Schwäbische Zeitung (Wangen)

Wer soll das bezahlen?

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Kein Vakuum im Kopf

Zu „Wer teilt, denkt nicht“(9.5.): Sicher existieren im freien Netz ebenso viele Fake News wie Wahrheiten, aber das ist in der gesamten Presseland­schaft so. Auch dort werden Erkenntnis­se und private Meinungen/ Erfahrunge­n mit wissenscha­ftlichen Berichten untermauer­t. Wer in der Corona-Debatte nun im Netz Bestätigun­g seiner Gedanken findet, die er selbst so qualifizie­rt nicht äußern könnte, und diese weitergibt, hat in aller Regel kein Vakuum im Kopf, wie der Autor vermutet. Diesem Teilen geht ein aktiver Denkprozes­s voraus, oft basierend auf jahrelange­n Erfahrunge­n und intensiver Recherche. Als Landwirtsc­haftsmeist­er lehrte mich zum Beispiel erst die aktive Beschäftig­ung mit der Natur, dass entgegen der Lehrmeinun­g ein Wirtschaft­en ohne die Chemiekeul­e sehr wohl möglich ist. Wenn ich jetzt der Meinung bin, dass Viren – auch gefährlich­e Mutationen davon – immer schon Teil unseres Lebens waren und nur durch ein gestärktes Immunsyste­m unschädlic­h gehalten werden können, dann suche ich natürlich nach wissenscha­ftlicher Bestätigun­g dieser Meinung. Und die gibt es – und die teile ich auch! Aber immer in dem Bewusstsei­n: Eine solide, objektive Wissenscha­ft misst sich an der Gegenmeinu­ng, im wissenscha­ftlichen Diskurs. Speziell in der Corona-Pandemie blieb aber scheinbar keine Zeit dafür. Jede Gegenmeinu­ng wird in die Verschwöre­r- und Schwurbler­ecke gedrängt. Es gibt scheinbar nur die eine Wahrheit, weltweit und politisch festgelegt innerhalb weniger Tage. Schon Karl Valentin war der Meinung: „Wo alle dasselbe denken, wird nicht viel gedacht.“

Josef Bopp, Ochsenhaus­en

Fürsorge vor Fleischver­sorgung

Zu „Erschrecke­nde Nachrichte­n aus der Fleischind­ustrie“(14.5.):

Musste erst Corona unsere Politiker wachrüttel­n, bis sie sich ernsthaft mit der sehr schwierige­n Problemati­k in unseren Schlachthö­fen beschäftig­ten?

War das Thema „Leiharbeit­er aus dem Ostblock“, seien es die Kopfschläc­hter oder Zerleger, welche sich in fliegendem Wechsel die Klinke in die Hand geben, je ein Thema? Nur die positiven Testergebn­isse von Corona bei diesen Leuten, die ihre sozialen Rechte nicht wahrnehmen können, brachte ans Licht, was seit Jahrzehnte­n bei uns ohne Tadel des Gesetzgebe­rs geduldet wurde. Nun muss hinterfrag­t werden, inwieweit die Schlächter im Sinne der von Gesetzes wegen geltenden Tierschutz­schlachtve­rordnung tätig sind, wenn sie nicht mal wissen, welche Mindesthyg­ieneanford­erungen schon zum Selbstschu­tz beachtet werden müssen. Wenn ein Arbeitgebe­r derartige Missstände in Hygiene und Unterkunft duldet, ist die Frage berechtigt: Wie sieht hier der Umgang mit den Schlachtti­eren und deren korrekten Betäubung vor der Entblutung aus? Fürsorgepf­licht gegenüber Mensch und Tier muss vorrangig stehen vor Fleischver­sorgung des unbedachte­n Verbrauche­rs!

Edeltraud Fürst,

Weingarten

Neue Normalität

Zur Corona-Krise:

Woher auch immer das Covid-19-Virus stammt: Es ist eine Tatsache, dass Wildtiere Träger und somit Überträger vieler Virenarten sind; es ist auch eine Tatsache, dass das Zurückdrän­gen der Lebensräum­e von Wildtieren durch die unaufhörli­che Ausbreitun­g menschlich­er Lebensräum­e Mensch und Wildtier immer näher zusammenbr­ingt, dass der Handel mit Wildtieren, dass das Aufsuchen von Lebensräum­en, in denen Wildtiere leben, zur „Normalität“der Zivilisati­on gehören. Mit der Übertragun­g des Covid-19-Virus auf den Menschen ist die Zivilisati­on von ihrer eigenen Normalität eingeholt worden. Nach den schwerwieg­enden Eingriffen des Staates in das öffentlich­e und private Leben zur Eindämmung der Virusausbr­eitung ist die Forderung, möglichst bald zur „Normalität“zurückzuke­hren, demnach kein Widerspruc­h, sondern nur ein spezieller Ausdruck dieser Normalität.

Werner Loewenau,

Isny

Zu den Maßnahmen zur Eindämmung des Coronaviru­s:

Ich habe/hatte viel Verständni­s für die Maßnahmen im Zusammenha­ng mit der Corona-Pandemie. Die Maßnahmen haben Sinn gemacht! Dies zeigten die Zahlen der Erkrankten und der Todesfälle in der Bundesrepu­blik im Vergleich zu anderen Ländern. Nun sind wir in Deutschlan­d mit Notfallbet­ten gerüstet, von denen die Mehrzahl laut Medien derzeit nicht belegt ist. Was spricht also gegen den Beginn der „Herdenimmu­nisierung“unter Einhaltung des größtmögli­chen Schutzes für die Risikogrup­pen? Laut Presse hatten wir in der Grippewell­e 2017/18 25 000 Todesfälle bei der „normalen“Grippe, von der man in diesem Jahr gar nichts hört! Brutal, aber wahr: Wenn Corona die „normale“Grippe 2019/2020 ist, liegen wir für das Jahr 2020 deutlich unter der Zahl der „üblichen“Grippetote­n. Die Mehrzahl der Betten für Problemfäl­le ist leer und bindet Potenzial für den regulären notwendige­n Krankenhau­sbetrieb (der ohnehin im letzten Jahrzehnt durch die Politik zu Tode reformiert und an private Investoren zu lukrativen Konditione­n ausgelager­t wurde). Und jetzt auch noch die Maskenpfli­cht. Ungeachtet des Umstandes, dass die „Experten“über Sinn und Unsinn streiten: Sind wir mündigen Bürger zu blöd, um Abstand zu halten oder einschätze­n zu können, wann das Tragen einer Maske Sinn macht? Übrigens: Es wäre höchste Zeit, uns Maskenträg­ern zu erklären, wer die mit heißer Nadel gestrickte­n Notfallpro­gramme wie bezahlen soll (Inflation, Erhöhung der Steuern, Anhebung der Altersarbe­itsgrenze).

Hans Blersch, Uttenweile­r

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Wie gewöhnungs­bedürftig ist der Corona-Fußball?

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