So startet der Unterricht an den Grundschulen neu
Vier Beispiele, wie die Klassen ab Montag lernen und welche Schutzvorkehrungen und Perspektiven es gibt
WANGEN - Am Montag beginnen auch die Grundschulen wieder mit dem Unterricht in den Schulen – zumindest teilweise. Anhand einiger Grundschulen aus dem Raum Wangen skizziert die „Schwäbische Zeitung“, wer und was unterrichtet wird, welche Schutzvorkehrungen es wegen des Coronavirus gibt und welche Perspektiven die Kinder beim Lernen haben.
Berger-Höhe-Schule Wie wird der Unterricht zeitlich und räumlich organisiert?
Es gibt für die drei vierten Klassen zeitversetzten Unterricht, jede Klasse wird dabei in zwei Gruppen geteilt. Die erste Gruppe der 4a startet beispielsweise um 8.10 Uhr, wird vom Klassenlehrer abgeholt, ins Klassenzimmer geführt, die Schüler waschen unter Aufsicht die Hände und erhalten dann an den auseinander stehenden Tischen die ihnen zugewiesene Plätze. Nach zwei Stunden Unterricht in der Schule wird zuhause weitergelernt. Danach werden das Zimmer gelüftet und die Plätze desinfiziert. Um 10.10 Uhr kommt die zweite Gruppe der 4a und durchläuft mit dem Klassenlehrer das gleiche „Programm“, am Ende jeden Schultags werden die Zimmer gründlich gereinigt. Die 4b startet mit der ersten Gruppe um 8.20 Uhr, die 4c um 8.30 Uhr. „Uns war es wichtig, dass die Kinder jeden Tag in die Schule kommen und wir sie sehen können“, sagt Dreier und spricht von einer „organisatorischen und räumlichen Herausforderung“.
Hygiene und Mundschutz: Welche Regeln gelten hier?
Es gibt neben den vorgeschriebenen Hygieneplänen drei verschiedene Eingänge, unterschiedliche Wegführungen für die jeweiligen Klassen, dazu Aufsichten in den Fluren und an den Toiletten. Es gibt zudem keine großen Pausen, weil „die Kinder den Abstand nicht einhalten“, so die Schulleiterin. Mundschutz sollten die Kinder laut Dreier mitbringen, für die Gänge und den Schulhof, im Unterricht werde eine Maske nicht benötigt. Für Lehrer stelle man bei Bedarf Mundschutz oder Visiere zur Verfügung.
Was bedeutet der Start des Präsenz -unterrichts für die Lehrer?
Der Schwerpunkt beim Präsenszunterricht wird bewusst auf den Klassenlehrer als Bezugsperson gesetzt. Für eine Lehrkraft aus der Risikogruppe gibt es laut Dreier eine Vertretung, die Klassenlehrerin sei hier jedoch im Hintergrund und bereite den Unterricht vor. Für die mittlerweile drei Notgruppen mit aktuell insgesamt 34 Kindern werden zunächst die restlichen Lehrer eingesetzt, nach den Pfingstferien, wenn auch die anderen Jahrgänge an die Schule zurückkehren sollen, dann die Fachlehrer. „Ich erwarte, dass es in den Notgruppen mit der Zeit mehr werden“, schätzt Dreier.
Wie geht es nach den Pfingstferien weiter?
Ab Mitte Juni sollen sich nach den Vorgaben aus dem Kultusministerium die Klassen eins und drei sowie die Klassen zwei und vier wochenweise mit dem Unterricht an der Schule abwechseln. Die jeweils andere Woche bleibt es dann beim
Fernunterricht. „Wir müssen schauen, dass wir wegen der nachvollziehbaren Infektionsketten in der Schule aneinander vorbeikommen“, sagt Petra Dreier. Und: „Generell wird es wichtig sein, dass die Kinder knapp, aber pünktlich zur Schule kommen, sonst klappt das Modell nicht.“
Grundschule Schomburg
Wer startet am Montag, welche Fächer werden unterrichtet?
Zunächst starten 22 Viertklässler ab Montag, den 18. Mai, mit Präsenzunterricht, aufgeteilt in zwei Schichten. Schwerpunktmäßig werden zunächst Mathe und Deutsch unterrichtet, wobei manche Themen auch die Sachkunde tangieren werden, wie die Schulleiterin der Schomburger Grundschule, Jutta Wagner, erklärt.
Wie wird der Unterricht zeitlich und räumlich organisiert?
Die Schulklassen werden halbiert, so dass maximal 14 Kinder gleichzeitig unterrichtet werden. Das ermöglicht entsprechende Sicherheitsabstände zwischen den Tischen, an denen jeweils nur ein Kind sitzen wird. Unterrichtet wird dann im Schichtbetrieb. Die erste Hälfte kommt bis um 10 Uhr in die Schule, die andere Hälfte ab 10.15 Uhr bis zum Schluss. Dazwischen und danach werden die Klassenzimmer gereinigt und es wird gelüftet. Parallel zum Präsenzunterricht gibt es in Schomburg eine Notbetreuungsgruppe, in der – je nach Tag – zwischen sechs und zwölf Kinder betreut werden.
Hygiene und Mundschutz: Welche
Digitaler Unterricht ist eine große Baustelle an vielen Schulen in Baden-Württemberg.
