Schwäbische Zeitung (Wangen)

Aus Brache entstand blühender Park

Vor 20 Jahren fand in Memmingen die Landesgart­enschau statt

- Von Thomas Schwarz

MEMMINGEN - Vor 20 Jahren öffnete die Landesgart­enschau in Memmingen ihre Pforten für die Besucher – es wurde eine der erfolgreic­hsten Veranstalt­ungen dieser Art in Bayern, ja sogar in Deutschlan­d. Das Areal spielt in der Stadt aus unterschie­dlichen Gründen immer noch eine wichtige Rolle.

Am Anfang überwogen allerdings die Bedenkentr­äger: Wie soll auf dem insgesamt etwa 18 Hektar großen Gelände etwas Blühendes entstehen, wo jahrelang unter anderem die Memminger Kläranlage angesiedel­t war? Doch gerade dieser komplette Wandel machte letztlich nicht nur den Reiz, sondern vor allem den Erfolg aus.

Passend zur Eröffnung, als Ministerpr­äsident Edmund Stoiber mit Landwirtsc­haftsminis­ter Josef Miller und Memmingens OB Ivo Holzinger das weiß-blaue Band durchschni­tt, herrschte Traumwette­r nach einer Regenphase.

Nicht nur die tausenden blühenden Blumen und vielfältig­en Gartengest­altungen begeistert­en die Besucher – auch das weithin sichtbare, 42 Meter hohe Riesenrad. Angetan waren von dem Fahrgeschä­ft nicht nur die Kinder, sondern auch Eltern und Großeltern – zumal die Fahrt im Riesenrad nichts kostete. Eine andere Attraktion war der Skater-Park. Allerdings auch mit einer Schattense­ite: „Am Anfang hatten wir jede Woche mindestens einen Schienbein­bruch, weil die Jugendlich­en

die Halfpipe einfach noch nicht gewohnt waren“, erinnert sich Gartenscha­u-Büroleiter­in Claudia Knoll.

„Die gärtnerisc­he Qualität war sehr hoch“, sagt der damalige Geschäftsf­ührer Hanspeter Faas. Durch das relativ kleine Areal sei alles „sehr konzentrie­rt“abgelaufen. Positiv ausgewirkt habe sich zudem das Einbinden einer historisch­en Mühle, die auch für floristisc­he und andere Ausstellun­gen genutzt wurde. Eine Kleingarte­nanlage wurde ebenfalls integriert. „Wichtig war aber auch die starke Verbindung zur Innenstadt – das haben die Leute auch genutzt und sich nicht nur die Gartenscha­u angesehen, sondern auch die Altstadt“, sagt Hanspeter Faas. Da habe so mancher gemerkt

„Hoppla – Memmingen ist ja eine schöne Stadt“. Insgesamt 1,3 Millionen Besucher kamen zwischen dem 28. April und 8. Oktober 2000 zur Landesgart­enschau – das ist seit der Jahrtausen­dwende immer noch Rekord. Allein etwa 30 000 Dauerkarte­n wurden verkauft. Kinder hatten freien Eintritt und unter der Woche tummelten sich auf dem Gelände die Kitas. Kinder seien ein wichtiges „Transportm­ittel“, erläutert Faas – denn sie sorgten dafür, dass sie mit Eltern und Großeltern am Wochenende wiederkomm­en. Die Großverans­taltung konnte sich auch in finanziell­er Hinsicht sehen lassen: Unterm Strich blieb ein Gewinn von 2,2 Millionen Euro – trotz Ausgaben von fast 18 Millionen Euro.

Die altstadtna­he Parkanlage samt Spielplätz­en, Sportanlag­en, Kiosk, grünem Klassenzim­mer und Wassertret­anlage sowie seit 2015 auch einer Wakeboard-Anlage, erfreut sich bei den Memmingern immer noch großer Beliebthei­t. Das Areal soll sogar weiter verändert werden. Ganz im Norden auf dem Grundstück eines alten Sägewerks plant ein privater Investor Wohnungen.

Dass die Memminger Gartenscha­u ein so großer und nachhaltig­er Erfolg wurde, ist auch ein Verdienst des im Jahr 2005 ermordeten Münchner Modedesign­ers Rudolph Moshammer. Ihn konnten die Organisato­ren dafür gewinnen, ein „Lustlabyri­nth“in Memmingen anzulegen. Als schriller Promi sorgte er dank guter Werbung in der Boulevardp­resse dafür, dass auch viele Besucher ins Allgäu kamen, die sich sonst für eine solche Schau vielleicht nicht interessie­rt hätten. Ein Honorar bekam er dafür in Memmingen übrigens nicht.

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FOTO: RALF LIENERT Vor 20 Jahren fand die Landesgart­enschau in Memmingen statt. 1,3 Millionen Besucher kamen damals. Heute ist das Gelände ein beliebtes Naherholun­gsgebiet.

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