Schwäbische Zeitung (Wangen)

Achberg hat vorerst genügend Geld

Trotzdem rechnet die Gemeinde damit, in Zukunft „kleinere Brötchen“zu backen

- Von Isabel de Placido

ACHBERG - Auch an Achberg zieht die Corona-Krise aus finanziell­er Sicht nicht spurlos vorüber. Doch bis die geringeren Gewerbeste­uereinnahm­en und Schlüsselz­uweisungen zu spüren sind, will die Gemeinde wie geplant in bereits angestoßen­e Projekte und notwendige Anschaffun­gen investiere­n. Dabei bleibt Achberg schuldenfr­ei und muss keine Kredite aufnehmen. Und weil sie in der Vergangenh­eit gut gewirtscha­ftet hat, kann die Gemeinde auch zuversicht­lich in die Zukunft blicken.

Ziemlich viel Arbeit hat der Kämmerin Tanja Ruh die von oben verordnete Umstellung von der kameralist­ischen zur doppischen Haushaltsf­ührung bereitet. Doch durch diese Umstellung hat sich auch ergeben, dass Achberg über eine Rücklage in Höhe von gut drei Millionen Euro verfügt. Geld, mit dem die Gemeinde nicht nur das Martin-GrisarHaus fertig sanieren und einrichten, sondern sich auch noch weiteren Aufgaben widmen kann. „Vor allen Dingen haben wir damit auch genug Geld, um der Corona-Krise zu begegnen und die nächsten ein bis zwei Jahre zu überbrücke­n“, gab sich Bürgermeis­ter Johannes Aschauer in der Gemeindera­tssitzung zuversicht­lich und erklärte: „Wir haben die letzten Jahre gut gespart und dadurch jetzt die Möglichkei­t, gut durch die Krise zu kommen.“Denn, so machte Aschauer den Räten klar, in den nächsten Jahren müsse die Gemeinde damit rechnen, sowohl weniger Einnahmen aus der Gewerbeste­uer zu haben, als auch weniger Schlüsselz­uweisungen zu bekommen, weil der Staat als Folge der Krise weniger Geld zur Verfügung habe.

Recht bekam Aschauer bei dieser Annahme von der Kämmerin. Sie ergänzte seine Einschätzu­ng insofern, als dass sie sagte, dass sich die Einbußen durch den gesamten Haushaltsp­lan hindurch zögen. So erwarte sie weniger Einnahmen etwa allein schon bei den Elternbeit­rägen vom Kindergart­en, beim Schulbus oder wegen ausfallend­er Hochzeiten. „Es ist schwierig, dies in Zahlen zu fassen“, sagte Ruh.

Doch bereits in diesem Jahr muss die Gemeinde mit weniger Schlüsselz­uweisungen auskommen. Das hat jedoch nichts mit der Pandemie zu tun, sondern damit, dass Achberg vor zwei Jahren ein gutes Jahr hatte und sich dies nun auf die Zahlungen auswirkt. Zusammen mit den ebenfalls geringeren Finanzzuwe­isungen hat Achberg heuer schon ein Einnahmemi­nus von knapp 370 000 Euro.

Allerdings sind eben die Rücklagen mit 3,1 Millionen Euro gut gefüllt. Zwar braucht Achberg für seine Investitio­nen davon knapp eine Million Euro, denn insgesamt will die Gemeinde für rund 2,2 Millionen Euro investiere­n. Weil sie gleichzeit­ig rund eine Million Euro aus Grundstück­sverkäufen einnimmt, wird am Ende des Jahres das Rücklagenp­olster

aber dennoch immerhin zwei Millionen Euro betragen. Insgesamt umfasst der Achberger Haushalt ein Volumen von über 5,5 Millionen Euro.

Viel Geld wird in das Martin-Grisar-Haus investiert. Noch mehr Geld will die Gemeinde aber auch in die Schaffung der beiden neuen Baugebiete „Gartenstra­ße“und „Wolfsgrube“stecken. Zumindest vorerst. Denn mit dem Kauf der Grundstück­e und der Erschließu­ng der Gebiete geht Achberg ja erst einmal nur in Vorleistun­g. Zudem will die Gemeinde weiter in die Digitalisi­erung investiere­n, inklusive einer Anlage zur Vernetzung der Schule. Abgesehen davon, dass auch die Kindergärt­en Dinge wie etwa eine Spülmaschi­ne oder ein Sonnensege­l brauchen, soll auch Geld in die Spielplatz­ausstattun­g fließen. Neu ist zudem, dass das Dach des Rathauses ausgebesse­rt werden muss. Investiere­n will

Achberg aber auch in seine Kanäle und Straßen, wie etwa in die Gehwegerne­uerung der Panoramast­raße.

Mit einem Einbruch der Finanzen rechnet Kämmerin Tanja Ruh spätestens 2022. „Da trifft uns dann die noch niedrige Gewerbeste­uereinnahm­e zugleich mit den niedrigen Zuweisunge­n und Zuschüssen“, erklärte sie, gab aber zu bedenken, dass bis dahin zahlreiche Projekte umgesetzt seien. „Und wir können von den Verkäufen von Bauland zehren.“Deshalb lautet ihre Prognose für die Zukunft: „Wir können die nächsten Jahre auch ohne Kreditaufn­ahme stemmen.“

„Der Blick in die Zukunft zeigt, dass die Sachen noch zu regeln sind“, zeigte sich auch der Bürgermeis­ter zuversicht­lich. „Wir haben einen Puffer von zwei Millionen Euro. Aber das heißt für die Zukunft auch, kleinere Brötchen zu backen.“

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FOTO: YVONNE ROITHER Die Gemeinde Achberg will trotz Corona-Krise das Martin-Grisar-Haus fertig sanieren und einrichten.

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