Schwarzer Adler: Gastronom meldet Insolvenz an
Pächter Thomas Rau hört nach fast sechs Jahren in Bad Saulgau auf – Corona-Pandemie lässt ihm keine andere Wahl
BAD SAULGAU - Keine Garnituren im Biergarten, die Sonnenschirme sind eingespannt: Das Hotel Gasthof Schwarzer Adler in der Bad Saulgauer Innenstadt ist Ende vergangener Woche geschlossen worden. Pächter Thomas Rau hat am Montag, 25. Mai, Insolvenz angemeldet. „Ich musste die Reißleine ziehen“, sagt der 37-Jährige im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“Bad Saulgau.
Nach einem gemeinsamen Foto mit seiner Partnerin Martina Aftim ist Pächter Thomas Rau derzeit nicht zumute. Das Lächeln in die Kamera fällt ihm schwer und würde der Situation auch nicht gerecht werden. „Es schmerzt sehr, den Gastronomiebetrieb aufzugeben“, sagt Rau, der erst kürzlich seine Gäste bei Facebook über die Schließung informiert hatte. Viele davon brachten ihr Bedauern zum Ausdruck, lobten den tadellosen Service und vor allem die gute Küche, in der Rau fünfeinhalb Jahre lang stand.
Im Oktober 2014 wagte Rau mit 31 Jahren als Nachfolger des Ehepaars Stefan und Sandy Lutz mit seiner Partnerin und gelernten Servicekraft Martina Aftim den Sprung in die Selbstständigkeit. Zuvor war er als Küchenchef im Restaurant Bootshaus in Sigmaringen angestellt. Nach ersten Anlaufschwierigkeiten an neuer Wirkungsstätte fassten die beiden Fuß in ihrem Gastronomiebetrieb, freuten sich über Familienfeiern oder den Besuch von Jahrgängern und Vereinen. Die 14 Hotelzimmer waren ebenfalls gut ausgebucht. „Es lief eigentlich ganz ordentlich.“
Aber zuletzt wurde die Zahlen deutlich schlechter, gerade in den vergangenen Wintermonaten wurde der Umsatz spürbar weniger, Weihnachtsfeiern wurden seltener, viele Zimmer blieben leer. „Wir hatten einige Firmen, die zu diesem Zeitpunkt schon in Kurzarbeit waren, was eine geringere Anzahl an Hotelgästen zur Folge hatte“, sagt Thomas Rau. Und dann kam es noch schlimmer, denn dann kam Corona. Der 21. März war der letzte normale Öffnungstag im Hotel Schwarzer Adler. Das Restaurant machte ohne einen einzigen Gast keinen Umsatz mehr, das Hotel war verwaist, weil Dienstreisen untersagt wurden. Der Abholservice lief eher schleppend, konnte nie und nimmer die Umsätze ersetzen. 40 bis 50 Prozent Umsatzverluste – hatte Rau ausgerechnet – würde das Hotel Schwarzer
Adler auf das Jahr gesehen erwirtschaften. „Die Corona-Krise hat uns endgültig den Stecker gezogen“, so Rau. Dabei sei Mitte März das Personal seit langer Zeit endlich wieder komplett gewesen, ergänzt Martina Aftim. Den zehn Mitarbeitern, darunter viele Aushilfskräfte, wurde bereits gekündigt. „Das bedaure ich sehr“, sagt Thomas Rau, der in den vergangenen Wochen wegen vieler offener Rechnungen kaum geschlafen hat – zu belastend, zu aussichtslos war die Situation für ihn in der Corona-Krise. „Da hat auch die staatliche Soforthilfe nichts gebracht.“
Die Aussichten auf Besserung nach der Lockerung für die Restaurants waren ebenfalls trübe. „Es gab nur vereinzelt Zimmerreservierungen von Dienstreisenden“, sagt Rau. Familienfeiern oder Vereinssitzungen
stünden erst wieder ab September in seinem Terminkalender. „Die Leute sind einfach verängstigt“, ergänzt Martina Aftim, der es in all den Jahren wichtig gewesen sei, „dass sich die Gäste bei uns wohlfühlen“.
Die seit Wochen andauernde Corona-Pandemie habe Rau letztendlich keine andere Wahl gelassen, als Insolvenz anzumelden. „Das war alles andere als einfach für mich.“Nun will er so schnell wie möglich wieder in der Küche stehen – als Angestellter, nicht mehr als Selbstständiger, der das betriebswirtschaftliche Risiko alleine tragen muss. „Ich hoffe, dass ich einen Job bekomme“, sagt Rau, dessen Partnerin ebenfalls gerne in der Gastronomie tätig sein will.
Jetzt müssten die beiden erst einmal die Schließung des Hotels Schwarzer Adler verdauen.