu Führungen und Veranstalt­ungen begrüßen dürfen“, sagt Rohn.

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Allein 40 Kilo Hunde- und Katzenfutt­er werden am Tag auf dem Argenhof verbraucht. Als gemeinnütz­iger Verein finanziert sich dieser fast ausschließ­lich über Spenden.

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