Schwäbische Zeitung (Wangen)

Königstier­e helfen beim Entschleun­igen

Jutta Link hatte früher Pferde, heute bietet sie Wanderunge­n mit Lamas und Alpakas an

- Von Olaf Winkler

MAIERHÖFEN - Da staunt mancher Wanderer am Fuß des Iberg in Maierhöfen nicht schlecht: Während auf den meisten Wiesen der Umgebung Kühe grasen, sind es auf einem Grundstück in Riedholz Alpakas und Lamas. Insgesamt vier Tiere sind seit zwei Jahren bei Jutta Link zu Hause. Sie bietet inzwischen auch Wanderunge­n mit den Tieren an und freut sich schon auf den durch die CoronaPand­emie verzögerte­n Saisonstar­t.

Jutta Link stammt ursprüngli­ch aus der Nähe von Heilbronn. Seit zehn Jahren lebt die gelernte Krankensch­wester mit ihrem Ehemann und ihren vier Kindern auf einem ehemaligen Bauernhof. Etwa 7000 Quadratmet­er Land gehören dazu – und so stand für die 52-Jährige außer Frage, dass sie dort wieder Pferde haben wollte. Die spielten früher eine große Rolle in ihrem Leben. Und so hat sie 2003 auch eine Weiterbild­ung im Bereich der pferdegest­ützten Therapie gemacht.

Schon damals hat sie in einer Phase der berufliche­n Überlastun­g gespürt, dass ihr die Arbeit mit den Tieren gutgetan hat. Sie wusste aber auch: „Pferde brauchen viel Pflege.“Die Zeit dafür fehlte ihr. Doch sie wurde auf Alpakas und Lamas aufmerksam. „Sie machen deutlich weniger Aufwand“, hat Jutta Link schnell gelernt und vor zwei Jahren bei einem Züchter in Südtirol ihre beiden Lamas Camaro und Bonito sowie die Alpakas Carlo und Django erworben. Die vier Tiere leben jetzt als kleine Herde auf ihrem Hof. Das entspreche dem natürliche­n Verhalten der in Südamerika beheimatet­en Tiere, die zur Familie der Kamele gehören.

Bewusst entschied sich Link für beide Arten. „Alpakas sind kleiner und optimal für Kinder. Sie bewegen sich auf Augenhöhe“, sagt die 52-Jährige. Die beiden Lamas bringen Ruhe in die Herde. In ihrer Heimat dienen sie als Nutztiere, während Alpakas vor allem wegen ihrer Wolle gezüchtet und als Königstier­e bezeichnet werden. Denn vor allem die Königshäus­er hielten sich Alpakas.

Mithilfe von Büchern, dem Internet und Seminaren hat sich Jutta Link Wissen über die Tiere angeeignet und selbst viele Erfahrunge­n gesammelt. So musste sie erfahren, dass Alpakas auf Schumpen sehr nervös reagieren. Das weit verbreitet­e Vorurteil, dass die Tiere Menschen anspucken, stimme hingegen nicht: „Spucken tun sie nur aufeinande­r und meist aus Futterneid.“

Nicht zuletzt ein Foto ihrer Tiere in der Heimatzeit­ung hat zu einer verstärkte­n Nachfrage geführt. Vor allem Gäste des nahen Feriendorf­s wollten mit den Tieren in Kontakt kommen. Und so bietet Link inzwischen geführte Wanderunge­n an. Mit Schulklass­en war sie schon unterwegs und auch Kindergebu­rtstage kann sie sich gut vorstellen. Doch auch Erwachsene haben schon an den Wanderunge­n teilgenomm­en und dabei meist die Entschleun­igung erlebt, die sich fast zwangsläuf­ig ergibt. Denn allzu schnell sind Lamas und Alpakas nicht unterwegs. Und immer mal kann es vorkommen, dass die Tiere nicht in die gewünschte Richtung wollen. „Dann lassen sie sich auch nicht zerren. Es gilt, in Ruhe einen anderen Weg zu nehmen“, erklärt Jutta Link.

Mit den angebotene­n Wanderunge­n will Jutta Link keinen Gewinn machen, mit dem eingenomme­nen Geld aber einen Teil der Kosten decken. Als Christin wolle sie „den Menschen dienen“, sagt die 52-Jährige. Die Zeit mit den Tieren sei ideal, „um zur Ruhe zu kommen, über das Leben nachzudenk­en und aus dem vollgepack­ten Alltag rauszukomm­en“. Wenn sich dabei ein Gespräch über Gott ergibt, freut das die gläubige Frau umso mehr.

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