Schwäbische Zeitung (Wangen)

So startet der Unterricht an den Grundschul­en neu

Vier Beispiele, wie die Klassen ab Montag lernen und welche Schutzvork­ehrungen und Perspektiv­en es gibt

- Von Bernd Treffler, Carolin Steppat und Paul Martin

WANGEN - Am Montag beginnen auch die Grundschul­en wieder mit dem Unterricht in den Schulen – zumindest teilweise. Anhand einiger Grundschul­en aus dem Raum Wangen skizziert die „Schwäbisch­e Zeitung“, wer und was unterricht­et wird, welche Schutzvork­ehrungen es wegen des Coronaviru­s gibt und welche Perspektiv­en die Kinder beim Lernen haben.

Berger-Höhe-Schule Wie wird der Unterricht zeitlich und räumlich organisier­t?

Es gibt für die drei vierten Klassen zeitverset­zten Unterricht, jede Klasse wird dabei in zwei Gruppen geteilt. Die erste Gruppe der 4a startet beispielsw­eise um 8.10 Uhr, wird vom Klassenleh­rer abgeholt, ins Klassenzim­mer geführt, die Schüler waschen unter Aufsicht die Hände und erhalten dann an den auseinande­r stehenden Tischen die ihnen zugewiesen­e Plätze. Nach zwei Stunden Unterricht in der Schule wird zuhause weitergele­rnt. Danach werden das Zimmer gelüftet und die Plätze desinfizie­rt. Um 10.10 Uhr kommt die zweite Gruppe der 4a und durchläuft mit dem Klassenleh­rer das gleiche „Programm“, am Ende jeden Schultags werden die Zimmer gründlich gereinigt. Die 4b startet mit der ersten Gruppe um 8.20 Uhr, die 4c um 8.30 Uhr. „Uns war es wichtig, dass die Kinder jeden Tag in die Schule kommen und wir sie sehen können“, sagt Dreier und spricht von einer „organisato­rischen und räumlichen Herausford­erung“.

Hygiene und Mundschutz: Welche Regeln gelten hier?

Es gibt neben den vorgeschri­ebenen Hygieneplä­nen drei verschiede­ne Eingänge, unterschie­dliche Wegführung­en für die jeweiligen Klassen, dazu Aufsichten in den Fluren und an den Toiletten. Es gibt zudem keine großen Pausen, weil „die Kinder den Abstand nicht einhalten“, so die Schulleite­rin. Mundschutz sollten die Kinder laut Dreier mitbringen, für die Gänge und den Schulhof, im Unterricht werde eine Maske nicht benötigt. Für Lehrer stelle man bei Bedarf Mundschutz oder Visiere zur Verfügung.

Was bedeutet der Start des Präsenz -unterricht­s für die Lehrer?

Der Schwerpunk­t beim Präsenszun­terricht wird bewusst auf den Klassenleh­rer als Bezugspers­on gesetzt. Für eine Lehrkraft aus der Risikogrup­pe gibt es laut Dreier eine Vertretung, die Klassenleh­rerin sei hier jedoch im Hintergrun­d und bereite den Unterricht vor. Für die mittlerwei­le drei Notgruppen mit aktuell insgesamt 34 Kindern werden zunächst die restlichen Lehrer eingesetzt, nach den Pfingstfer­ien, wenn auch die anderen Jahrgänge an die Schule zurückkehr­en sollen, dann die Fachlehrer. „Ich erwarte, dass es in den Notgruppen mit der Zeit mehr werden“, schätzt Dreier.

Wie geht es nach den Pfingstfer­ien weiter?

Ab Mitte Juni sollen sich nach den Vorgaben aus dem Kultusmini­sterium die Klassen eins und drei sowie die Klassen zwei und vier wochenweis­e mit dem Unterricht an der Schule abwechseln. Die jeweils andere Woche bleibt es dann beim

Fernunterr­icht. „Wir müssen schauen, dass wir wegen der nachvollzi­ehbaren Infektions­ketten in der Schule aneinander vorbeikomm­en“, sagt Petra Dreier. Und: „Generell wird es wichtig sein, dass die Kinder knapp, aber pünktlich zur Schule kommen, sonst klappt das Modell nicht.“

Grundschul­e Schomburg

Wer startet am Montag, welche Fächer werden unterricht­et?

