Aus Brache entstand blühender Park
Vor 20 Jahren fand in Memmingen die Landesgartenschau statt
MEMMINGEN - Vor 20 Jahren öffnete die Landesgartenschau in Memmingen ihre Pforten für die Besucher – es wurde eine der erfolgreichsten Veranstaltungen dieser Art in Bayern, ja sogar in Deutschland. Das Areal spielt in der Stadt aus unterschiedlichen Gründen immer noch eine wichtige Rolle.
Am Anfang überwogen allerdings die Bedenkenträger: Wie soll auf dem insgesamt etwa 18 Hektar großen Gelände etwas Blühendes entstehen, wo jahrelang unter anderem die Memminger Kläranlage angesiedelt war? Doch gerade dieser komplette Wandel machte letztlich nicht nur den Reiz, sondern vor allem den Erfolg aus.
Passend zur Eröffnung, als Ministerpräsident Edmund Stoiber mit Landwirtschaftsminister Josef Miller und Memmingens OB Ivo Holzinger das weiß-blaue Band durchschnitt, herrschte Traumwetter nach einer Regenphase.
Nicht nur die tausenden blühenden Blumen und vielfältigen Gartengestaltungen begeisterten die Besucher – auch das weithin sichtbare, 42 Meter hohe Riesenrad. Angetan waren von dem Fahrgeschäft nicht nur die Kinder, sondern auch Eltern und Großeltern – zumal die Fahrt im Riesenrad nichts kostete. Eine andere Attraktion war der Skater-Park. Allerdings auch mit einer Schattenseite: „Am Anfang hatten wir jede Woche mindestens einen Schienbeinbruch, weil die Jugendlichen
die Halfpipe einfach noch nicht gewohnt waren“, erinnert sich Gartenschau-Büroleiterin Claudia Knoll.
„Die gärtnerische Qualität war sehr hoch“, sagt der damalige Geschäftsführer Hanspeter Faas. Durch das relativ kleine Areal sei alles „sehr konzentriert“abgelaufen. Positiv ausgewirkt habe sich zudem das Einbinden einer historischen Mühle, die auch für floristische und andere Ausstellungen genutzt wurde. Eine Kleingartenanlage wurde ebenfalls integriert. „Wichtig war aber auch die starke Verbindung zur Innenstadt – das haben die Leute auch genutzt und sich nicht nur die Gartenschau angesehen, sondern auch die Altstadt“, sagt Hanspeter Faas. Da habe so mancher gemerkt
„Hoppla – Memmingen ist ja eine schöne Stadt“. Insgesamt 1,3 Millionen Besucher kamen zwischen dem 28. April und 8. Oktober 2000 zur Landesgartenschau – das ist seit der Jahrtausendwende immer noch Rekord. Allein etwa 30 000 Dauerkarten wurden verkauft. Kinder hatten freien Eintritt und unter der Woche tummelten sich auf dem Gelände die Kitas. Kinder seien ein wichtiges „Transportmittel“, erläutert Faas – denn sie sorgten dafür, dass sie mit Eltern und Großeltern am Wochenende wiederkommen. Die Großveranstaltung konnte sich auch in finanzieller Hinsicht sehen lassen: Unterm Strich blieb ein Gewinn von 2,2 Millionen Euro – trotz Ausgaben von fast 18 Millionen Euro.
Die altstadtnahe Parkanlage samt Spielplätzen, Sportanlagen, Kiosk, grünem Klassenzimmer und Wassertretanlage sowie seit 2015 auch einer Wakeboard-Anlage, erfreut sich bei den Memmingern immer noch großer Beliebtheit. Das Areal soll sogar weiter verändert werden. Ganz im Norden auf dem Grundstück eines alten Sägewerks plant ein privater Investor Wohnungen.
Dass die Memminger Gartenschau ein so großer und nachhaltiger Erfolg wurde, ist auch ein Verdienst des im Jahr 2005 ermordeten Münchner Modedesigners Rudolph Moshammer. Ihn konnten die Organisatoren dafür gewinnen, ein „Lustlabyrinth“in Memmingen anzulegen. Als schriller Promi sorgte er dank guter Werbung in der Boulevardpresse dafür, dass auch viele Besucher ins Allgäu kamen, die sich sonst für eine solche Schau vielleicht nicht interessiert hätten. Ein Honorar bekam er dafür in Memmingen übrigens nicht.