Dabei mangelt es weniger am Interesse der Schulen, sondern vielmehr am Angebot. Digitale Plattformen wie Zoom, mit denen Videokonferenzen möglich sind und die sich deshalb grundsätzlich als digitales Klassenzimmer eignen würden, dürfen an Schulen aufgrund von Datenschutzproblemen nicht benutzt werden. Die vor mehreren Jahren vom Kultusministerium auf den Weg gebrachte digitale Bildungsplattform „Ella“(Elektronische Lehrund Lernassistenz) kostete das Land Baden-Württemberg – laut Gutachten des Landesrechnungshofs – 8,7 Millionen Euro.
Und das für nichts, denn „Ella“schaffte es nie in die Praxisphase. Das Kultusministerium und der ausführende Dienstleister trennten sich im Streit. Das Projekt
Regeln gelten hier?
Vor dem Haupteingang werden drei voneinander getrennte Wartebereiche eingerichtet. Von dort holen die Lehrkräfte die Kinder gestaffelt in die Schule. Nach Unterrichtsschluss verlassen die Kinder die Schule dann über den Hinterausgang. Wagner: „So können wir die Schülerströme lenken und durch den Schichtunterricht wird zudem die Pause ausgespart.“Die Garderoben werden nicht mehr benutzt, um die dort herrschende Enge zu vermeiden. Stattdessen bekommt jedes Kind seinen Tisch zugewiesen, an dem es Jacke, Ranzen und Material unterbringen kann. Durch den Schichtbetrieb können auch im Schulbus entsprechende Abstände eingehalten werden. Masken müssen in den Gängen, im Schulbus und bei engerem Schüler-Lehrer-Kontakt getragen werden.
Was bedeutet der Start des Präsenz -unterrichts für die Lehrer?
Eine Lehrkraft falle in die Risikogruppe, aber mit den verbleibenden Kolleginnen und Kollegen bekomme es die Schule gut hin, auch weil sie sehr flexibel seien. Wagner: „Da bin ich froh, dass ich hier so ein gutes Team habe.“
Wie geht es nach den Pfingstferien weiter?
Nach den Pfingstferien bekommen auch die anderen Klassen wieder Präsenzunterricht. Zunächst die Klassen 1 und 3, die Woche darauf dann die Klassen 2 und 4, und das im Wechsel bis zu den Sommerferien. Während zwei Klassen Präsenz -unterricht haben, lernen die anderen gilt als gescheitert. Ein Nachfolgeprojekt, das einen Messenger-Dienst, E-Mail-Adressen für alle Lehrer sowie ein digitales Lernsystem für alle Schulen in Baden-Württemberg zur Verfügung stellen soll, wurde vergangenes Jahr vom Kultusministerium auf den Weg gebracht. Die Plattform, für die 24 Millionen Euro im Landeshaushalt veranschlagt sind, soll allerdings erst ab dem Jahr 2023 Schulen zur Verfügung stehen.
Um die Schulen während der Corona-Krise zu unterstützen, hat das Kultusministerium im März das Lernmanagementsystem „Moodle“für Schulen kostenfrei zur Verfügung gestellt und zusätzliche Serverleistung sowie Speicherkapazität gekauft. Die Plattform war mit Beginn der Corona-Krise unter der Last der Zugriffe in die Knie gegangen. (cast) Schüler zuhause. Bis zu den Sommerferien soll so jedes Grundschulkind auf drei Wochen Präsenzunterricht kommen. Das ist Schulleiterin Jutta Wagner auch wichtig, da es an einer zuverlässigen digitalen Bildungsplattform fehle. In Sachen digitaler Unterricht seien die meisten Schulen „nicht in den Kinderschuhen unterwegs, sondern laufen eher
ANZEIGE barfuß“. Eine Bildungsplattform wie „Ella“wäre da sinnvoll gewesen, sagt Wagner: „So gibt es leider nur viele Notlösungen.“(siehe Info-Kasten)
Grundschule Leupolz
An der Grundschule in Leupolz wird am Montag die Hälfte der Viertklässler zurück in die Schule kommen. Das erklärte Rektorin Eva-Maria King auf SZ-Anfrage. Die Schüler werden den ganzen üblichen Schulvormittag in der Schule sein. „Am nächsten Tag kommt dann die andere Hälfte, auch wieder für den ganzen Vormittag“, so King.
Stundenweiser Unterricht sei in Leupolz ungünstig, da viele Kinder mit dem Bus zum Schule kommen. Empfangen werden die Kinder am Montag von ihrer regulären Klassenlehrerin. Sie gehört nicht zur RisikoGruppe.
Grundschule Kißlegg
Anders wird es in Kißlegg sein: Hier werden nicht alle Viertklässler von ihren Klassenlehrern empfangen. „Die 20 bis 30 Prozent, die oft genannt werden als landesweiter Durchschnitt von Lehrern in der Risiko-Gruppe, zeigt sich auch bei uns“, erklärt Rektorin Doris Kurzhagen.
Die Klassenlehrer, die nicht präsent sein können, werden im Hintergrund organisieren. „Bei der Auswahl der Kollegen, die präsent sein werden, haben wir darauf geachtet, dass den es für die Kinder bekannte Gesichter sind.“Drei vierte Klassen gibt es aktuell an der Grundschule Kißlegg. Sie werden jeweils geteilt, sodass in sechs Räumen unterrichtet wird.