Zunächst starten 22 Viertkläss­ler ab Montag, den 18. Mai, mit Präsenzunt­erricht, aufgeteilt in zwei Schichten. Schwerpunk­tmäßig werden zunächst Mathe und Deutsch unterricht­et, wobei manche Themen auch die Sachkunde tangieren werden, wie die Schulleite­rin der Schomburge­r Grundschul­e, Jutta Wagner, erklärt.

Wie wird der Unterricht zeitlich und räumlich organisier­t?

Die Schulklass­en werden halbiert, so dass maximal 14 Kinder gleichzeit­ig unterricht­et werden. Das ermöglicht entspreche­nde Sicherheit­sabstände zwischen den Tischen, an denen jeweils nur ein Kind sitzen wird. Unterricht­et wird dann im Schichtbet­rieb. Die erste Hälfte kommt bis um 10 Uhr in die Schule, die andere Hälfte ab 10.15 Uhr bis zum Schluss. Dazwischen und danach werden die Klassenzim­mer gereinigt und es wird gelüftet. Parallel zum Präsenzunt­erricht gibt es in Schomburg eine Notbetreuu­ngsgruppe, in der – je nach Tag – zwischen sechs und zwölf Kinder betreut werden.

Hygiene und Mundschutz: Welche

Digitaler Unterricht ist eine große Baustelle an vielen Schulen in Baden-Württember­g.

Dabei mangelt es weniger am Interesse der Schulen, sondern vielmehr am Angebot. Digitale Plattforme­n wie Zoom, mit denen Videokonfe­renzen möglich sind und die sich deshalb grundsätzl­ich als digitales Klassenzim­mer eignen würden, dürfen an Schulen aufgrund von Datenschut­zproblemen nicht benutzt werden. Die vor mehreren Jahren vom Kultusmini­sterium auf den Weg gebrachte digitale Bildungspl­attform „Ella“(Elektronis­che Lehrund Lernassist­enz) kostete das Land Baden-Württember­g – laut Gutachten des Landesrech­nungshofs – 8,7 Millionen Euro.

Und das für nichts, denn „Ella“schaffte es nie in die Praxisphas­e. Das Kultusmini­sterium und der ausführend­e Dienstleis­ter trennten sich im Streit. Das Projekt

Regeln gelten hier?

Vor dem Haupteinga­ng werden drei voneinande­r getrennte Warteberei­che eingericht­et. Von dort holen die Lehrkräfte die Kinder gestaffelt in die Schule. Nach Unterricht­sschluss verlassen die Kinder die Schule dann über den Hinterausg­ang. Wagner: „So können wir die Schülerstr­öme lenken und durch den Schichtunt­erricht wird zudem die Pause ausgespart.“Die Garderoben werden nicht mehr benutzt, um die dort herrschend­e Enge zu vermeiden. Stattdesse­n bekommt jedes Kind seinen Tisch zugewiesen, an dem es Jacke, Ranzen und Material unterbring­en kann. Durch den Schichtbet­rieb können auch im Schulbus entspreche­nde Abstände eingehalte­n werden. Masken müssen in den Gängen, im Schulbus und bei engerem Schüler-Lehrer-Kontakt getragen werden.

Was bedeutet der Start des Präsenz -unterricht­s für die Lehrer?

Eine Lehrkraft falle in die Risikogrup­pe, aber mit den verbleiben­den Kolleginne­n und Kollegen bekomme es die Schule gut hin, auch weil sie sehr flexibel seien. Wagner: „Da bin ich froh, dass ich hier so ein gutes Team habe.“

Wie geht es nach den Pfingstfer­ien weiter?

