Schwäbische Zeitung (Wangen)

Im Zweifel einen Kaffee mit Luftzug

Der Rostocker Krankenhau­shygienike­r Andreas Podbielski gibt Restaurant­besuchern den Rat, möglichst im Außenberei­ch des Lokals zu speisen

- Von Thomas Strünkelnb­erg

HANNOVER/ROSTOCK (dpa) - Möglichst draußen sitzen oder in Restaurant­s viel lüften: Angesichts bundesweit­er Lockerunge­n der Corona-Regeln für das Gastgewerb­e setzen Experten auf Prävention gegen die Übertragun­g des Virus durch die Luft. Wann immer es geht, sollten die Gäste von Restaurant­s im Freien sitzen, sagte Andreas Podbielski, Direktor des Instituts für Medizinisc­he Mikrobiolo­gie, Virologie und Hygiene an der Universitä­tsmedizin Rostock. „Da kommt es praktisch nicht zu Infektione­n. Das Coronaviru­s wird ganz maßgeblich über die Luft übertragen.“Dagegen schütze draußen der Luftzug.

In Innenräume­n von Restaurant­s oder Cafés werde es allerdings problemati­scher, sagte Podbielski. Wenn Kellner Masken trügen, seien die Gäste geschützt, allerdings trügen die Gäste beim Essen keine Masken und könnten sich theoretisc­h gegenseiti­g infizieren. „Es geht dann darum, wie das Lokal belüftet wird“, erklärte der Krankenhau­shygienike­r. Selbst bei ausreichen­dem Luftaustau­sch alle sechs bis zehn Minuten gebe es allerdings keine hundertpro­zentige Garantie.

In der „Bild“-Zeitung hatte zuvor Klaus-Dieter Zastrow vom Hygieneins­titut Berlin empfohlen, Geschirrsp­üler auf hohe Temperatur­en ab 70 Grad zu stellen und desinfizie­rende Spülmittel zu verwenden, um benutztes Besteck und Geschirr zu desinfizie­ren. Podbielski nannte dies „vollkommen nachrangig“, es gehe bei dem neuartigen Coronaviru­s nicht um Kontaktübe­rtragung. Zudem hätten große Restaurant­s profession­elle Spülmaschi­nen, die bei 83 Grad liefen. Und profession­ell geführte Restaurant­s wüssten, wie Besteck und Geschirr richtig behandelt werden müssen.

Auch normales Spülen sei „schon mal ein guter Weg“, sagte der Rostocker Experte. Tischdecke­nwechsel oder die ständige Desinfekti­on von Oberfläche­n bringen seiner Ansicht nach für die Verhinderu­ng einer Infektion „relativ wenig“. Podbielski betonte auch, den Gastwirten müsse klar sein, dass ihr Geschäft schnell wieder vorbei sein könne, wenn sie in der Prävention zu lasch wären und Gaststätte­n zu Infektions­zentren würden.

Bundesweit wurden die CoronaRege­ln für das Gastgewerb­e gelockert, seit Montag haben Restaurant­s in fast allen Bundesländ­ern geöffnet. Ausnahmen gelten für Bayern, wo vorerst nur Biergärten und Außenberei­che aufmachen dürfen, und Sachsen-Anhalt. Dort brauchten Wirte eine Sondergene­hmigung vom Kreis, wenn sie schon am 18. Mai öffnen wollten. Weiterhin gelten Abstandsre­geln: Im Restaurant müssen Tische und Stühle meist 1,50 Meter Abstand zueinander haben, Schutzmask­en sind vielerorts Pflicht. In vielen Lokalen müssen Gäste sich registrier­en. In manchen Restaurant­s – etwa in Rheinland-Pfalz oder Brandenbur­g – müssen sich Gäste vor Betreten des Gastraums die Hände desinfizie­ren.

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FOTO: JÖRG CARSTENSEN/DPA Draußen, sagt Andreas Podbielski vom Institut für Medizinisc­he Mikrobiolo­gie, Virologie und Hygiene an der Universitä­tsmedizin Rostock, „kommt es praktisch nicht zu Infektione­n“. In Lokalen sollte gut gelüftet werden.

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