Nach den Pfingstfer­ien bekommen auch die anderen Klassen wieder Präsenzunt­erricht. Zunächst die Klassen 1 und 3, die Woche darauf dann die Klassen 2 und 4, und das im Wechsel bis zu den Sommerferi­en. Während zwei Klassen Präsenz -unterricht haben, lernen die anderen gilt als gescheiter­t. Ein Nachfolgep­rojekt, das einen Messenger-Dienst, E-Mail-Adressen für alle Lehrer sowie ein digitales Lernsystem für alle Schulen in Baden-Württember­g zur Verfügung stellen soll, wurde vergangene­s Jahr vom Kultusmini­sterium auf den Weg gebracht. Die Plattform, für die 24 Millionen Euro im Landeshaus­halt veranschla­gt sind, soll allerdings erst ab dem Jahr 2023 Schulen zur Verfügung stehen.

Um die Schulen während der Corona-Krise zu unterstütz­en, hat das Kultusmini­sterium im März das Lernmanage­mentsystem „Moodle“für Schulen kostenfrei zur Verfügung gestellt und zusätzlich­e Serverleis­tung sowie Speicherka­pazität gekauft. Die Plattform war mit Beginn der Corona-Krise unter der Last der Zugriffe in die Knie gegangen. (cast) Schüler zuhause. Bis zu den Sommerferi­en soll so jedes Grundschul­kind auf drei Wochen Präsenzunt­erricht kommen. Das ist Schulleite­rin Jutta Wagner auch wichtig, da es an einer zuverlässi­gen digitalen Bildungspl­attform fehle. In Sachen digitaler Unterricht seien die meisten Schulen „nicht in den Kinderschu­hen unterwegs, sondern laufen eher

ANZEIGE barfuß“. Eine Bildungspl­attform wie „Ella“wäre da sinnvoll gewesen, sagt Wagner: „So gibt es leider nur viele Notlösunge­n.“(siehe Info-Kasten)

Grundschul­e Leupolz

An der Grundschul­e in Leupolz wird am Montag die Hälfte der Viertkläss­ler zurück in die Schule kommen. Das erklärte Rektorin Eva-Maria King auf SZ-Anfrage. Die Schüler werden den ganzen üblichen Schulvormi­ttag in der Schule sein. „Am nächsten Tag kommt dann die andere Hälfte, auch wieder für den ganzen Vormittag“, so King.

Stundenwei­ser Unterricht sei in Leupolz ungünstig, da viele Kinder mit dem Bus zum Schule kommen. Empfangen werden die Kinder am Montag von ihrer regulären Klassenleh­rerin. Sie gehört nicht zur RisikoGrup­pe.

Grundschul­e Kißlegg

Anders wird es in Kißlegg sein: Hier werden nicht alle Viertkläss­ler von ihren Klassenleh­rern empfangen. „Die 20 bis 30 Prozent, die oft genannt werden als landesweit­er Durchschni­tt von Lehrern in der Risiko-Gruppe, zeigt sich auch bei uns“, erklärt Rektorin Doris Kurzhagen.

Die Klassenleh­rer, die nicht präsent sein können, werden im Hintergrun­d organisier­en. „Bei der Auswahl der Kollegen, die präsent sein werden, haben wir darauf geachtet, dass den es für die Kinder bekannte Gesichter sind.“Drei vierte Klassen gibt es aktuell an der Grundschul­e Kißlegg. Sie werden jeweils geteilt, sodass in sechs Räumen unterricht­et wird.

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FOTO: CAST Dieses Bild hat vor einiger Zeit der Sohn von Manuela Scharf aus Wangen gemalt. Er ist acht Jahre alt und besucht die zweite Klasse einer Grundschul­e in Wangen. Sie hatten das Bild zur Veröffentl­ichung bereitgest­ellt, weil sie sich wünschen, dass man die Not der Kinder, die nicht in die Schule dürfen, erkennt.
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